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Würzburg
Notärzte der Würzburger Uniklinik helfen in Main-Spessart aus
Rund um die Uhr ein Notarzt im Dienst? In der Region die Versorgung sicher zu stellen, wird immer schwieriger. Im Landkreis Main-Spessart läuft deshalb ein besonderes Projekt.
Damit die Notarztversorgung sichergestellt ist, übernehmen Mediziner der Uniklinik Würzburg Dienststunden im Main-Spessart. 
Foto: Alexander Kaya | Damit die Notarztversorgung sichergestellt ist, übernehmen Mediziner der Uniklinik Würzburg Dienststunden im Main-Spessart. 
Alexandra Lyttwin
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:26 Uhr

Rund 3800 Ärzte an 229 Notarztstandorten in Bayern sorgen dafür, dass die Bevölkerung rund um die Uhr notärztlich versorgt ist. Die Organisation des Notarztdienstes aber wird immer schwieriger - besonders in der Fläche. Damit im Landkreis Main-Spessart immer ein Notarzt im Dienst ist, gibt es seit vergangenem November eine Kooperation zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) und dem Universitätsklinikum Würzburg. Notärzte der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie übernehmen an den Standorten Karlstadt und Marktheidenfeld jährlich zusammen mehr als 4000 Dienststunden.

Ziel des Projekts, an dem auch der Zweckverband für Rettungsdienst- und Feuerwehralarmierung (ZRF) Würzburg beteiligt ist, sei es "den Notarztdienst in Würzburg weiterzuentwickeln und gleichzeitig die notärztliche Besetzung im Landkreis Main-Spessart langfristig auf dem hohen bisherigen Niveau zu sichern“, sagt Manuel Holder, als Regionalleiter bei der KVB zuständig für die Notdienste in Nordbayern. 

Altersbedingt fallen Notärzte weg

„Auch im Notarztdienst macht sich der Ärztemangel inzwischen bemerkbar und es wird schwieriger, alle Schichten zu besetzen“, sagt Holder. Die Teilnahme am Notarztdienst ist freiwillig, eine Verpflichtung für die Ärzte gibt es nicht. Die Arbeitsverdichtung in Praxen und Kliniken hätte in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass immer weniger Ärzte in ihrer Freizeit noch notärztliche Dienste übernehmen wollten. Im Landkreis Main-Spessart drohe man - durch das altersbedingte Ausscheiden von Notärzten - "auf lange Sicht in einen Mangel zu laufen", so Holder. Das wolle man durch die "kreative und zielorientierte" Kooperation mit der Uniklinik verhindern.

Für Professor Dr. Georg Ertl, ärztlicher Direktor des Uniklinikums, ist das Notarzt-Projekt ein "Bekenntnis zur Verantwortung unseres Klinikums, für Würzburg und die Region". Der Ablauf in den ersten drei Monaten sei "völlig reibungslos" gewesen. Das Projekt ist zunächst für zwei Jahre angesetzt. Anja Simon, kaufmännische Direktorin der Uniklinik, ist optimistisch, dass die Kooperation danach weiter geht: „Die gesteckten Ziele wurden schon in der Anfangsphase vollständig erreicht. Es besteht der feste Wille aller Beteiligten auf unbefristete Fortsetzung des Modells.“

Notarztmangel auch an anderen unterfränkischen Standorten

In Unterfranken sind vor allem ländliche Regionen wie Rhön-Grabfeld, Haßberge oder Bad Kissingen von mangelnder Notarztversorgung betroffen, sagt KVB-Regionalleiter Manuel Holder. In Rhön-Grabfeld zum Beispiel kämen auf 80 000 Einwohner gerade mal vier Notarztstandorte. In der Silvesternacht konnten zwei der Standorte nur mit großen Mühen besetzt werden, der Standort Bad Königshofen blieb die ganze Nacht über unbesetzt. 

Kooperationen mit Kliniken angestrebt

Laut KVB sieht der Gesetzgeber vor, bei Versorgungsproblemen geeignete Kliniken zum Notarztdienst heranzuziehen. In Rhön-Grabfeld habe man ein entsprechendes Modell bereits mit dem Rhön-Klinikum in Bad Neustadt entwickelt, sagt Holder. Man warte hier derzeit noch auf das Einverständnis der Kommunalpolitik.

In den Haßbergen sei die Situation schwieriger, weil die kleineren Kliniken vor Ort oft nicht die Kapazitäten für eine Kooperation hätten, so Holder. Hier müsse man andere Wege finden, die Notarztversorgung zu sichern. Derzeit führe man Gespräche mit dem Schweinfurter Klinikum. Kitzingen sei ein Beispiel dafür, wie gut eine solche Kooperation mit einem Krankenhaus gelingen könnte. 

Integrierte Notfallzentren - wie sieht der Plan für Unterfranken aus?

Bayerns Landräte sorgen sich derzeit noch aus einem ganz anderen Grund um die Zukunft der medizinischen Notfallversorgung auf dem Land:  Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), sehen vor, die Notfallambulanzen in den Krankenhäusern durch größere Integrierte Notfallzentren (INZ) an weniger Standorten zu ersetzen. Einige Landkreise, so die Befürchtung, könnten so in Zukunft ohne eigenes Notfallzentrum dastehen.

"Wir vermuten, dass dort ein zukünftiges Integriertes Notfallzentrum entstehen wird, wo schon heute die Standorte der einzelnen Bereitschaftspraxen sind", so KVB-Regionalleiter Holder. Damit würde in jedem Landkreis Unterfrankens ein solches INZ entstehen. Durch die Reform des ärztlichen Bereitschafts­dienstes der vergangenen Jahre habe man "in Bayern die Strukturen eigentlich schon gebaut, die Spahn heute fordert", sagt Holder. Doch noch seien dies nur Vermutungen: "Der Entwurf ist noch sehr frisch, die Rahmenbedingungen sind noch zu beurteilen."

Die Organisation des Notarztdienstes in Bayern
Für die Sicherstellung der notärztlichen Versorgung ist das Innenministerium zuständig. Mit dem Bayerischen Rettungsdienstgesetz (BayRDG) hat das Staatsministerium die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) zusammen mit den 25 Zweckverbänden für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung und einen Rettungszweckverband mit der flächendeckenden Sicherstellung des Notarztdienstes beauftragt. Die Finanzierung ist Aufgabe der Krankenkassen und der Unfallversicherungsträger.
 
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