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Würzburg
Nikolausheim: Warum zwei Würzburger Hausärzte besorgt sind
In Würzburg sind Ärzte dazu zwangsverpflichtet worden, Bewohner in von Corona betroffenen Heimen zu versorgen. Zwei von ihnen berichten - und sagen, was sie gerne ändern würden.
Im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus forderte das Coronavirus besonders viele Tote. Seit Ende März dürfen nur noch manche Hausärzte in das Heim. 
Foto: Silvia Gralla | Im Würzburger Seniorenheim St. Nikolaus forderte das Coronavirus besonders viele Tote. Seit Ende März dürfen nur noch manche Hausärzte in das Heim. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:49 Uhr

Bundesweit hat die Stadt Würzburg für Aufsehen gesorgt, weil sie Hausärzte verpflichtete, die Versorgung aller Patienten in bestimmten Pflegeheimen zu übernehmen. Die Stadt wollte erreichen, dass weniger Ärzte die Heime betreten, und so das Corona-Ansteckungsrisiko reduzieren. Damit  handelte sich die Stadt schwere Kritik des Kassenärztlichen Bundesverbands ein: Die Ärzte seien gezwungen, ihre eigenen Patienten zu vernachlässigen, so der Verband. Die rechtliche Grundlage des Bescheids sei fraglich.

Unter den ersten Hausärzten, die solch ein Schreiben der Stadt erhielten, waren die Würzburger Hausärzte Dr. Hannelore Schindler, Dr. Ulrich Horn und Dr. Mathias Vescovi. Gemeinsam sollten sie die Betreuung der rund 150 Bewohner des Nikolausheims übernehmen, in dem das Coronavirus besonders viele Tote forderte. Im Interview berichten die 46- und 47-jährigen Allgemeinmediziner,  mit welchen Problemen sie anfangs zu kämpfen hatten und welche Verbesserungen sie sich wünschen. Denn wenn alles bleibe wie es ist, leide das Wohl der Patienten.

Der Würzburger Hausarzt Dr. Ulrich Horn (46)
Foto: Kathrin Königl | Der Würzburger Hausarzt Dr. Ulrich Horn (46)
Frage: Wie haben Sie von Ihrer neuen Verpflichtung im Nikolausheim erfahren? 

Dr. Ulrich Horn: Ende März hat unsere Praxis einen Brief von einem Eilboten erhalten. Das war eine Art Einberufungsbescheid, in dem stand, dass wir eigentlich seit gestern alleinig für das Nikolausheim verantwortlich sind. Wir seien verpflichtet, tägliche Visiten abzuhalten und von 9 bis 22 Uhr erreichbar zu sein. Dieses Schreiben fand ich sehr direkt und fast schon anstößig –  das habe ich Herrn Oberbürgermeister Schuchardt so auch kommuniziert. Immerhin hat die Stadt daraus gelernt und bei folgenden Schreiben an Kollegen einen Begleitbrief beigelegt. Aber dass man uns vorab nicht miteinbezogen hat, kreide ich der Stadt schon an. 

Dr. Mathias Vescovi: Das war auch, was anfänglich zu der großen Empörungswelle in der Kollegenschaft geführt hat. Man hat das so vor den Latz geknallt bekommen, nach dem Motto: "Macht mal!" Und es blieben auch viele Fragen offen. Wir wussten nicht, was das für die Praxis und für die Mitarbeiter bedeutet und wie das alles zu bewerkstelligen sein soll. 

Vor welche Herausforderungen hat Sie dieser Bescheid gestellt?

Horn: Das ist organisatorisch ein großes Ding, wenn man plötzlich jeden dritten Tag für ein komplettes Heim zuständig ist, sich in neue Fälle einarbeiten und parallel die eigene Praxis leiten muss, die unter den derzeitigen Bedingungen ohnehin nicht so einfach zu führen ist.  

Vescovi: Bei fremden Patienten in einem kritischen Zustand hat es sehr lange gedauert, sich ein Bild zu machen. Muss der Patient ins Krankenhaus, kann er im Heim bleiben oder braucht er eine palliative Versorgung? Um diese Entscheidungen zu treffen, musste ich auch mit vielen Angehörigen telefonieren, die ich vorher nicht kannte, und versuchen, die eigentlichen Hausärzte der Patienten an die Strippe zu kriegen. Das war sehr zeitintensiv. Darüber hinaus gab es auch Ängste bei den Mitarbeitern in der eigenen Praxis, um die man sich kümmern muss. Immerhin mussten wir uns plötzlich um das Heim mit den meisten Corona-Fällen in Unterfranken kümmern.

Der Würzburger Hausarzt Dr. Mathias Vescovi (47)
Foto: Vescovi | Der Würzburger Hausarzt Dr. Mathias Vescovi (47)
Wie haben die Patienten darauf reagiert, plötzlich einen neuen Arzt zu haben?

