Bands, die unter freiem Himmel spielen, Zuhörer, die in der lauen Abendluft Bratwurst essen und Wein trinken: Das eigentlich ganz normale Sommer-Gefühl schien schon fast fremd geworden nach mehr als anderthalb Jahren Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Am vergangenen Wochenende aber war dieses Gefühl in Ochsenfurt wieder spürbar. Da fand auf der Picknickwiese am Main sowie in einigen gastronomischen Betrieben das "Ochsenfest light" statt. Ein Erfolg, wie Julia Moutschka, Geschäftsführerin des Ochsenfurter Stadtmarketingvereins, von verschiedenen Seiten bestätigt wurde.
Rückblickend sagt Moutschka, sie würde die kleine Veranstaltungsreihe vom Wochenende vielleicht nicht mehr "Ochsenfest light" nennen. Trotzdem ist sie sehr glücklich über die vielen positiven Rückmeldungen, die sie von Gästen wie Einheimischen bekommen hat. Mit den Konzerten sowie auch Veranstaltungen für Kinder unter dem Motto "Ochsenfest light" wollte Moutschka darauf hinweisen, dass das Traditionsfest auf keinen Fall vergessen ist, auch wenn es in diesem Jahr in seiner gewohnten Form schon wieder nicht stattfinden konnte.
Verein ist auf die Eintrittsgelder angewiesen
Das Ochsenfest, so die Kritiker, sei schon immer eine kostenfreie Veranstaltung in der Altstadt gewesen. Da für das "Ochsenfest light" Eintritt verlangt worden sei, habe es mit der ursprünglichen Veranstaltung nicht viel gemein. Julia Moutschka nutzt beim Pressegespräch die Gelegenheit, die Unterschiede in der Finanzierung zu erläutern. Beim althergebrachten Ochsenfest finanziere der Stadtmarketingverein lediglich eine Band, nämlich die auf der Hauptbühne, und erziele Einnahmen hauptsächlich aus dem Verkauf des gebratenen Ochsen. Was sonst noch an Musik geboten werde, werde von den jeweiligen Gastwirten organisiert und bezahlt.
Diesmal war der Verein bei den drei Konzerten auf der Picknickwiese und den Angeboten für Kinder auf sich allein gestellt. Da er verantwortungsbewusst wirtschaften und mit seinen Einnahmen die vielfältigen Ausgaben wieder hereinholen muss, seien die Eintrittsgelder unumgänglich gewesen, so Moutschka. Sieben Euro wurden für die Konzerte verlangt, drei Euro für die Kinder-Veranstaltungen. Ihr sei es wichtig gewesen, nach der langen Corona-Durststrecke sowohl die Künstler als auch die an der Organisation beteiligten Firmen ordentlich zu bezahlen, sagt die Geschäftsführerin. Das sind beispielsweise die Firmen, die die Bühne und den Zaun errichten, oder der Sicherheitsdienst.
150 Gäste bei "Starting Five"
An zahlenden Gästen hätte das "Ochsenfest light" durchaus ein paar mehr vertragen können, sagt Julia Moutschka. Bei der am ersten Abend spielenden und von früheren Ochsenfesten her gut bekannten Band "Starting Five" seien mit rund 150 Zuhörern die meisten zahlenden Besucher da gewesen. In dem umzäunten Bereich der Picknickwiese wären den Hygieneregeln gemäß etwa 250 Menschen zulässig gewesen.
Viele Leute nutzten allerdings die günstige Lage des Veranstaltungsgeländes direkt neben der Alten Mainbrücke. Von dort ließen sich die Konzerte sowohl bestens sehen als auch hören - ganz ohne die Eintrittsgelder zu zahlen, auf die der Verein so dringend angewiesen ist. Julia Moutschka hatte diese Möglichkeit zum "Schwarzhören" zwar vorausgesehen, sich aber dennoch entschieden, die Bühne zur Brücke hin auszurichten. So kleinlich, sagt sie, habe sie nicht sein wollen.
