Besonders Frauen und Kinder kommen derzeit aus der Ukraine nach Würzburg und suchen eine vorübergehende Bleibe. Es komme zwar nicht oft - aber immer wieder vor- dass unter den Geflüchteten auch Kinder oder Jugendliche sind, die ohne ein Elternteil ins Land kommen, berichtet Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber in einem Gespräch mit der Redaktion.
Das stelle die Stadt vor besondere Herausforderungen, "denn diese jungen Menschen bedürfen einer besonderen fachlichen Betreuung". Das heißt, dass das Jugendamt verpflichtet ist, die unbegleiteten einreisenden Kinder und Jugendlichen in Obhut zu nehmen und zu prüfen, ob die Kinder oder die Jugendlichen einer psychologischen Behandlung bedürfen.
Derzeit sind offiziell 13 unbegleitete Minderjährige aus der Ukraine in Würzburg untergebracht - im Alter zwischen elf bis 17 Jahren. Die meisten von ihnen seien aber nicht alleine ins Land eingereist, sondern mit Bekannten oder Verwandten. Als Grund dafür nennt Monika Kraft, stellvertretende Fachbereichsleiterin Jugend und Familie bei der Stadt, beispielsweise, dass die Eltern des Kindes in der Heimat die eigenen betagten oder kranken Eltern pflegen müssten oder, dass auch die Mutter im Krieg Russlands gegen die Ukraine vor Ort Stellung beziehen und helfen will. Ein weiterer Grund könne auch sein, dass es sich um Kinder handle, die keine Eltern mehr haben, in der Ukraine im Heim leben und mit Erzieherinnen nach Deutschland flüchteten, so Kraft. Letzteres sei in Würzburg aber noch nicht der Fall gewesen.
ASD kümmert sich um Kinder, die ohne ihre Eltern ins Land kommen
Vier der ohne Erziehungsberechtigten geflüchteten Kinder seien in der Stadt Würzburg gemeinsam mit ihren Verwandten untergebracht worden, sieben von ihnen mit den geflüchteten Bekannten. Weitere zwei Kinder, die erkrankt sind, befänden sich derzeit zur Behandlung im Universitätsklinikum Würzburg.
Laut Kraft ist die Fluchtsituation verifiziert worden oder es liegt eine Vollmacht der Eltern vor. Sie bittet Personen, die mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen nach Würzburg kommen, sich beim Jugendamt zu melden. Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) - ein Fachdienst des Jugendamtes - gebe dann Hilfestellung, spreche mit den Kindern und schaue sich den Einzelfall an und in welchen Bereichen Unterstützung gebraucht wird. Natürlich, so Düber, werde das Augenmerk darauf gelegt, dass die Kinder bei den ihnen vertrauten Personen bleiben können.
Erfahrungen habe man mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen schon in der Flüchtlingskrise 2015 gesammelt. "Das hat uns jetzt sehr geholfen", so Düber. Der Unterschied sei aber, dass es sich momentan nur um Einzelfälle handelt, "vor sieben Jahren hingegen gab es eine hohe Anzahl von zumeist männlichen minderjährigen Flüchtlingen".
Unterbringung in Pflegefamilien möglich
Wohlwollend haben Düber und Kraft registriert, dass sich viele Familien bei der Stadt gemeldet und ihre Bereitschaft signalisiert haben, ein Kind aufzunehmen, das ohne Familie geflohen ist. "Wir wissen diese Hilfebereitschaft zu schätzen, aber das geht nicht so einfach", erklärt Düber. Da Kinder unter 18 Jahren unter einem besonderen Schutz stehen, könnten sie nicht in beliebigen Familien untergebracht werden. Möglich sei für die Kinder, die ganz alleine eingereist sind, eine Unterbringung nur in einer fachlichen Einrichtung oder aber in Pflegefamilien.
"Pflegefamilien sind Familien, die ein fremdes Kind, das aus verschiedensten Gründen nicht von seinen Eltern selbst erzogen werden kann, bei sich aufnehmen, und meist über einen längeren Zeitraum hinweg betreuen und erziehen", erklärt Düber. Sie seien vom Jugendamt sorgfältig auf ihre Eignung hin überprüft und es gebe eine stetige Zusammenarbeit.
Wer also bereits Pflegefamilie ist, könnte durchaus darüber nachdenken, ein Kind aus der Ukraine für einen bestimmten Zeitraum aufzunehmen, sagt Monika Kraft. Sie geht davon aus, dass weitere unbegleitete Kinder in der nächsten Zeit in Würzburg ankommen werden, vielleicht auch aus Waisenhäusern. Aber: "Wir sind auch so dringend auf der Suche nach tollen Pflegeltern, die sich vorstellen können, ein Kind aufzunehmen und großzuziehen", appelliert sie.