
Von Vätern wird heute oft mehr erwartet als früher, ihre Rolle ist in den vergangenen Jahren zunehmend in den Fokus gerückt. Gehört das traditionelle Bild des Vaters, der das Einkommen der Familie sichert und nur am Wochenende mit den Kindern spielt, der Vergangenheit an? Auf welche Dinge legen Väter heute besonderen Wert?
Antworten gibt ein Vater aus Würzburg: Maximilian Thorsteinsson arbeitet als Sonderpädagoge in einer stationären Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe und leitet einmal im Monat den Vätertreff im Würzburger Generationen-Zentrum Matthias Ehrenfried. Der 31-Jährige hat zwei Töchter, sechs und zwei Jahre alt.
Maximilian Thorsteinsson: Bei meiner großen Tochter habe ich drei Jahre Elternzeit genommen. Damals war ich noch Student, während meine Frau ihre Ausbildung zur Hebamme in Vollzeit fortsetzen musste. Diese Zeit mit meiner großen Tochter war unglaublich schön und intensiv. Diese erste Zeit mit einem Baby ist etwas ganz Besonderes. Man ist sich unheimlich nahe. Diese enge Bindung spüre ich auch heute noch. Diese Nähe ist schwer zu erreichen, wenn man den ganzen Tag arbeitet. Im Februar, März und April werde ich wieder Elternzeit für unsere kleine Tochter nehmen. Auch diesmal wird meine Frau wieder Vollzeit arbeiten.
Thorsteinsson: Es bedeutet, dass wir Eltern uns auf Augenhöhe begegnen. Als moderner Vater muss ich nicht mehr der Alleinernährer der Familie sein, sondern ich übernehme aktiv Aufgaben, die früher vielleicht traditionell den Müttern vorbehalten waren. Egal ob beim Wickeln, Füttern, Spielen oder bei den Hausaufgaben – ich möchte ein lebendiger Teil des Alltags meiner Kinder sein und die enge Bindung zu ihnen aufbauen. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es immer noch als besonders angesehen wird, wenn ein Vater sich genauso um seine Kinder kümmert wie die Mutter.
Thorsteinsson: Jeder Elternteil hat das Recht, bis zu drei Jahre Elternzeit zu nehmen, um sich der Betreuung und Erziehung seines Kindes zu widmen. Diese Elternzeit ist ein gesetzlich verankerter Anspruch, den Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen gegenüber ihrem Arbeitgeber geltend machen können. Meine erste Elternzeit war von Anfang an so geplant, das habe ich bereits im Vorfeld mit meinem Arbeitgeber abgesprochen. Als ich jetzt gesagt habe, dass ich bei meinem zweiten Kind wieder Elternzeit nehmen möchte, war der erste Kommentar: "Schon wieder?"

Thorsteinsson: Wir arbeiten beide im Schichtdienst, und wir haben keine Familie in der Nähe. Zwei Personen, die fast oder vollständig in Vollzeit im Schichtdienst arbeiten, das ist eine große Herausforderung. Deshalb nehme ich jetzt auch noch mal Elternzeit. In der Krabbelgruppe, die ich mit meiner ältesten Tochter besuchte, war ich der einzige Mann. Manchmal fühlte ich mich ausgegrenzt oder misstrauisch beäugt. Viele Familien scheinen noch immer einem eher konservativen Familienmodell zu folgen, bei dem die Mutter lange zu Hause bleibt und der Vater als Haupternährer fungiert.
Thorsteinsson: Wir erziehen unsere Kinder liebevoll. Das klingt vielleicht etwas abgedroschen, aber wir sind definitiv einfühlsam. In unserer Partnerschaft nehme ich oft die Rolle des Strengeren ein. Was bedeutet, dass ich konsequenter in der Umsetzung von Regeln bin. Es gibt einige Dinge, bei denen ich fest davon überzeugt bin, dass sie konsequent durchgezogen werden müssen.
Thorsteinsson: Mir fällt immer wieder auf, dass beim Vätertreff eine ganz besondere Atmosphäre herrscht, die sich deutlich von einem herkömmlichen Elterntreffen mit Kindern, Frauen und Männern unterscheidet. Väter wirken auf mich gelassener und lassen ihre Kinder einfach mal machen. Sie scheinen weniger besorgt als Mütter zu sein und verspüren nicht den Drang, ständig alles zu regulieren.
Thorsteinsson: Ich betrachte meine Rolle als Vater als große Chance. Es gibt nichts Erfüllenderes, als meine Kinder heranwachsen zu sehen und aktiv an ihrem Leben teilzuhaben. Als moderner Vater habe ich die Chance, eine tiefe Beziehung zu meinen Kindern aufzubauen, die weit über das hinausgeht, was frühere Generationen erfahren haben. Meine große Tochter ruft zum Beispiel nicht immer nach Mama, wenn sie gestürzt ist oder Hilfe braucht, sondern sie ruft instinktiv auch nach Papa. Es wäre schrecklich für mich, nichts von den Kindern mitzubekommen. In diesem Alter lernen Kinder jeden Tag etwas Neues, und ich schätze es sehr, diese Entwicklungsschritte mitzuerleben.
Wir werden sehen, wenn die Kinder in der Pubertät sind, ob ein zu moderner Vater nicht auch peinlich sein kann. Kinder brauchen Vorbilder.