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Unterfranken
Pandemie: Starben 2020 durch Corona mehr Menschen in Unterfranken?
Immer wieder neue Höchstzahlen bei den Corona-Todesfällen. Aber sind dadurch im vergangenen Jahr insgesamt mehr Menschen gestorben? Das sagt die Statistik für die Region.
Gerade bei älteren Menschen und denen mit Vorerkrankungen kann das Coronavirus tödlich verlaufen. Aber starben in Unterfranken wegen der Pandemie auch insgesamt mehr Menschen?
Foto: Julian Stratenschulte, dpa | Gerade bei älteren Menschen und denen mit Vorerkrankungen kann das Coronavirus tödlich verlaufen. Aber starben in Unterfranken wegen der Pandemie auch insgesamt mehr Menschen?
Lukas Kutschera
Lukas Kutschera
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:42 Uhr

Das Coronavirus kann tödlich sein, wie besonders die Zahlen der zweiten Welle zeigen. Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet immer wieder traurige Rekordzahlen, zuletzt am 14. Januar:  1244 Todesfällen innerhalb von 24 Stunden. So viele Menschen wie nie zuvor waren im Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion in Deutschland gestorben. Aber steigen durch hohe Corona-Todesfälle auch insgesamt die monatlichen Sterbezahlen? Oder lässt sich eine eventuell erhöhte Sterblichkeit auch mit natürlichen Schwankungen erklären? Ein Blick auf die Todeszahl-Statistik für Unterfranken. 

In den zurückliegenden Jahren 2016 bis 2019 sind laut dem Bayerischen Landesamt für Statistik jährlich zwischen 13 484 und 14 818 Personen in Unterfranken gestorben. Eine Schwankung von etwa 10 Prozent liegt also im Normalbereich: "Gründe dafür können unter anderem das Wetter, aber auch Infektionskrankheiten wie die Grippe sein", erklärt ein Sprecher des Landesamtes. Influenza-Wellen oder besonders heiße Sommer schlagen sich in den Sterbezahlen nieder, so kommt es zu natürlichen statistischen Schwankungen.  

In Hotspots Sterblichkeit signifikant erhöht – auch in Unterfranken 

Für November und Dezember 2020 liegt zwar noch keine Statistik zur Sterblichkeit in Bayern und speziell Unterfranken vor. Doch beim Landesamt für Statistik heißt es über das Corona-Jahr: "Die Sterbefallzahlen 2020 sind für Bayern insgesamt noch nicht signifikant erhöht, zumindest, was die erste Jahreshälfte anbetrifft."

Ganz anders schaue es jedoch aus, wenn man einen Blick auf die von der ersten Corona-Welle stark betroffenen Landkreise in Bayern wirft, berichtet der Sprecher: "Hier ist auf Kreisebene auch im Frühjahr bereits eine deutlich erhöhte Sterblichkeit festzustellen." So seien beispielsweise im damals stark von hohen Infektionszahlen betroffenen Landkreis Tirschenreuth in der Oberpfalz im April 2020 mit 175 Sterbefällen mehr als doppelt so viele Menschen gestorben wie im April 2019 (76 Sterbefälle).

 
Foto:   |  

Ähnliches lässt sich auch in Unterfranken beobachten – besonders, wenn man die Zahl der Verstorbenen aus der Gruppe der über 65-Jährigen betrachtet, bei denen Covid-19-Infektionen oft schwerer verlaufen. In Landkreisen mit starken Ausbrüchen im April 2020 stieg auch die Sterblichkeit für diese Altersgruppe signifikant an. Starben etwa im Landkreis Miltenberg im betreffenden Monat der Jahre 2016 bis 2019 durchschnittlich rund 96 Menschen über 65 Jahren, waren es im vergangenen April 135 Verstorbene aus dieser Altersgruppe - ein Anstieg von 41 Prozent.

April-Statistiken zeigen Anstieg bei den älteren Verstorbenen

Auch in Würzburg, wo das Virus gleich zu Beginn der Pandemie in mehreren Seniorenheimen ausgebrochen war, stieg im April 2020 die Zahl der Verstorbenen in der Altersgruppe "65 Jahre oder älter" um 28 Prozent. Eine erhöhte Sterblichkeit bei den älteren Menschen zeigt die April-Statistik auch für die Landkreise Aschaffenburg (rund 25 Prozent) und Main-Spessart (rund 17 Prozent). In Unterfranken insgesamt gab es im April 2020 rund 12 Prozent mehr Tote in der Altersgruppe als durchschnittlich in den Vorjahren.

