Vom Glanz eines Olympiasiegers ist nicht viel übrig, als Elmar Borrmann am Mittwochmorgen den Gerichtssaal in Würzburg betritt. Allein wartete er fast eine Stunde auf den Prozessbeginn. Erst ganz zum Schluss schirmen ihn zwei Verteidiger ein wenig vor den Fotografen ab.
Mit verhülltem Gesicht auf die Anklagebank
Als Weltklasse-Fechter und Finanzberater scheute er früher das das Licht der Öffentlichkeit nicht. Jetzt sehen ein halbes Dutzend Reporter und wenige Zuschauer, wie der prominente Ex-Sportler den Mantel zum Schutz über den Kopf zieht, als er zur Anklagebank eilt.
Wenig später springt Borrmann überraschend zu den Presseplätzen, posiert fünf Minuten mit dem Reporter, der seit längerer Zeit über die gegen ihn geführten Ermittlungen und seine ehemaligen Verbindungen zu seinen alten Weggefährten Thomas und Michael Gerull berichtet hatte. „Ich bin guten Mutes, dass das gut ausgeht,“ versichert er und legt dem Journalisten den Arm auf die Schulter.
Die zehnseitige Anklage verdächtigt Borrmann dubioser Geschäfte:Dass bei der Würzburger Firma CSA unter seiner Führung die Geschäfte bei weitem nicht so gut liefen, wie in Hochglanz-Broschüren versprochen worden war. Dass die Geldgeber ahnungslos jahrelang weiter ihre Raten zahlten, während er und seine Firma Elmar-Borrmann-Consult (EBC) davon profitiert haben sollen, auch nachdem er die CSA 2009 verkauft hatte.
"Der Angeklagte bediente sich kräftig aus dem Vermögen"
“Der Angeklagte bediente sich und seine EBC GmbH kräftig aus dem Vermögen der CSA Verwaltungs AG,“ zitiert Staatsanwalt Tobias Kostuch aus der Anklage: Direkte Vorstandsvergütung bei der CSA Verwaltungs AG - 10.000 Euro pro Monat über einen Zeitraum von dreizehn Monaten - und über seine Firma Elmar Borrmann-Consult soll er ab 2007 Beratungshonorare in Höhe von insgesamt 1,43 Millionen zu Unrecht bezogen haben.
Davon ist er heute weit entfernt: „Ich sage Ihnen ehrlich: Ich tue mir schwer“, erklärt er dem Gericht. Er lebe zur Miete, fahre einen alten BMW. Die Geschäfte liefen „zäh“, er arbeite als „Netzwerker“, der dafür Provisionen kassiere, dass er Kontakte nutze, um Geschäftsbeziehungen anzubahnen. Einkommen? „Ich sage Ihnen ehrlich, dass ich im Moment über kein Einkommen verfüge“. Er lebe vom Rest seines Ersparten. „Der Fall und seine medialen Auswirkungen haben mir geschadet.“ Wie seine Zukunftspläne aussehen? „Ich muss mich neu sortieren.“
Bewährungsstrafe für ein Geständnis?
Der Vorsitzende Reinhold Emmert gibt bekannt: Borrmanns Verteidigung habe sich im Vorfeld erkundigt, ob bei einem Geständnis eine Bewährungsstrafe in Betracht käme, also maximal zwei Jahre.
Borrmann will sich zur Anklage äußern, gerät aber rasch ins Schwärmen: Unter seiner Führung habe die CSA bis 2009 „tolle Geschäfte gemacht“. Erst sein Nachfolger habe alles umgekrempelt, „ich könnte sonst eine tolle Bilanz vorweisen.“
Das lässt ihm das Gericht nicht durchgehen, das ein Geständnis erwartet hatte. Wer auf eine milde Strafe hoffe, „muss an Pluspunkten sammeln, was geht“, mahnt Emmert: „Sie wissen, was einem Ihrer Nachfolger passierte?“ Der Mann, der Borrmann die CSA 2009 abgekauft hatte, kassierte 2016 eine Haftstrafe von zehneinhalb Jahren.
Überraschend präsentieren die Verteidiger einen alten Geschäftsbericht, der ihnen erst tags zuvor zugegangen sein soll. Der soll beweisen, dass Borrmann seine Investoren auf dem Laufenden hielt. Doch bei kritischer Musterung wundert sich Staatsanwalt Kostuch: „Das sind ja gerade mal vier Zeilen.“
"Sie haben sich also auf Luftschlösser verlassen?"
Borrmann windet sich „Meine Betrachtung war vielleicht zu optimistisch“, sagt er über eines seiner Finanzkonstrukte. Emmert bohrt weiter: Eine konkursreife Firma wurde monatelang durchgeschleppt, in der ungewissen Hoffnung auf (völlig ungewisse) künftige Geschäfte? Der Finanzberater nickt. „Würde ein seriöser Kaufmann so etwas tun?“ Der Vorsitzende weiter: „Sie haben sich also auf Luftschlösser verlassen?“ Der Angeklagte: „Ja“
Der Prozess wird am Montag fortgesetzt, dann sollen Geschädigte im Zeugenstand erscheinen. Das Urteil wird für den 27. Mai erwartet.