
Am 2. November, es war ein Montag, wurde in Würzburg ein Rekord aufgestellt: Die Anzeige des Thermometers kletterte auf 21,5 Grad und erreichte damit den höchsten Wert im November in Würzburg seit Beginn der Aufzeichnungen. Zuletzt knackte die Stadt den Höchstwert im November 2005, mit einer Temperatur von 19,2 Grad. Werte über 15 Grad und viel Sonnenschein waren in dem bisher milden November keine Seltenheit. Das geht aus den Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach hervor.
Ein so warmer November sei ungewöhnlich, sagt der Diplom-Meteorologe Andreas Friedrich vom DWD und nennt auch den Grund dafür: der Klimawandel. "Ohne die Klimaerwärmung wäre der Rekord nicht aufgestellt worden", ist sich Friedrich sicher.
Doch wie kommt es aus meteorologischer Sicht überhaupt zu solchen Temperaturen im November? "Man braucht ein Tiefdruckgebiet und man braucht viel Wind", erklärt Friedrich. Doch damit nicht genug: "Die Tiefdruckgebiete müssen so liegen, dass warme Luft aus dem Süden, etwa aus Spanien, nach Deutschland kommt." Scheint zusätzlich dazu noch die Sonne, kommen die spätherbstlichen Temperaturen zustande.

Die November der vergangenen Jahre waren kühler: 2019 lag die Höchsttemperatur laut Deutschem Wetterdienst in Würzburg bei 16 Grad – damals ebenfalls gemessen am 2. November. Die Durchschnittstemperatur betrug 5,6 Grad und war somit 1,5 Grad höher als der Normalwert (4,1 Grad). Nach einer ersten Hochrechnung bis zum 16. November liegt der Mittelwert in Würzburg im aktuellen November bei 7,9 Grad. Das könne sich, sagt Friedrich, aber noch ändern.
Keine Rückschlüsse auf den Winter möglich
Eine warme erste Novemberhälfte bedeute nämlich keinesfalls, dass es auch ein warmer Winter wird. Die milden Temperaturen im November, sagt der Meteorologe, lassen keine Rückschlüsse darauf zu, wie sich der kommende Winter entwickelt. Schon Ende der Woche komme eine Kaltfront auf Unterfranken zu, mit für die Jahreszeit typischen Temperaturen. Auch erste Schneeflocken in nächster Zeit hält er nicht für ausgeschlossen.
Auswirkungen aufgrund der milden Temperaturen in der ersten Monatshälfte erwartet Friedrich indes nicht. Vielmehr hält er das bisherige Wetter für "positiv für alle" – schließlich konnten die Menschen so während des Teil-Lockdowns viel Zeit draußen verbringen und die Natur und die Herbstsonne genießen. "Der Monat ist nicht entscheidend für die Landwirtschaft oder die Vegetation", sagt der Meteorologe.
Auch der Bauernverband sieht Temperaturen unkritisch
Das bestätigt auch der Bauernverband: Die Bestände haben sich bisher mittel bis gut entwickelt, die Arbeiten im Herbst konnten ohne Bodenverdichtungen stattfinden. "Über die Temperaturen machen wir uns keine Sorgen", sagt Eugen Köhler, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer im Bayerischen Bauernverband. Beim Thema Feuchtigkeit sieht es aber schon anders aus: Normalerweise regne es im November mehr, sagt Köhler. Entscheidend sei jetzt, dass sich der Boden über den Winter wieder "etwas auffüllt". Für eine Prognose sei es aber noch zu früh. Andreas Friedrich vom DWD sagt dazu: "Wenn es in der kalten Jahreszeit jetzt mehr regnen würde, wäre das günstig." Denn Regen, der jetzt falle, komme tieferen Bodenschichten zugute. Der Sommer sei, wie die Jahre zuvor auch, sehr trocken gewesen.
Über den November hinaus kann der Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst allerdings nicht blicken. Ob es weiße Weihnachten in Unterfranken gibt? "Das weiß jetzt kein Meteorologe der Welt", sagt Friedrich und erklärt, dass man Prognosen erst sieben Tage vor den Feiertagen machen könne. Ganz undenkbar ist es aber nicht, denn: "Statistisch gesehen gibt es weiße Weihnachten in Würzburg alle zehn Jahre", sagt Friedrich. Zuletzt sei das 2010 der Fall gewesen.