Corona als Ursache noch nicht endgültig geklärt

Wie ist dieser Anstieg also zu bewerten? "Ob die auf Kreisebene zeitweise erhöhte Sterblichkeit auf Corona zurückzuführen ist, können wir nicht sagen", sagt der Sprecher des Landesamtes für Statistik. Die Statistik der Todesursachen werde erst im Laufe des Jahres vorliegen.

Was jedoch offenkundig sei: "Dass es in einigen Kreisen zeitweise eine deutlich erhöhte Sterblichkeit gegeben hat und diese Erhöhung in von Corona stark betroffenen Landkreisen besonders deutlich bemerkbar ist." Es liege demnach nahe, dass Corona die Ursache für den Anstieg war – auch wenn das anhand der reinen Statistik derzeit noch nicht endgültig bestätigt werden könne.

 
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  • H. S.
    anscheinend Corona eine Vatermorgahna?
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  • H. M.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Ihr Kommentar wurde bereits veröffentlicht.
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  • F. R.
    Frage an die Redaktion

    Warum fehlt in der Grafik Schweinfurt (Stadt)? Nach einem anderen MP-Artikel ist da die Sterblichkeit prozentual gesunken.
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  • S. S.
    Hallo Andy25,

    in der Grafik ist nur die Entwicklung in den Regionen abgebildet, die von Corona stark betroffen waren.

    Mit freundlichen Grüßen
    Silke Albrecht
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  • F. R.
    @Silke Albrecht; ich versteh schon: eine gute Nachricht ist keine Nachricht
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  • A. K.
    Insgesamt, über ganz Deutschand gesehen, sind in 2020 bis zur KW 50 3,53% mehr Menschen verstorben als im Durchschnitt in den Jahren 2016 - 2019. Das sagen die Sterbezahlen aus destatis.de.
    In den unterschiedlichen Altersgruppen sieht es anders aus. Bei den Ü-70-Jährigen kann man schon eine gewisse Übersterblichkeit feststellen. Das mag zum einen daran liegen, dass sich in den letzten 5 Jahren der Anteil der Ü-80-Jährigen in der Gesamtbevölkerung um ca. 1 Mio. erhöht hat und zum anderen, dass der SarsCov 2 Virus wirklich für eine gewisse Altersgruppe recht gefährlich ist. Auch der Umstand dass viele Personen dieser Altersgruppe mit multiblen schweren Vorerkrankungen in Alters- und Pflegeheimen wohnen träg dazu bei, dass bei einem Ausbruch in einer solchen Einrichtung viele Erkrankte mit den bekannten Folgen zu verzeichnen sind. In MSP beispielsweise kommen ca. 75 % aller Verstorbenen aus Heimen und der Altersdurchschnitt lag bei 85,5 Jahren.
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  • H. M.
    liebe walters und oellemer und Querdenkende, ist eigentlich deutlich!

    Im April 2016 bis 2019 sind in Unterfranken durchschnittlich 1003,5 Menschen im Alter über 65 Jahren gestorben.
    Im April 2020 sind 1119 oder 11,6% bzw. 115,5 Menschen mehr gestorben.

    Wer jetzt mit geburtenstarke Jahrgänge oder Zufall daherkommt, will bzw. kann die Zahlen nicht verstehen!
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  • E. D.
    @die Wahrheit,
    das habe ich schon verstanden und streite das überhaupt nicht ab.
    Mir ging es lediglich darum, dass in der Überschrift etwas suggeriert wird obwohl
    dafür laut Artikel noch keine Daten vorhanden sind. Nicht mehr und nicht weniger.
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  • A. K.
    man kann natürlich beliebig ins detail gehen und die betrachtete gruppe maximal minimieren. hier wird unterfranken betrachtet und dort die ü-65. schaut man von einer größeren entfernung, also betrachtet man eine größere region, z.b. ganz deutschland und dort die gesamtbevölkerung, dann liegen wir, wie oben schon beschrieben bei insgesamt 3,53 % mehr verstorbener im zeitraum 01.01.2020 bis 20.12.2020. über alle altersgruppen.
    die betrachtung von einzelnen regionen und einzelner gruppen, dass kann mann immer etwas finden was z.B. auf eine signifikante abweichung hindeutet. richtig aussagekräftig wirds dadurch nicht. der verdacht, die nadel im heuhaufen finden zu wollen, um etwas rechtfertigen zu können liegt nahe. wenn du wirklich was suchst, was spektakulär aussieht dann vielleicht diese zahl: die übersterblichkeit bei Ü-70-jährigen in D im November liegt bei 70,17 % im vergleich zum durchschnitts-november der jahre 2016 - 2019. das wäre doch eine zahl, zur stimmungsmache, oder?
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  • H. M.
    lieber Herr Kutschera ist gefragt.

