Nikolaus, Schneemann und Weihnachtshund leuchten um die Wette. Auch weihnachtliche Star Wars-Figuren mit Leucht-Schwertern erregen Aufmerksamkeit. Doch, was für Außenstehende nach viel Weihnachtsdekoration aussieht, ist für Familie Erdle die aufgrund der Energiekrise "gekürzte Version mit 20.000 Lichtern".
"Wir reden dieses Jahr nur von ein paar Figuren und Lichtern", sagt Angelika Erdle, die mit ihrer Familie in ihrem geschmückten Weihnachtshaus in Veitshöchheim lebt. Bis 2019 galt das Haus mit seinen bis zu 70.000 Lichtern als Attraktion für Touristinnen und Touristen sowie Einheimische. Jedes Jahr öffnete Familie Erdle ihren Garten und lud zum Glühwein trinken und Plätzchen essen ein. Aufgrund von Corona war das in den vergangenen zwei Jahren nicht möglich, dieses Jahr macht ihnen die Stromrechnung zu schaffen.
Vor rund 30 Jahren hat das Ehepaar angefangen, ihre damalige Wohnung zu dekorieren - im durchschnittlichen Maß. "Mit Größe des Hauses ist dann auch die Menge an Weihnachtsschmuck und die Leidenschaft dafür gewachsen", sagt Angelika Erdle. Was ihr so Spaß macht am Schmücken ist für sie "das Gefühl, in dem hellen Licht zu stehen und zu sehen, wie begeistert die Leute sind".
Dekorierter Hintergarten kann begutachtet werden
Normalerweise ist die Familie ab September mit dem Aufbau beschäftigt und braucht nach Weihnachten wieder drei Monate zum Abbau. Dieses Jahr hat Matthias Erdle aber erst vor drei Wochen mit dem Aufbau begonnen: "Für uns ist das sehr enttäuschend. Dafür haben wir uns viel Deko zum großflächigen Dekorieren des Innenbereichs gekauft, so können wir unsere Leidenschaft wenigstens für uns ausleben", sagt Angelika Erdle. Trotzdem können Besucherinnen und Besucher ihren dekorierten Hintergarten von der Straße aus beobachten, nur reinkommen könne man dieses Jahr nicht.
"Wenn wir öffnen würden, würden die Leute denken, dass das Haus wie sonst beleuchtet ist. Sonst kamen an den Wochenenden immer 500 bis 600 Menschen, das würde der kleinen Menge an Deko nicht gerecht werden", sagt die mehrfache Mutter. Für Freunde macht die Familie aber immer mal wieder eine Außnahme.
Wie die Familie ihr Weihnachtshaus im Landkreis Würzburg finanziell stemmt
"Normalerweise hat uns die Beleuchtung um die 600 Euro jährlich an Strom gekostet. Wir haben es ausgerechnet, dieses Jahr würden wir vermutlich bei 1500 bis 2000 Euro liegen", sagt Angelika Erdle. Man wolle 2022 nun als Probejahr nehmen, "um dann nächstes Jahr besser auf die Preise eingestellt zu sein".
Den Weihnachtschmuck lagert die Familie in einer Hütte im Garten und auf dem Dachboden: "Man macht die Dachluke auf und kann nicht mehr nach links und rechts gehen", sagt Angelika Erdle. Auch im Haus stünden das ganze Jahr über lebensgroße Figuren und Schmuck in Glasvitrinen, "da diese wegzuräumen zu aufwendig wäre". Dieses Jahr haben die Erdles der Einfachheit halber nur neu importierte und gekaufte Deko sowie die Sachen aus der Gartenhütte verwendet.
Fokus auf LED-Beleuchtung
Zusätzlich zur Reduzierung der Dekoration hat die Familie den Fokus nun auf LED-Beleuchtung gelegt. Finanzielle Unterstützung hätten sie nie gehabt, sagt Angelika Erdle. Es gäbe wohl Zuschüsse der Gemeinde für besondere Attraktionen, gegen eine Anfrage hätten sie sich aber aktiv entschieden: "Das wollten wir nicht, denn das ist unser privates Hobby. Wenn jetzt jeder sein Hobby bezahlt bekommen wollte, würde das ausarten."
Die beiden sind sehr traurig über ihre abgeschwächte Version dieses Jahr: "Wir sehen uns oft unser Video aus 2019 an. Das fehlt schon, jeden Tag in der Kälte zu stehen, mit den Leuten zu quatschen und Glühwein zu trinken." Dafür machen sie es sich dieses Jahr im Haus schön: "Ich stehe hier mitten zwischen Nikoläusen und habe auch meinem Mann heute noch einen 1,80 Meter großen Weihnachtsmann ohne Beleuchtung zu Weihnachten gekauft, wir lassen uns das nicht nehmen", sagt Angelika Erdle.
Dem Ehepaar wird Energieverschwendung vorgeworfen
Die Familie bekommt viel Rückmeldung über Facebook. "Sehr verständlich! Wir vermissen euch und hoffen, es wird irgendwann wieder besser! Bis hoffentlich bald!", hat beispielsweise eine Userin die Ankündigung für die diesjährige verminderte Dekoration im Netz kommentiert. Es gebe aber auch Kritiker: "Wir haben auch schon blöde Sprüche bekommen, dass es unmöglich wäre, dieses Jahr überhaupt zu schmücken."
Das geht laut Angelika Erdle wohl so weit, dass sie sogar Angst vor der Zerstörung ihres Weihnachtsschmuckes hat. Dabei sieht sie in ihrem Hobby keine große Energieverschwendung: "In jedem Dorf wird ein Christbaum aufgestellt, der hat auch tausende Lichter dran. Ich fände das total schlimm, wenn es gar nichts geben würde."