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Würzburg
Öffentliche Fahndung nach 33 Jahren: Ließ ein US-Soldat in Würzburg seine Frau und Kinder spurlos verschwinden?
Mit 15.000 Dollar Belohnung hofft die US-Militärpolizei in einem ungeklärten Würzburger Fall auf Hinweise. Sie sucht in einem Aufruf nach Spuren der Familie eines Soldaten.
Mit diesen Fotos sucht die 'Cold Case Unit' der US-Militärbehörden nach einer Mutter und ihren beiden Söhnen, die 1992 spurlos aus ihrer Würzburger Wohnung verschwand. 
Foto: US-Army | Mit diesen Fotos sucht die "Cold Case Unit" der US-Militärbehörden nach einer Mutter und ihren beiden Söhnen, die 1992 spurlos aus ihrer Würzburger Wohnung verschwand. 
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 19.04.2025 02:35 Uhr

Der Hintergrund dieses aktuellen Fahndungsaufrufs reicht 33 Jahre zurück - und ist dramatisch: In den frühen Morgenstunden des 28. November 1992 hörten Nachbarn Schreie aus einer Wohnung in der Rottendorfer Straße in Würzburg. Und die Rufe von Kindern:  "Bitte Mummy nicht schlagen" oder "Mummy bitte nicht wehtun!" Dann soll es still gewesen sein.

Seit jenem Novembertag gelten Tina Grogan, die Frau eines damals hier stationierten US-Soldaten, und ihre beiden kleinen Söhne als spurlos verschwunden.

Neuer Anlauf der US-Militärpolizei, den ungeklärten Würzburger Fall zu lösen

Wurden die drei getötet und ihre Leichen so gut versteckt, dass sie bis heute nicht gefunden werden konnten? Jetzt versucht die US-Militärpolizei, den lange zurückliegenden Würzburger Fall doch noch zu aufzuklären. Nachdem in Würzburg die US-Stützpunkte geschlossen sind, macht die Militärgemeinde im mittelfränkischen Ansbach auf Facebook auf den Fall aufmerksam.

Der Militärpolizei zufolge hatte der Mann von Tina Grogan die besorgten Nachbarn an dem Morgen durch die kaum geöffnete Wohnungstür beruhigt: Alles sei in Ordnung.

Tina Grogans Mutter und Schwester in den USA wurden unruhig, als sie Ende 1992 mehrere Wochen lang nichts von ihr hörten. Das Telefon in Würzburg sei ständig besetzt gewesen, "wann immer sie versuchten, anzurufen".  

Erst im Januar 1993 erreichten sie Dale Grogan. "Er erzählte, dass Tina ein paar Taschen, die Kinder und das Scheckbuch mitgenommen und nur eine Nachricht an der Tür hinterlassen hatte", heißt es von Seiten der Militärpolizei.

Nachbarn berichteten von viel Streit und befürchteten häusliche Gewalt

Das Ehepaar soll sich oft gestritten haben. Mehrfach sei damals die Polizei zu ihrer Wohnung in Würzburg gerufen worden, nachdem Nachbarn mögliche Fälle häuslicher Gewalt gemeldet hatten.

Merkwürdig auch: Ihrer Familie hatte Tina Grogan eigentlich angekündigt, im Herbst 1992 in die USA zurückzukehren. Doch sie sei in Deutschland geblieben. Der Erklärung des Ehemannes glaubten Schwester und Mutter nicht. Gegenüber Ermittlern erklärte sie: Tina wäre sicher nicht gegangen, ohne sie zu benachrichtigen. Erst recht nicht als Afroamerikanerin mit zwei kleinen Kindern in einem Land, dessen Sprache sie nicht beherrschte.

Ermittlungen und Spurensuche in Würzburg ab April 1993 - erfolglos

Die US-Militärpolizei begann im April 1993 mit Ermittlungen, bei denen die Würzburger Kripo half. Sie suchte nach versteckten Leichen, sogar in der benachbarten Garnison Giebelstadt. Es gab verdächtige Indizien wie ein fehlendes Stück Teppich in der Wohnung oder ein Blutfleck auf einem Sitz in Dale Grogans Wagen. Aber die Indizien reichten nicht für eine Anklage.

Der US-Soldat wurde schließlich ehrenhaft aus dem Militär entlassen. Die Ermittlungen in Würzburg wurden fortgesetzt. Leichenspürhunde suchten den Militärstützpunkt und die Umgebung ab. Aber sie wurden nicht fündig. Der ungeklärte Würzburger Fall dient inzwischen sogar als Cold-Case-Beispiel in einem Kurs für angewandten Journalismus an der Universität von Nord-Florida.

Cold Case Unit des US-Militärs hat Belohnung für Hinweise ausgesetzt

Nun machen die US-Militärbehörden mit einem Aufruf einen neuen Anlauf, Tina Grogan und ihre beiden kleinen Söhne zu finden. "Beamte aus Würzburg waren unterstützend tätig", bestätigt Ines Heckner, Sprecherin des Polizeipräsidiums Unterfranken. Zuständig seien aber die US-Behörden.

15.000 Dollar Belohnung verspricht die "Criminal Investigation Division" (CID) des US-Militärs für Informationen, die zur Verhaftung derjenigen führen, die für das Verschwinden der Mutter und ihrer Söhne verantwortlich sind. "Wenden Sie sich bitte an die Kriminalpolizei der US-Armee" heißt es in den Sozialen Kanälen.

Die angegebene US-Telefonnummer: (520) 706-8685. Hinweise für die Cold Case Unit seien auch anonym möglich unter www.cid.army.mil/tips.

 
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