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München
Landräte fürchten um Notfallversorgung auf dem Land
Weitere Wege für die Patienten, kleine Kreiskliniken vor dem Aus? Bayerns Landräte warnen vor Berliner Plänen zur Reform der Notfallversorgung in den Krankenhäusern.
Bayerns Landräte fürchten um die wohnortnahe Notfallversorgung in Krankenhäusern, sollten aktuelle Reformpläne in Berlin ohne Korrekturen umgesetzt werden.
Foto: Paul Zinken, dpa | Bayerns Landräte fürchten um die wohnortnahe Notfallversorgung in Krankenhäusern, sollten aktuelle Reformpläne in Berlin ohne Korrekturen umgesetzt werden.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:27 Uhr

Bayerns Landräte fürchten um die Zukunft der medizinischen Notfallversorgung auf dem Land. Der Grund: Aktuelle Pläne von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die Notfallambulanzen in den Krankenhäusern durch größere Integrierte Notfallzentren (INZ) an weniger Standorten zu ersetzen.

Zwar sei das Ziel der Reform, Patienten, die keine Notfälle sind, aus den Krankenhäusern fern zu halten, im Grundsatz richtig, erklärt der für Gesundheitsfragen zuständige Günzburger Landrat Hubert Hafner (CSU). Die nun in Berlin vorgelegten Pläne stellten aber die wohnortnahe medizinische Notfallversorgung auf dem Land komplett in Frage.

Einige Landkreise künftig ohne eigenes Notfallzentrum?

Nach einer Hochrechnung der Landräte könnten von den derzeit 360 bayerischen Krankenhäusern mit Akutversorgung nur 80 ein neues Notfallzentrum erhalten. Die Auswahl der Standorte soll zudem nicht beim Freistaat Bayern, sondern bei Krankenkassen und niedergelassenen Ärzten liegen. Damit liege auf der Hand, dass nicht mehr jeder bayerische Landkreis ein Notfallzentrum haben werde, befürchtet Hafner. Die doppelte Strecke zur nächsten Notfallambulanz sei für Menschen auf dem Land jedoch nicht hinnehmbar. "Wir wollen eine Krankenhausversorgung der kurzen Wege", verlangt auch Johann Keller, Geschäftsführer beim Landkreistag.

"Wir wollen eine Krankenhaus-Versorgung der kurzen Wege."
Johann Keller, Geschäftsführer beim Bayerischen Landkreistag

Darüber hinaus sei geplant, die Vergütung für die heute schon defizitäre Notfallversorgung in den übrigen Kliniken um die Hälfte zu kürzen: "Kein Krankenhaus kann aber Patienten, die vor der Tür stehen, eine Behandlung verweigern", erklärt Hafner. Doch weiter wachsende Defizite gefährdeten die Existenz vieler Land-Kliniken. "Wir befürchten, dass dies sogar beabsichtigt ist, um die Zahl der Krankenhäuser zu senken", sagt Hafner. Ebenfalls inakzeptabel für kommunale Kliniken sei, dass die INZ von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) betrieben werden sollen. "Die Zuständigkeit muss beim Staat bleiben", fordert Siegfried Hasenbein von der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. Schließlich gehe es um einen wichtigen Teil der Daseinsvorsorge.

Gesundheitsministerin: Grundsätzliche Zielrichtung der Reform richtig

Wo und wie viele Notfallzentren in Bayern geschaffen werden, könne nicht "in Berlin am grünen Tisch" entschieden werden, findet auch Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Auch die Reduzierung der Notfallvergütung für Kliniken ohne INZ "macht keinen Sinn", so Huml. Entsprechende Korrekturen will die Ministerin in den kommenden Tagen in Berlin einfordern. Eine Reform der Notfallversorgung hält Huml allerdings für richtig: "Die grundsätzliche Zielrichtung des Bundesgesundheitsministers stimmt."

 
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    Wenn eine Reform angekündigt wird, kommt meistens nichts gescheides heraus.
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