
Das Coronavirus kann tödlich sein, wie besonders die Zahlen der zweiten Welle zeigen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet immer wieder traurige Rekordzahlen, zuletzt am 14. Januar: 1244 Todesfällen innerhalb von 24 Stunden. So viele Menschen wie nie zuvor waren im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion in Deutschland gestorben. Aber steigen durch hohe Corona-Todesfälle auch insgesamt die monatlichen Sterbezahlen? Oder lässt sich eine eventuell erhöhte Sterblichkeit auch mit natürlichen Schwankungen erklären? Ein Blick auf die Todeszahl-Statistik für Unterfranken.
In den zurückliegenden Jahren 2016 bis 2019 sind laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik jährlich zwischen 13 484 und 14 818 Personen in Unterfranken gestorben. Eine Schwankung von etwa 10 Prozent liegt also im Normalbereich: "Gründe dafür können unter anderem das Wetter, aber auch Infektionskrankheiten wie die Grippe sein", erklärt ein Sprecher des Landesamtes. Influenza-Wellen oder besonders heiße Sommer schlagen sich in den Sterbezahlen nieder, so kommt es zu natürlichen statistischen Schwankungen.
In Hotspots Sterblichkeit signifikant erhöht – auch in Unterfranken
Für November und Dezember 2020 liegt zwar noch keine Statistik zur Sterblichkeit in Bayern und speziell Unterfranken vor. Doch beim Landesamt für Statistik heißt es über das Corona-Jahr: "Die Sterbefallzahlen 2020 sind für Bayern insgesamt noch nicht signifikant erhöht, zumindest, was die erste Jahreshälfte anbetrifft."
Ganz anders schaue es jedoch aus, wenn man einen Blick auf die von der ersten Corona-Welle stark betroffenen Landkreise in Bayern wirft, berichtet der Sprecher: "Hier ist auf Kreisebene auch im Frühjahr bereits eine deutlich erhöhte Sterblichkeit festzustellen." So seien beispielsweise im damals stark von hohen Infektionszahlen betroffenen Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz im April 2020 mit 175 Sterbefällen mehr als doppelt so viele Menschen gestorben wie im April 2019 (76 Sterbefälle).

Ähnliches lässt sich auch in Unterfranken beobachten – besonders, wenn man die Zahl der Verstorbenen aus der Gruppe der über 65-Jährigen betrachtet, bei denen Covid-19-Infektionen oft schwerer verlaufen. In Landkreisen mit starken Ausbrüchen im April 2020 stieg auch die Sterblichkeit für diese Altersgruppe signifikant an. Starben etwa im Landkreis Miltenberg im betreffenden Monat der Jahre 2016 bis 2019 durchschnittlich rund 96 Menschen über 65 Jahren, waren es im vergangenen April 135 Verstorbene aus dieser Altersgruppe - ein Anstieg von 41 Prozent.
April-Statistiken zeigen Anstieg bei den älteren Verstorbenen
Auch in Würzburg, wo das Virus gleich zu Beginn der Pandemie in mehreren Seniorenheimen ausgebrochen war, stieg im April 2020 die Zahl der Verstorbenen in der Altersgruppe "65 Jahre oder älter" um 28 Prozent. Eine erhöhte Sterblichkeit bei den älteren Menschen zeigt die April-Statistik auch für die Landkreise Aschaffenburg (rund 25 Prozent) und Main-Spessart (rund 17 Prozent). In Unterfranken insgesamt gab es im April 2020 rund 12 Prozent mehr Tote in der Altersgruppe als durchschnittlich in den Vorjahren.
Corona als Ursache noch nicht endgültig geklärt
Wie ist dieser Anstieg also zu bewerten? "Ob die auf Kreisebene zeitweise erhöhte Sterblichkeit auf Corona zurückzuführen ist, können wir nicht sagen", sagt der Sprecher des Landesamtes für Statistik. Die Statistik der Todesursachen werde erst im Laufe des Jahres vorliegen.