    Klären Sie das Missverständnis auf.

    @oellmer, dann war für mich Ihr Kommentar nicht eindeutig genug.
    Danke für die Klarstellung!
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  • A. F.
    Man müßte um die Sterblichkeitsrate noch besser zu differenzieren, die Todesfälle durch Unfälle und Suizid der letzten Jahre in Relation setzen. Falls diese Zahlen die letzten Jahr höher waren, wurden die Steigerungen noch höher ausfallen.
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  • T. S.
    Ihr müsst ja auch ein Jahr mit höheren Fällen mit 2020 vergleichen und nicht den Mittelwert der letzten vier Jahre mit 2020.
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  • A. K.
    Die Jahre sind mit im Durchschnitt drin. 2017 +21.000 Grippetote und 2018 +25.000 Grippetote. Nur wurde da kein Brimborium gemacht, weil man das als mehr oder weniger als gegeben ansieht.
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  • W. T.
    Durch die Geburtenstarken jahrgänge die jetzt ins Rentenalter kommen wird sich die Rate in den nächsten jahren erhöhen auch ohne Corona.Zur zeit wird zuviel auf Corona geschoben obwohl auch andere Totesfälle Schlaganfall usw.als Coronafall gewertet wird falls er den Virus hatte.Es wird zur zeit alles auf Corona geschoben gibt es nichts anderes auf der Welt einfach mal ein paar gute Nachrichten bringen .
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  • E. D.
    Nur aus Interesse.
    Sind jetzt mehr gestorben oder nicht?
    Der Artikel sagt doch dazu gar nichts aus,
    da er nur eine Grafik der über 65 jährigen zeigt. Dazu betrifft die Grafik nur den April.
    Daher die Frage an die Redaktion, sind jetzt mehr Menschen gestorben oder nicht?
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  • K. K.
    Wir haben einen Hinweis zu Ihrem Kommentar. Wir haben die Frage bereits an die Redaktion weitergeleitet.
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  • A. H.
    "Der Artikel sagt doch dazu gar nichts aus," - das kennen wir doch mittlerweile zu gute: Fragenzeichen und scheinbar wichtige Fragen - und dann leeres Stroh. Zur Sache sebst tragen doch ihr post und auch der von @walters 100 x mehr fakten u d Argumente bei, als dieses Artikelchen....
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  • A. K.
    In Deutschland sind in 2020 bis zum 20.12. 33 154 Menschen mehr verstorben, als im Durchschnitt im Vergleichszeitraum 2016 - 2019. Das entspricht einer Quote von 3,53 %.
    Quelle: destatis.de
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  • L. K.
    Hallo Oellemmer!
    Vielen Dank für Ihre Kritik. Wie im Artikel erwähnt, sind in Bayern in der ersten Hälfte 2020 nicht wesentlich mehr Personen gestorben. Die Zahlen für die zweite Hälfte liegen noch nicht vor. Was aber dagegen jetzt schon klar ist: In der Altersgruppe "65 Jahre oder älter" ist die Sterblichkeit zum Höhepunkt der ersten Welle teilweise deutlich gestiegen.
    Beste Grüße
    Lukas Kutschera (der Autor)
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  • W. V.
    Deutschlandweit sind bis Mitte November laut RKI rund 12.500 Menschen coronabedingt gestorben, bis zum 31. Dezember rund 33.000. Innerhalb von sechs Wochen 20.000 mehr, pro Woche rund 3.300 - während bis Mitte November pro Woche nur rund 350 gestorben sind. Ab Dezember wird man also bestimmt eine erhöhte Sterblichkeit feststellen können.
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