Es herrscht geschäftiger Betrieb in der ehemaligen Veranstaltungshalle Königsallee in Güntersleben. Stellwände werden hochgezogen, Stockbetten aufgebaut, Waschmaschinen angeschlossen und Essensplätze geschaffen. Seit 1. Oktober hat das Landratsamt Würzburg die Räumlichkeit im Gewerbegebiet Fahrental angemietet, aus der derzeit eine neue Notunterkunft für geflüchtete Menschen entsteht.
"Wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit in Güntersleben angeboten bekommen haben", so Landrat Thomas Eberth bei einem Besichtigungstermin vor Ort – auch wenn es im Vorfeld kritische Stimmen aus der Bevölkerung gegeben habe. Man habe nicht die Wahl, so der Landrat. Denn dem Landratsamt werden – wie mehrfach berichtet – von der Regierung von Unterfranken weiterhin Asylsuchende und Flüchtlinge zugewiesen, der Landkreis verfügt laut Eberth aber nicht über genügend Gebäude, die angemietet werden können. Er hoffe, dass auch aus anderen Gemeinden Angebote ans Landratsamt kommen: "Wir möchten vermeiden, dass wieder Turnhallen als Flüchtlingsunterkünfte eingerichtet werden müssen."
Nachricht über neue Notunterkunft kam über Gemeindehomepage
Die Nachricht über die Notunterkunft hatten die Günterslebener vor circa vier bis fünf Wochen über die Homepage ihrer Gemeinde bekommen. Dies hatte zunächst für einigen Wirbel in der Bevölkerung gesorgt und es war eine Unterschriftenaktion zur Verhinderung der Notunterkunft initiiert worden. Inzwischen hatte Bürgermeisterin Klara Schömig (UBG), die noch bis 8. Oktober im Amt ist (Hinweis der Redaktion: Amtsnachfolger ist Michael Freudenberger, CSU), das Thema im Gemeinderat nochmals aufgegriffen und ausführlich erläutert.
Günterslebens Zweiter Bürgermeister Gerhard Möldner (SPD) erklärte im Gespräch mit dieser Redaktion, er wisse um Anfeindungen, die es auch gegen den Inhaber der Halle gegeben haben soll. "Ich bin aber der festen Überzeugung, dass wir es mit Kommunikation schaffen, die erstmal große Aufregung runterzuholen." Auch er sehe die Notunterkunft nicht als "einfache Aufgabe, aber als eine, die in dieser Zeit und dieser Gesellschaft gestemmt werden muss". Er würde sich wünschen, so Möldner, dass die Menschen "wieder mehr für die Gesellschaft leben und nicht wie momentan im Trend eher für sich und ihre Familien".
Trennwände mit Schallschutz
Beim Rundgang in der ehemaligen Veranstaltungshalle erklärt Objektbetreuer Harald Brandt, dass in jeder der eingerichteten Parzellen bis zu vier Personen unterkommen können, so eine Familie, vier Männer oder vier Frauen. Die Trennwände, die beispielsweise auch im Messebau verwendet werden, dienen als Schall- und Sichtschutz.
Nach derzeitigem Stand, erläutert der Landrat, sollen zwischen 45 bis maximal 50 Menschen hier Platz finden. An der Bar entsteht ein kleiner Essbereich, das Essen selbst kommt wie in der Notunterkunft in Rottendorf vom Catering Bundschuh. Im Obergeschoss, das momentan noch vermietet ist, soll laut des Objektbetreuers längerfristig der Ess- und Aufenthaltsbereich entstehen.
Dusch- und WC-Container werden installiert
Zwar gibt es in der Königsallee mehrere Toiletten und auch ein behindertengerechtes Klo mit Baby-Wickeltisch, das reicht laut Brandt aber nicht aus. Für die Bewohnerinnen und Bewohner werden - wie auch in der Notunterkunft im Palatium Ochsenfurt - Dusch- und WC-Container installiert.
Schön sei, dass es um das Gebäude herum Möglichkeiten zum Aufhalten gebe, Eberth sprach davon, einen Tischkicker zu organisieren, damit Beschäftigung angeboten werde. Brandt ergänzte, er hoffe weiterhin auf ehrenamtliches Engagement aus der Bevölkerung, ähnlich wie es in den vergangenen Monaten in Unterpleichfeld –dort war im Frühjahr eine neue Notunterkunft eröffnet worden– der Fall gewesen sei. Einzug der ersten Bewohner und Bewohnerinnen könnte laut Brandt ab dem 15. Oktober sein, Voraussetzung sei, dass bis dahin die sanitären Anlagen geliefert seien.
Sorge bereitet indes dem Landrat, dass man eigentlich nicht wisse, wo die Geflüchteten längerfristig wohnen oder unterkommen können. Denn, so Eberth, die Notunterkunft sei ja eigentlich "nur für ein paar Tage, maximal Wochen, gedacht, nicht aber, dass dort Menschen mehrere Monate lang auf engstem Raum miteinander leben". Leider gebe es kaum freien Wohnraum, es fehlten sowohl dezentrale Unterkünfte als auch Wohnungen für bereits anerkannte Flüchtlinge.
Landrat Eberth appellierte aus diesem Grund einmal mehr, dem Landkreis mögliche Objekte für die Unterbringungen von Geflüchteten zu melden. Angebote bitte per Mail an: wohnraumvermittlung@lra-wue.bayern.de