Was jedoch offenkundig sei: "Dass es in einigen Kreisen zeitweise eine deutlich erhöhte Sterblichkeit gegeben hat und diese Erhöhung in von Corona stark betroffenen Landkreisen besonders deutlich bemerkbar ist." Es liege demnach nahe, dass Corona die Ursache für den Anstieg war – auch wenn das anhand der reinen Statistik derzeit noch nicht endgültig bestätigt werden könne.
Warum fehlt in der Grafik Schweinfurt (Stadt)? Nach einem anderen MP-Artikel ist da die Sterblichkeit prozentual gesunken.
in der Grafik ist nur die Entwicklung in den Regionen abgebildet, die von Corona stark betroffen waren.
Mit freundlichen Grüßen
Silke Albrecht
In den unterschiedlichen Altersgruppen sieht es anders aus. Bei den Ü-70-Jährigen kann man schon eine gewisse Übersterblichkeit feststellen. Das mag zum einen daran liegen, dass sich in den letzten 5 Jahren der Anteil der Ü-80-Jährigen in der Gesamtbevölkerung um ca. 1 Mio. erhöht hat und zum anderen, dass der SarsCov 2 Virus wirklich für eine gewisse Altersgruppe recht gefährlich ist. Auch der Umstand dass viele Personen dieser Altersgruppe mit multiblen schweren Vorerkrankungen in Alters- und Pflegeheimen wohnen träg dazu bei, dass bei einem Ausbruch in einer solchen Einrichtung viele Erkrankte mit den bekannten Folgen zu verzeichnen sind. In MSP beispielsweise kommen ca. 75 % aller Verstorbenen aus Heimen und der Altersdurchschnitt lag bei 85,5 Jahren.
Im April 2016 bis 2019 sind in Unterfranken durchschnittlich 1003,5 Menschen im Alter über 65 Jahren gestorben.
Im April 2020 sind 1119 oder 11,6% bzw. 115,5 Menschen mehr gestorben.
Wer jetzt mit geburtenstarke Jahrgänge oder Zufall daherkommt, will bzw. kann die Zahlen nicht verstehen!
das habe ich schon verstanden und streite das überhaupt nicht ab.
Mir ging es lediglich darum, dass in der Überschrift etwas suggeriert wird obwohl
dafür laut Artikel noch keine Daten vorhanden sind. Nicht mehr und nicht weniger.
die betrachtung von einzelnen regionen und einzelner gruppen, dass kann mann immer etwas finden was z.B. auf eine signifikante abweichung hindeutet. richtig aussagekräftig wirds dadurch nicht. der verdacht, die nadel im heuhaufen finden zu wollen, um etwas rechtfertigen zu können liegt nahe. wenn du wirklich was suchst, was spektakulär aussieht dann vielleicht diese zahl: die übersterblichkeit bei Ü-70-jährigen in D im November liegt bei 70,17 % im vergleich zum durchschnitts-november der jahre 2016 - 2019. das wäre doch eine zahl, zur stimmungsmache, oder?
Klären Sie das Missverständnis auf.
@oellmer, dann war für mich Ihr Kommentar nicht eindeutig genug.
Danke für die Klarstellung!
Sind jetzt mehr gestorben oder nicht?
Der Artikel sagt doch dazu gar nichts aus,
da er nur eine Grafik der über 65 jährigen zeigt. Dazu betrifft die Grafik nur den April.
Daher die Frage an die Redaktion, sind jetzt mehr Menschen gestorben oder nicht?
Quelle: destatis.de
Vielen Dank für Ihre Kritik. Wie im Artikel erwähnt, sind in Bayern in der ersten Hälfte 2020 nicht wesentlich mehr Personen gestorben. Die Zahlen für die zweite Hälfte liegen noch nicht vor. Was aber dagegen jetzt schon klar ist: In der Altersgruppe "65 Jahre oder älter" ist die Sterblichkeit zum Höhepunkt der ersten Welle teilweise deutlich gestiegen.
Beste Grüße
Lukas Kutschera (der Autor)