Horn: In Pflegeheimen sind die Patienten zum Teil sehr dement und bekommen das nicht mehr richtig mit. Doch den Patienten, die einen wahrnehmen, muss man das alles schon erklären. Sie fragen: "Warum  kommen Sie denn jetzt? Ich hab doch einen anderen Doktor." Das macht ihnen noch mehr Angst als sie sowieso schon haben. Und zudem ist man ja auch noch vermummt. Was das Rechtliche angeht, haben wir überhaupt keine Aussage bekommen. Normalerweise hat jeder Patient das Recht auf freie Arztwahl.

"Es ist kein Ende dieser Situation vorgesehen."
Dr. Ulrich Horn, Hausarzt
Die Situation hat sich beruhigt. Bleiben Ihre Praxen zuständig für das Nikolausheim?

Vescovi: Diese Bescheide sind ja befristet bis zur Aufhebung des Katastrophenfalls. Es weiß aber keiner, wann das wird. Insofern wird der Zustand noch länger andauern. 

Horn: Wir haben uns zusammengerauft und das ein paar Wochen sehr gut bewältigt – überwiegend in unserer Freizeit. Das Heim ist mittlerweile Covid-negativ. Das heißt, dass wir nur noch auf Abruf in das Heim gehen. Das Problem ist aber: Es ist kein Ende dieser Situation vorgesehen. Die Patienten können so hausärztlich nicht adäquat betreut werden. Der Hausarzt kümmert sich um Diabetes, überprüft den Blutdruck und gibt psychische Zuwendung. Das geht gerade alles baden. Ich kann mich auf diese Weise um viele der Patienten nicht ausreichend kümmern, weil ich sie gar nicht kenne. Das führt dazu, das Covid gut bekämpft ist, andere Erkrankungen aber vernachlässigt werden. Die Gefahr ist, dass der Kollateralschaden irgendwann den Nutzen der Covid-Prävention übersteigt. 

Wie oft sind Sie momentan im Nikolausheim?

Vescovi: Das ist sehr unterschiedlich. Wenn es keinen Corona-Fall im Heim gibt, müssen wir keine täglichen Visiten machen und sind lediglich in Rufbereitschaft. Das ist ein weiteres Problem, weil das sehr unterschiedlich von der Pflege genutzt wird. Was nämlich ungenügend kommuniziert wurde: Der kassenärztliche Bereitschaftsdienst darf in Notsituationen immer noch in die Heime. Wir sind nur zuständig, wenn nichts mehr geht. Das verwechseln die Heime. Unser Dienst besteht zusätzlich zu dem bereits existierenden System. 

Horn: Ansonsten ist es eine sehr indirekte Betreuung. Der Hausarzt ruft bei uns in der Praxis an und bittet darum, seinen Patienten, den er kennt, zu besuchen. Ich fahre dann zur Untersuchung hin. Dann telefoniere ich wieder mit dem Hausarzt und bespreche die Behandlung. Dabei gehen aber viele Informationen verloren und es braucht unendlich lange. 

Wie sähe ein besseres System aus?

Horn: Dieses System wurde geduldet wegen der Notsituation. Wir wollen ja alle an einem Strang ziehen. Wir müssen jetzt aber überlegen, wie ein zukunftsträchtiges System aussieht. Wir werden uns noch eine ganze Weile mit Corona beschäftigen müssen. Ein konstruktiver Vorschlag: Es sollte für ein Heim zwei bis drei Ärzte geben, die im Seuchenfall die Koordination dort übernehmen könnten. Und für die normale hausärztliche Betreuung sollte man die Hausärzte wieder normal reinlassen.

Vescovi: Für die Heime, in denen es wirklich Coronafälle gibt, war das anfangs eine sinnvolle Lösung. Ich denke, dass wir täglich in dem Heim waren, hat auch bei den fremden Patienten und bei der Pflege  viel Ruhe reingebracht. Aber wenn man schon anfänglich nicht mit uns geredet hat, dann jetzt. Man kann von unserer Erfahrung profitieren und ein System schaffen, in dem die Belastung insgesamt auch wieder runter geht von allen Schultern. Das würde ich mir wünschen. 

 
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    Na, typisch Halbgötter in weiß. Man muss sie erst bitteln und betteln, dass sie helfen.
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  • K. D.
    Sie haben wirklich keine Ahnung und schwätzen daher nur.
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    Ist witzig, wenn jemand, der 840 Beträge schreibt, dass andere schwätzen, aber selbst nur pampt und keine Argumente bringt. Aber anscheinend habe ich es hier mit einem Arzt oder einem zugeneigten zu tun. Nur mal soviel: In dem Heim sind Menschen gestorben und die Ärzte sind beleidigt, weil sie einen Brief bekommen haben, dass sie dort eingesetzt werden. Hallo? Das ist eigentlich sein Job, für den er ausgebildet ist. Aber dann rumjammern, dass man nicht freundlich genug gebeten wurde. helfen ist das Stichwort, nicht mimimi...
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