WÜRZBURG
Niemand verteidigt Helmuth Zimmerer
Am Montag berät der Ältestenrat des Stadtrates das weitere Vorgehen in Sachen Helmuth-Zimmerer-Straße. Vieles deutet darauf hin, dass die Straße in Lengfeld einen neuen Namen bekommen wird.
Zimmerer, Würzburgs Oberbürgermeister von 1956 bis 1968, gestorben 1984, war SS-Mitglied und Verfasser einer rassistischen und antisemitischen Doktorarbeit.
Unseren Recherchen zufolge hat er eine Distanzierung von seiner braunen Vergangenheit dezidiert verweigert. Den Doktortitel behielt und trug er weiter.
Untätigkeit im Kulturreferat
Im September 2012 beantragte das SPD-Ratsmitglied Heinrich Jüstel zu prüfen, ob die Stadt Zimmerer weiterhin mit einem Straßennamen würdigen soll. Der Hauptausschuss stimmte ihm einstimmig zu.
Ein Historiker sollte im Auftrag des Kulturreferats eine Untersuchung vorlegen. Seither ist nichts passiert.
Nach zweieinhalb Jahren hat das Referat noch keinen Vertrag mit einem Forscher geschlossen. Muchtar Al Ghusain, der Referent, erklärte den Stillstand mit dem Fehlen personeller und finanzieller Ressourcen.
In der vorvergangenen Woche stellte unsere Redaktion Zimmerers Wirken ausführlich vor, mit umfangreichen Dokumentationen seiner Doktorarbeit und der bundesweiten Berichterstattung zu seiner Person.
Offene Fragen zu Zimmerers SS-Mitgliedschaft liegen seit mehreren Wochen zur Beantwortung beim Bundesarchiv.
Jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit.
OB Schuchardt kümmert sich jetzt selbst darum
Oberbürgermeister Christian Schuchardt meint, „wir haben die Verpflichtung, uns diesem schwierigen Thema der Stadtgeschichte zu stellen“.
In einer Stellungnahme schreibt er: „Auch wenn die umfangreiche Berichterstattung in der Main-Post und die Kommentierung für mich eine Umbenennung unvermeidlich erscheinen lassen, ist zunächst der Wunsch des Stadtrates nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung umzusetzen.“
Für die werde er „nunmehr persönlich Sorge tragen“. Die Mittel dazu seien beim Stadtarchiv vorhanden.
Die ÖDP vergibt und will umbenennen
Raimund Binder, der Fraktionsvorsitzende der ÖDP, hat angeregt, das Thema im Ältestenrat, der Versammlung der Fraktionsvorsitzenden und des Oberbürgermeisters, aufzunehmen.
Gegenüber der Redaktion erklärte er, ein Urteil über Zimmerers Leben stünde ihm nicht zu. Als Christ glaube er an Vergebung, und doch müssten Stadt und Stadtrat „hier handeln und ein Zeichen setzen und die Straße umbenennen“.
Grüne: "Zimmerer war kein Vorbild"
Matthias Pilz, der Chef der Grünen im Stadtrat, hält die angekündigte Forschungsarbeit für unnötig. Die Main-Post-Dokumentation zeige, dass Zimmerer „kein Vorbild“ war. Seine Fraktion habe sich – wie alle anderen – intern noch nicht abgestimmt. Er gehe aber davon aus, dass die Grünen für die Umbenennung stimmen.
Alexander Kolbow, der Fraktionsvorsitzende der SPD, hält eine wissenschaftliche Aufarbeitung für sinnvoll. Er erwartete von einem Historiker eine „wenig anzuzweifelnde Position“.
Die SPD will eine klare Mehrheit für die Umbenennung
Die sei notwendig, „um im Stadtrat eine klare Mehrheit für die Umbenennung zu bekommen“. Kolbow geht davon aus, dass seine Fraktion die Zimmerer-Straße nicht mehr will.
Die klare Mehrheit steht offenbar schon, denn niemand verteidigt Zimmerer.
Klare Worte aus der CSU: "Der Name Zimmerer passt nicht"
Christine Bötsch, die CSU-Fraktionsvorsitzende, und Wolfgang Roth, ihr Stellvertreter, wollen der Fraktion vorschlagen, für eine Umbenennung zu stimmen.
Bötsch sagt, „man sollte nicht noch groß auf einen Historiker bauen. Was die Main-Post recherchiert hat, ist offensichtlich“.
Die Fraktionschefin ist „klar der Meinung: Der Name Zimmerer passt nicht“.
Sie möchte, dass die Stadt die Kosten übernimmt, die den Anwohnern aus einer Umbenennung entstehen, etwa für die Änderung im Personalausweis.
Während Bötsch meint, "wir können das nicht ewig liegenlassen,“ sieht Schuchardt keinen Anlass, „bei einer so wichtigen Entscheidung, die wohl begründet zu treffen ist, einer qualifizierten Bewertung vorzugreifen“.
Die FWG hält Zimmerer für untolerierbar
Nicht einmal die FWG, deren Mitglied Zimmerer war, will am Straßennamen festhalten.
Ihr Fraktionsvorsitzender Josef Hofmann sieht die Angelegenheit im Kontext mit der Umbenennung der Carl-Diem-Halle. Wie beim Nazi-Sportfunktionär sei auch Zimmerers Verhalten, vor allem die Doktorarbeit, „logischerweise nicht zu tolerieren“.
