Im Notfall muss es schnell gehen. Maximal zwölf Minuten nach dem Notruf in der Einsatzzentrale sollte der Rettungswagen an seinem Einsatzort sein. So will es das Gesetz. Zwölf Minuten können eine gefühlte Ewigkeit sein. Gerade für jene, die dringend auf Hilfe warten. Damit auch die entlegensten Orte im südlichen Landkreis Würzburg schneller erreicht werden können, wurde vor einem Jahr eine Rettungswache in Giebelstadt etabliert – und die Fahrzeiten damit wesentlich verkürzt.
„Wir können nicht sagen, wie viele Menschen ihr Leben tatsächlich der neuen rettungsdienstlichen Struktur zu verdanken haben. Eindeutig ist aber, dass Rettungsdienste mit dem neuen Stationierungskonzept viel schneller an Notfallorten sind“, sagt Landrat Eberhard Nuß. Bei einem Pressegespräch in Würzburger Landratsamt zog er zusammen mit den Geschäftsführern des Zweckverbandes Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, Michael Pahlke und Paul Justice, eine positive Bilanz.
Situation verbessert
Das Institut für Notfallmedizin und Notfallmanagement (INM) der Universität München hat vorgeschlagen, Rettungswachen in Uettingen und Giebelstadt einzurichten. Auch, um die rettungsdienstliche Situation in der Stadt Würzburg zu verbessern. Die Rettungswache in Giebelstadt gibt es seit Oktober 2012. Sie ist rund um die Uhr besetzt.
Zu 924 Notfällen mussten die Sanitäter des Bayerischen Roten Kreuzes im ersten Halbjahr 2013 ausrücken, bilanzierte Paul Justice, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbandes. „In 88 Prozent konnte dabei auch die Hilfsfrist von zwölf Minuten eingehalten werden.“
Der Giebelstädter Rettungswagen habe auch andernorts Verbesserungen gebracht. In Ochsenfurt gibt es seitdem deutlich weniger Einsätze. „Das ist ein deutlicher Gewinn für die Bevölkerung“, so Justice weiter. Denn dadurch stünden die Sanitäter häufiger den Menschen südlich von Ochsenfurt zur Verfügung. Was wiederum zur Folge habe, dass die Retter aus Kitzingen nicht so oft in der Ochsenfurter Umgebung unterwegs sein müssten, um einzuspringen, wenn der Rettungswagen dort gerade im Einsatz ist. 776 Einsätze fuhr der Rettungswagen Ochsenfurt im ersten Halbjahr dieses Jahres und erreichte in 91,6 Prozent aller Notfälle seinen Einsatzort unter zwölf Minuten.
Noch ist die Rettungswache in Giebelstadt in einem Provisorium untergebracht. Tagsüber halten die Sanitärer im Feuerwehrhaus Wache, nachts sind sie in einer Scheune der Gemeinde neben dem Rathaus untergebracht. Diese Situation soll sich ändern. Die Gemeinde strebe an, eine Rettungswache im Langenwiesengraben zu bauen, so Bürgermeister Helmut Krämer. Von hier aus könnte der Rettungswagen dann auch schnell in Kirchheim sein und in Rottenbauer oder am Heuchelhof. Diese beiden Würzburger Stadtteile können teilweise von Giebelstadt aus schneller angefahren werden.
Gut bestellt sei es auch um die rettungsdienstliche Versorgung im westlichen Landkreis Würzburg. „Auch, wenn es eine Anfangszeit gebraucht hat, bis sich die Rettungswache in Uettingen etabliert hat, zeigt sich mittlerweile, dass auch die Nachbarn in Marktheidenfeld davon profitieren“, sagt Justice. Denn auch hier würden die Sanitäter aus Uettingen öfter eingesetzt werden. 377 Notfälle wurden an die Rettungswache in Uettingen weiter gegeben. 85,4 Prozent davon seien in der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit von zwölf Minuten erreicht worden, fasst Paul Justice zusammen.
Ein Erfolg „auf voller Linie“ ist der Stellplatz für einen Rettungswagen in Kist, so Michael Pahlke. Landrat Nuß habe sich zusammen mit den Ärztlichen Leitern Rettungsdienst, Martin Kraus und Christian Sommer, dafür eingesetzt, dass dieser Standort erhalten bleibt. Sanitäter des Malteser Hilfsdiensts und des BRK besetzen zwölf Stunden lang die Wache in Kist. „So ist das Netz der Rettungswachen noch engmaschiger“, sagt Michael Pahlke, Geschäftsführer des Zweckverbandes.
Mit GPS ausgestattet
Zu einer präzisen Alarmierung der Rettungssanitäter trage auch bei, dass mittlerweile alle Einsatzfahrzeuge mit GPS ausgestattet sind. In der Integrierten Leitstelle in Würzburg kann so der Disponent mit Hilfe eines Computerprogrammes ermitteln, welcher Rettungswagen oder Notarzt am schnellsten am Einsatzort ist, so Justice. Nur Christoph 18, der in Ochsenfurt stationierte Rettungshubschrauber, sei noch nicht in dieses System integriert. Justice ist aber zuversichtlich, dass die Luftrettung 2014 aufgenommen wird und dann auch der Hubschrauber als mögliches Einsatzmittel von der Software vorgeschlagen wird.
Apropos Software: Hier seien mittlerweile alle Programmfehler behoben, sagt Pahlke. Das Programm, das in der Integrierten Leitstelle in Würzburg eingesetzt wird, war anfangs mit vielen Fehlern behaftet. Das führte das ein oder andere Mal auch zu fehlerhaften Alarmierungen und Verzögerungen beim Ausrücken der Rettungsteams.