Otto Hofmann wird etwas fehlen. Seit drei Jahren war der 86-jährige Ochsenfurter beinahe jeden Tag an der Baustelle der Neuen Mainbrücke unterwegs, um den Fortgang der Arbeiten zu verfolgen. Erst der Abriss, dann der Wiederaufbau. Mit dem Polier und seinen Mitarbeitern ist er inzwischen per Du. Und das soll jetzt alles vorbei sein?
An diesem Dienstag, 65 Jahre nach dem Bau der Brücke und genau 1170 nach deren Schließung am 14. März 2016, wird die neue Neue Mainbrücke für den Verkehr freigegeben. Mit einem kleinen Fest sollen all jene zumindest ein klein wenig entschädigt werden, die drei Jahre lang zeitraubende Umwege in Kauf nehmen mussten.
Umwege und Wartezeiten
Zu ihnen gehört Klaus Abe aus Frickenhausen. Zwei- bis dreimal in der Woche fährt der Rentner zum Einkaufen nach Ochsenfurt. "Ich bin ungefähr 2500 Kilometer außen rum gefahren, seit die Brücke nicht mehr da ist", hat er überschlagen. Seit auch in der Würzburger Straße gebaut wird, kamen zum Umweg auch noch die Wartezeiten an den Baustellenampeln hinzu.
"Aber ich will gar nichts sagen", fährt Klaus Abe fort, "die, die jeden Tag nach Ochsenfurt auf die Arbeit müssen, waren ja noch schlimmer dran." Da stört es auch nicht, dass im Umfeld der Brücke noch einige Restarbeiten zu erledigen sind. "Hauptsache, die Brücke ist wieder frei."
Tatsächlich ist am Tag vor der Eröffnung eine Fachfirma damit beschäftigt, Graffiti zu entfernen, die Unbekannte bereits auf dem neuen Bauwerk hinterlassen haben. "Das sind doch Idioten", schimpft ein Passant über die Täter.
Doch auch vor und nach der Brücke sind die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Die neue Radweg-Anbindung zwischen Frickenhausen und dem Maintal-Radweg, die über eine Rampe unter der Brücke hindurchführt, wird voraussichtlich erst Ende Juni freigegeben, sagt Johanna Fischer, zuständige Abteilungsleiterin am Staatlichen Bauamt.
Anschlussarbeiten dauern noch an
An der Anbindung zwischen Bundesstraße, Marktbreiter Straße und Altstadt wird ebenfalls noch gearbeitet. Am Freitag vor Pfingsten noch soll die östliche Rampe Richtung Bahnhof fertig werden, Ende Juni dann auch die Rampe zur Altstadt.
In der Würzburger Straße wird voraussichtlich noch bis Ende August gearbeitet. Knapp zwei Jahre Bauzeit werden dann verstrichen sein, in denen das Kommunalunternehmen der Stadt Ochsenfurt auch Kanalisation und Wasserleitung erneuert hat.
Um die Bauarbeiten zu beschleunigen, wird die Würzburger Straße ab der kommenden Woche teilweise nur Richtung Würzburg befahrbar sein. Um Kleinochsenfurt von Norden her zu erreichen, müssen Autofahrer bis Ende August einen Umweg über die Südtangente und die Neue Mainbrücke in Kauf nehmen.
Behelfsüberleitung wird zurückgebaut
Anschließend soll dann auch die Behelfsüberleitung von der B 13 aus Uffenheim über die Kniebreche zur Südtangente wieder zurückgebaut werden.Die Verbindung zur Südtangente wird dann wieder wie früher über den Ladehof führen. Klaus Abe, früher selbst Berufskraftfahrer, fürchtet, dass Lkw schon ab der kommenden Woche lieber den Weg über die Neue Mainbrücke nehmen und dadurch die Verkehrssituation in der Würzburger Straße zusätzlich verschärfen. "Die Fernfahrer schauen eher auf ihr Navi als auf die Schilder", weiß Klaus Abe aus Erfahrung.
Und Otto Hofmann wird nicht langweilig werden, wenn der Verkehr wieder über die Neue Mainbrücke rollt. Baustellen jedenfalls wird es in Ochsenfurt auch danach noch genügend geben.
Am Dienstag, 28. Mai, um 9.30 Uhr beginnt die feierliche Verkehrsfreigabe der Neuen Mainbrücke an der südlichen Brückenauffahrt (Nähe TVO-Halle). Die Festansprachen halten Dorothea Bär, Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, und Wolfgang Wüst, Ministerialdirigent im bayerischen Bauministerium. Nach der symbolischen Verkehrsfreigabe sind die Bürger zu einem Imbiss eingeladen. Wegen des unsteten Wetters wird dafür ein Zelt aufgebaut. Im Laufe des Nachmittags wird die Neue Mainbrücke dann ungehindert zu befahren sein.