Die FWG werde sich einer Umbenennung nicht verschließen.
Zimmerer, Würzburgs Oberbürgermeister von 1956 bis 1968, gestorben 1984, war SS-Mitglied und Verfasser einer rassistischen und antisemitischen Doktorarbeit.
Unseren Recherchen zufolge hat er eine Distanzierung von seiner braunen Vergangenheit dezidiert verweigert. Den Doktortitel behielt und trug er weiter.
Untätigkeit im Kulturreferat
Im September 2012 beantragte das SPD-Ratsmitglied Heinrich Jüstel zu prüfen, ob die Stadt Zimmerer weiterhin mit einem Straßennamen würdigen soll. Der Hauptausschuss stimmte ihm einstimmig zu.
Ein Historiker sollte im Auftrag des Kulturreferats eine Untersuchung vorlegen. Seither ist nichts passiert.
Nach zweieinhalb Jahren hat das Referat noch keinen Vertrag mit einem Forscher geschlossen. Muchtar Al Ghusain, der Referent, erklärte den Stillstand mit dem Fehlen personeller und finanzieller Ressourcen.
In der vorvergangenen Woche stellte unsere Redaktion Zimmerers Wirken ausführlich vor, mit umfangreichen Dokumentationen seiner Doktorarbeit und der bundesweiten Berichterstattung zu seiner Person.
Offene Fragen zu Zimmerers SS-Mitgliedschaft liegen seit mehreren Wochen zur Beantwortung beim Bundesarchiv.
Jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit.
OB Schuchardt kümmert sich jetzt selbst darum
Oberbürgermeister Christian Schuchardt meint, „wir haben die Verpflichtung, uns diesem schwierigen Thema der Stadtgeschichte zu stellen“.
In einer Stellungnahme schreibt er: „Auch wenn die umfangreiche Berichterstattung in der Main-Post und die Kommentierung für mich eine Umbenennung unvermeidlich erscheinen lassen, ist zunächst der Wunsch des Stadtrates nach einer wissenschaftlichen Aufarbeitung umzusetzen.“
Für die werde er „nunmehr persönlich Sorge tragen“. Die Mittel dazu seien beim Stadtarchiv vorhanden.
Die ÖDP vergibt und will umbenennen
Raimund Binder, der Fraktionsvorsitzende der ÖDP, hat angeregt, das Thema im Ältestenrat, der Versammlung der Fraktionsvorsitzenden und des Oberbürgermeisters, aufzunehmen.
Gegenüber der Redaktion erklärte er, ein Urteil über Zimmerers Leben stünde ihm nicht zu. Als Christ glaube er an Vergebung, und doch müssten Stadt und Stadtrat „hier handeln und ein Zeichen setzen und die Straße umbenennen“.
Grüne: "Zimmerer war kein Vorbild"
Matthias Pilz, der Chef der Grünen im Stadtrat, hält die angekündigte Forschungsarbeit für unnötig. Die Main-Post-Dokumentation zeige, dass Zimmerer „kein Vorbild“ war. Seine Fraktion habe sich – wie alle anderen – intern noch nicht abgestimmt. Er gehe aber davon aus, dass die Grünen für die Umbenennung stimmen.
Alexander Kolbow, der Fraktionsvorsitzende der SPD, hält eine wissenschaftliche Aufarbeitung für sinnvoll. Er erwartete von einem Historiker eine „wenig anzuzweifelnde Position“.
Die SPD will eine klare Mehrheit für die Umbenennung
Die sei notwendig, „um im Stadtrat eine klare Mehrheit für die Umbenennung zu bekommen“. Kolbow geht davon aus, dass seine Fraktion die Zimmerer-Straße nicht mehr will.
Die klare Mehrheit steht offenbar schon, denn niemand verteidigt Zimmerer.
Klare Worte aus der CSU: "Der Name Zimmerer passt nicht"
Christine Bötsch, die CSU-Fraktionsvorsitzende, und Wolfgang Roth, ihr Stellvertreter, wollen der Fraktion vorschlagen, für eine Umbenennung zu stimmen.
Bötsch sagt, „man sollte nicht noch groß auf einen Historiker bauen. Was die Main-Post recherchiert hat, ist offensichtlich“.
Die Fraktionschefin ist „klar der Meinung: Der Name Zimmerer passt nicht“.
Sie möchte, dass die Stadt die Kosten übernimmt, die den Anwohnern aus einer Umbenennung entstehen, etwa für die Änderung im Personalausweis.
Während Bötsch meint, "wir können das nicht ewig liegenlassen,“ sieht Schuchardt keinen Anlass, „bei einer so wichtigen Entscheidung, die wohl begründet zu treffen ist, einer qualifizierten Bewertung vorzugreifen“.
Die FWG hält Zimmerer für untolerierbar
Nicht einmal die FWG, deren Mitglied Zimmerer war, will am Straßennamen festhalten.
Ihr Fraktionsvorsitzender Josef Hofmann sieht die Angelegenheit im Kontext mit der Umbenennung der Carl-Diem-Halle. Wie beim Nazi-Sportfunktionär sei auch Zimmerers Verhalten, vor allem die Doktorarbeit, „logischerweise nicht zu tolerieren“.
Die FWG werde sich einer Umbenennung nicht verschließen.
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