Manche Zuhörer gaben freiwillig Geld
Denn ihr Ziel sei es ja auch, Ochsenfurt voranzubringen, der Stadt ein positives Image zu verleihen. Julia Moutschka glaubt, dass das "Ochsenfest light" dazu beigetragen habe. So hätten sich Urlauber, die zufällig da gewesen seien, angenehm überrascht gezeigt, was in der Stadt geboten werde. Eines der drei Konzerte, das mit "The Fabulous Robert Cotton Band", habe zudem hauptsächlich Zuhörer aus Würzburg angelockt.
Und, freut sich Moutschka, einige Zuhörer von der Alten Mainbrücke seien später nach unten zur Picknickwiese gekommen, um einen freiwilligen Obolus beizusteuern. "Weil sie es einfach toll fanden." Die Geschäftsführerin glaubt, dass die Ochsenfurter Altstadt nicht nur wegen des schönen Wetters, sondern auch wegen der Veranstaltungsreihe am Wochenende so gut besucht gewesen sei. Wie in Italien habe sie sich teilweise gefühlt. Auch viele Eltern hätten gesagt, dass die Kinder die Angebote sehr genossen hätten. Unter anderem, dass nach jeder Veranstaltung für nur zwei Euro pro Kind noch eine Runde mit der "Nixe" gedreht werden konnte.
Adventsgässle wird mit zwei Konzepten geplant
Um die Finanzen des Vereins nicht über Gebühr zu strapazieren, hat Julia Moutschka bereits verschiedene Möglichkeiten finanzieller Unterstützung ausgelotet und Anträge gestellt. Trotzdem würde sie ein ähnliches Projekt auch nochmal wagen, wenn es denn in der Zukunft nötig sein sollte. Im Augenblick aber hoffen alle, dass im kommenden Jahr das althergebrachte Ochsenfest wieder gefeiert werden kann.
Die nächste Veranstaltung des Stadtmarketingvereins ist das Adventsgässle. "Da planen wir im Augenblick mit zwei Konzepten", sagt Moutschka. Eines orientiert sich an den derzeit geltenden Corona-Auflagen, das andere ist das "normale" Konzept. Worauf es letztlich hinauslaufen wird, weiß im Augenblick noch niemand. "Aber wir wollen zur Weihnachtszeit auf jeden Fall etwas anbieten", sagt Moutschka.
Ich habe 30 Jahre Veranstaltungen gemacht, zum Schluss hat es mich nur noch angek…. Die Mentalität des Deutschen ist abartig geworden. Alles von den Anderen. Kleine bleiben auf der Strecke. Ich liebe Künstler, Musiker,Gaukler und Menschen, die andere erfreuen. Eine große Zahl unserer Bevölkerung zähle ich nicht mehr hin zu. Einfach traurig…
vor vielen Jahren hat mal ein Bundespräsident gemeint, es müsste ein Ruck durch Deutschland gehen. Das hat er zwar sicher anders gemeint als ich, der ich glaube, dieser Ruck (als Summe vieler kleiner unerfreulicher Rückelchen) ist schon lange durch Deutschland gegangen, nur leider in die falsche Richtung hin zu mehr Egoismus und damit Entsolidarisierung, aber jetzt bräuchten wir eben noch einen in die richtige Richtung.
In einem Land, wo man z. B. auf dem Bahnhof entweder gar keine Toilette findet oder aber gleich einen Euro abdrücken soll, wird es halt zunehmend schwierig, irgendjemanden zu finden, der aus purer Herzensgüte mehr hergibt als er muss, wenn er schon überall zur Kasse gebeten wird... wobei gleichzeitig alle möglichen "Vorbilder" suggerieren, was man aber unbedingt braucht, um sozial mithalten zu können, und da gehört alles was irgendwie mit Kulturförderung zu tun hat (leider) eher nicht dazu...