Wie viele Sprüche Eberhard Nuß in seiner Amtszeit als Würzburger Landrat geklopft hat, ist nicht überliefert. Jedenfalls darf der Polit-Rentner das nun ganz ungezwungen. Und er tut es sogar öffentlich bei den Ochsenfurter Herbstimpressionen.
Zum 13. Mal laden der Spital-Förderverein und die Oechsner-Brauerei nach zweijähriger Corona-Pause zu der Kulturreihe in die Braustube über dem Sudhaus ein. Den finanziellen Nutzen hat das mittelalterliche Spital in den Ochsenfurter Altstadt, das nach der gerade laufenden Sanierung ein überregional bedeutendes Museum zum Thema "Main und Mensch" beherbergen soll.
Fränkisches und Jiddisches
Am Freitag, 30. September, ist Altlandrat Eberhard Nuß bei den Herbstimpressionen zu Gast und serviert "Fränkisch-Tiefgründiges" – "Witzli und Sprüchli", so die Vorsitzende des Spital-Fördervereins, Renate Lindner. Den Ton dazu liefern die "Oxeforder Ohrwörmer" mit Susi Engel, Bäckermeister Bernd Spenkuch, Ernst Schüller und Matthias Nimmesgern.
Klezmer und jiddische Lieder sind am 14. Oktober mit "Schmitt's Katze" angesagt. Mit dabei unter anderem der Ochsenfurter Armin Griebel, ehemaliger Leiter der Forschungsstelle für Fränkische Volksmusik, und Christian Hartung, bekannt auch von der "Black Velvet Band" und "Laridée".
Zur einer musikalischen Weltreise wollen zwei Wochen später, am 28. Oktober, Rainer Schwander und Bernhard von der Goltz einladen. Vom Folk bis zum Jazz reicht das Repertoire der beiden Vollblut-Musiker. Die Veranstaltungen beginnen jeweils im 19.30 Uhr, Einlass ist ab 18.30. Reservierungen sind nicht möglich.
Am freien Eintritt will Vorsitzende Renate Lindner festhalten. Stattdessen steht es jeder Besucherin und jedem Besucher frei, eine Spende in den herumgereichten Klingelbeutel zu werfen. Das Küchenteam des Fördervereins um Maria und Volker Kerber serviert kleine Brotzeiten, die dem jeweiligen Thema das Abends angepasst sind.
Die Oechsner-Brauerei stellt für die Benefizreihe nicht nur den Raum zur Verfügung, sondern spendiert auch die Getränke und die Künstlergagen. Brauerei-Chef Dietrich führt damit eine "Herzensangelegenheit" seiner 2019 verstorbenen Mutter Annemarie fort, wie er sagt. In persönlicher Verbundenheit mit der historischen Spitalanlage hatte sie die Veranstaltungsreihe initiiert.
Den Anstoß für die Sanierung des Spitals gegeben
Der Förderverein Spital Ochsenfurt hatte sich mit dem Ziel gegründet, die Sanierung des Baudenkmals anzustoßen und durch Spenden zu unterstützen. Rund 200.000 Euro sind seitdem auf dem Konto des Vereins gelandet, sagt Renate Lindner. Welchen Anteil der Erlös aus den Herbstimpressionen daran hat, will sie nicht sagen. Er sei in jedem Fall erheblich.
80.000 Euro hat der Verein bereits investiert, um die Spitalanlage wieder öffentlich nutzbar zu machen, so Lindner. Die restliche Summe soll der Stadt Ochsenfurt zukommen, um deren Eigenanteil an der Sanierung zu verringern. Angesichts einer Bausumme von insgesamt rund 3,5 Millionen Euro ist der Anteil zwar bescheiden, hatte aber einen entscheidenden Anstoß gegeben.
Großes Interesse der Bevölkerung am Baudenkmal
"Baulich ist die Sanierung fast fertig, so dass anschließend mit der Umsetzung des Museums begonnen werden kann", kündigte Bürgermeister Peter Juks bei der Vorstellung des Herbstimpressionen-Programms an. Wie groß das Interesse der Ochsenfurterinnen und Ochsenfurter an der Spitalanlage ist, deren Anfänge bis ins Hochmittelalter zurückreichen, hat zuletzt der Tag des offenen Denkmals gezeigt. Mehrere hundert Teilnehmer haben sich den Führungen mit Restaurator Siegfried Scheder angeschlossen, so Renate Lindner.
Seine Anerkennung sprach Landrat Thomas Eberth dem Förderverein und der Oechsner-Brauerei aus. "Wir haben Kulturveranstaltungen in den letzten beiden Jahren unheimlich vermisst", so Eberth, "und Kultur ist noch mehr wert, wenn man sie mit Kulinarik verbindet."
