
Nilz Bokelberg, eigentlich Nils Bokelberg, blickt auf einen eher ungewöhnlichen Lebensweg zurück. Der 48-jährige Fernseh- und Radiomoderator, Podcaster, Sänger und Autor wuchs im Großraum Köln auf und besuchte zunächst das Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Wesseling. Als Bokelberg im Dezember 1993 mit 17 Jahren als TV-Moderator beim Jugendmusikfernsehsender Viva zu arbeiten begann, vernachlässigte er seine schulische Laufbahn und verließ bald das Gymnasium, weshalb er keinen Schulabschluss hat. Dennoch studierte er zwischen 2003 und 2008 an der Münchener Hochschule für Fernsehen und Film szenische Regie.
Nilz Bokelberg: Ich bin im Rheinland aufgewachsen und da ist das Büdchen der soziokulturelle Hub Nummer 1. Da trifft sich das ganze Viertel, man erfährt den neuesten Tratsch und Klatsch. Aber da bekommt man auch alles, was man zum Leben braucht. Und wenn alle anderen Läden zu sind, dann rettet einem das Büdchen schon mal "den Arsch". Deswegen ist das für mich ein magischer Ort. Da ich in den Shows von meinem Leben erzählen werde, fand ich es ein schönes Bild, das Programm wie ein Büdchen zu behandeln, wo man sich ein Tütchen mit gemischten Süßigkeiten zusammenstellen kann, ein totaler Wohlfühlort, der meine rheinländische Herkunft mit hineinnimmt.
Bokelberg: Ich war in den vergangenen Jahren viel live unterwegs – mit meinem Podcast "Gästeliste Geisterbahn" und kürzlich auf Lesereise mit Guilia Becker. Ich bin sehr gerne auf der Bühne und wollte eine neue Herausforderung, weil ich bisher immer Leute dabei hatte, mit denen ich mir die Bälle zuspielen und auf die ich mich verlassen konnte, und auch Verantwortung an sie abgeben. Ich wollte einmal die alleinige Verantwortung für das Geschehen auf der Bühne, nicht aus Egoismus heraus, sondern aus Interesse. Außerdem waren vor kurzem die 30 Jahre-Viva-Feierlichkeiten, ein guter Anlass, Resümee zu ziehen – weshalb soll ich das nicht auf der Bühne tun?

Bokelberg: Ich freue mich, wenn ich erkannt werde, finde das rührend, jedes Mal, wenn es passiert. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich dort hatte, und was sie mir beschert hat. Am meisten hat es mich wohl genervt, als ich noch selbst bei Viva war, fand Teenie-Fans irgendwie doof – doch mit über 40 bin ich angekommen und sehe das anders.
Bokelberg: Auf jeden Fall eine Insta-Heimat, ich mache "Cover Lover" mit dem SWR zusammen, das ist eine sensationelle und sehr fruchtbare Zusammenarbeit. Da bin ich sehr happy drüber. Aber das ist nur ein Puzzleteil von den Dingen, die ich mache und an denen ich Spaß habe. Ich empfinde es als extremes Privileg, so vieles ausprobieren zu dürfen. Sicher gibt es Durststrecken, aber ich schaffe es – dank meines wunderbaren Umfelds und den Leuten, die mir dabei helfen – von Sachen zu leben, die ich wirklich machen möchte.
Bokelberg: Ich möchte, dass sich die Leute darauf besinnen, dass der Gag von Podcasts darin liegt, dass man sie "nur" hören muss, und kann dabei was auch immer tun. Das Gejammer zu "Jeder macht jetzt einen Podcast", das verstehe ich nicht. Es ist wie mit Büchern, jeden Tag kommen Bücher heraus, aber ich muss sie nicht lesen, wenn ich nicht will.
Bokelberg: Ich bin großer Würzburg-Fan. Während meiner Viva-Jahre und danach war ich oft in Würzburg im Airport. Einer meiner besten Freunde, ich nenne ihn spaßeshalber den Schattenbürgermeister von Würzburg, Peta Mensing, hatte damals eine Bar im Airport. Inzwischen ist er selbstständiger Videocutter, macht unter anderem Sachen für die Fanta 4. Er ist mein Anker dort und deshalb war ich super oft in der Stadt. Habe mit ihm zusammen außerdem ein paar Mal im Studio aufgelegt. Mich hat also wirklich viel mit Würzburg verbunden, beispielsweise habe ich meine erste Playstation bei Theo Kranz Games in Würzburg gekauft (lacht). Nach ein paar Jahren, in denen ich nicht mehr dort war, habe ich meinem Booking zu dieser Tour explizit gesagt, dass ich in Würzburg spielen will und freue mich extrem auf den Auftritt. Das ist ein bisschen, wie nach Hause kommen.
Hinweis der Redaktion: In der ursprünglichen Version hieß es, dass Nilz Bokelberg in der Posthalle gastiert. Der Auftritt wurde aber auf das Bürgerbräugelände in den Keller Z87 verlegt.