An diesem Abend ist Landrat Thomas Eberth in seiner Funktion als Vorsitzender des Würzburger Kreisverbands des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) zu Gast in Ochsenfurt. Gemeinsam mit Investor Mevlan Mutlu, Bürgermeister Peter Juks und weiteren Vertretern des BRK besichtigt er einen leerstehenden Supermarkt in der Marktbreiter Straße. Schon im Sommer nächsten Jahres soll das schlichte Gebäude sein Erscheinungsbild deutlich verändert haben. Dann möchte das BRK seine neue Rettungswache dort eröffnen. Damit wird dann, so Eberth, die "endgültig letzte Standortdebatte für den südlichen Landkreis" ein Ende gefunden haben.
Derzeit residiert die Rettungswache im alten Krankenhaus in der Uffenheimer Straße, dort, wo auch Jugendzentrum und Tafel untergebracht sind. Den Anforderungen an eine moderne Rettungswache entsprechen die Räumlichkeiten aber schon längst nicht mehr. Allerdings wäre ein Umbau schwierig geworden. Vor allem die Zufahrtssituation für die Rettungsfahrzeuge im unübersichtlichen Kurvenbereich wäre nicht zufriedenstellend zu lösen gewesen, und auch die Treppen im Innern gelten nicht als ideal im Falle einer schnellen Alarmierung.
Schwierige Standortsuche
Die Suche nach einem Alternativ-Standort war nicht einfach. Denn bei der Planung ist die Einhaltung der vorgeschriebenen Einsatzzeit das wichtigste Kriterium. In Betracht kam also nur ein Standort, von dem aus in der Regel jeder Ort im Versorgungsbereich der Rettungswache innerhalb von zwölf Minuten erreicht werden kann. Deshalb war ein ebenfalls diskutierter Standort an der Main-Klinik nicht in Betracht gekommen. Die Fahrt vom "Gesundheitshügel", wie Peter Juks den Greinberg gerne nennt, dauert zu lang.
Da traf es sich geradezu ideal, dass ein BRK-Mitarbeiter mit dem Ochsenfurter Mevlan Mutlu bekannt ist, der vor einiger Zeit den leer stehenden Supermarkt erworben hatte. So kam der Kontakt zustande. Mutlu hatte bereits über einige Ideen für das Anwesen nachgedacht, bevor das Projekt "Rettungswache" an ihn herangetragen wurde. Daran fand der 39-Jährige gleich Gefallen und ließ sich von dem Würzburger Architekten Thomas Schmucker einen Planungsvorschlag machen.
Großzügige Planungen
Der wurde inzwischen vom BRK für gut befunden. Denn beim Bau einer Rettungswache sind viele Vorgaben zu beachten. "Einen leeren Raum zu beplanen, ist das schönste", sagt Schmucker. Da sogar mehr Raum zur Verfügung steht, als unbedingt notwendig gewesen wäre, musste der Architekt nicht am Limit planen, sondern konnte großzügige Ideen umsetzen. Insgesamt wird die neue Wache eine Nutzfläche von mehr als 900 Quadratmetern haben, davon entfallen rund 250 auf das Obergeschoss. Nur der vordere Teil des Gebäudes wird abgerissen. Zur Marktbreiter Straße hin werden die drei Garagen plus einer Waschhalle für die Fahrzeuge errichtet. Oben drauf gesetzt wird ein Obergeschoss für einen großen Seminarraum, in dem unter anderem Kurse stattfinden können. Der hintere Teil des Bestandsgebäudes wird erhalten.
Darin untergebracht sind zum Beispiel ein Desinfektionsbereich, Spinde, Duschen, Toiletten, Büro und Aufenthaltsraum sowie Lager- und Ruheräume. Der Mannschaft stehen auch im Freien Aufenthaltsbereiche zur Verfügung. 16 bis 20 Mitarbeiter gehören zur Rettungswache, sagt Rettungsdienstleiter Jens-Uwe Greiner. Davon sind inklusive Wachleiter montags bis freitags tagsüber fünf bis sechs gleichzeitig vor Ort. Der Rettungswagen für Notfalleinsätze steht rund um die Uhr zur Verfügung, ein Krankenwagen ist montags bis freitags täglich acht Stunden vor Ort. "Ich freue mich schon, zum ersten Mal mit Blaulicht hier rauszufahren", verrät Greiner.
Von Ochsenfurt aus betreut die Rettungswache ein Gebiet, das den südlichen Landkreis Würzburg etwa bis Aub erfasst und in die andere Richtung bis nach Sommerhausen und Winterhausen reicht. Mit drei dort stationierten Fahrzeugen ist Ochsenfurt die größte Rettungswache im Landkreis Würzburg. Damit annähernd jeder Punkt in Bayern innerhalb der vorgeschriebenen Zeit erreichbar ist, verteilen sich die Rettungswachen entsprechend dieser Vorgabe über das Bundesland. Benachbart sind die Wachen in Giebelstadt und Würzburg. Vom Bauherrn Mevlan Mutlu wird das BRK die Rettungswache im Rahmen eines langfristigen Vertrages mieten.
Bürgermeister Juks sieht die Pläne mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Durch den Wegzug aus dem alten Krankenhaus in der Uffenheimer Straße ergebe sich für die Stadt auch eine Chance, diese Fläche nun anders zu nutzen, etwa durch eine andere Aufteilung zwischen Jugendzentrum und Tafel, sagt er.