
Die Welt der sozialen Medien ist komplex. Oft fällt es hier schwer, Wahrheit und Unwahrheit voneinander klar zu unterscheiden. Zwölf Jugendliche haben deshalb nun das Medienprojekt "news4you" gestartet. Ein Jahr lang lesen sie sowohl die Main-Post als auch andere überregionale Medien und tauschen ihre Erfahrungen über die Social-Media-Plattform "Instagram" aus.
Das Bildungsprojekt ist aus der Würzburger Demokratie-Initiative pics4peace e.V., unter der Leitung der ehemaligen Oberbürgermeistern Pia Beckmann, heraus entstanden und soll einen Beitrag zum gestiegenen Bedarf an Medienkompetenz für Jugendliche in der heutigen Zeit liefern. Ziel sei es, Jugendliche für gesellschaftliche Themen zu begeistern und aufzuzeigen, wie man Desinformationen entgegenwirken kann, sagen die Projektkoordinatoren Luzius Zöller und Benedikt Teichmann.
Zöller und Teichmann sind 23 Jahre alt, stammen aus Würzburg und haben gerade ihren Abschluss an der Journalistenschule in München gemacht. Sie sind der Meinung, dass Nachrichten, die über die sozialen Medien kommen, per se keine schlechten seien. "Allerdings kann es passieren, dass sich dort wahre Berichterstattung und Desinformationen schnell vermischen", erklärt Luzius Zöller. Aufgrund der Fülle an Informationen müsse man daher aufpassen, wo diese herkämen und welche Interessen der Verbreiter verfolgen könnte.
"Es sind Lokalzeitungen, die die politische Meinung in einem Landkreis maßgeblich beeinflussen und Informationen geben können", antwortet Zöller auf die Frage, warum sie sich dazu entschieden haben, die Main-Post in ihr Projekt einzubeziehen.
Jeden Monat übernimmt eine andere am Projekt teilnehmende Person das Social-Media-Konto der Seite "news4you" und bespricht darauf täglich selbst ausgewählte Beiträge und Artikel. In Text-, Bild- und Video-Beiträgen werden die Leser und Follower zur Diskussion eingeladen. Eine Teilnehmerin des Projekts ist Annika Hagge. Sie hat einen Monat lang die Main-Post mit der überregionalen rechtskonservativen Zeitung "Junge Freiheit" verglichen.
"Die Main-Post fiel im Vergleich positiv auf, da die Beiträge oft sehr neutral waren und versucht haben, möglichst verschiedene Meinungen abzubilden", resümiert Annika Hagge. "Bei den Artikeln der Jungen Freiheit fand ich es oft schwierig festzustellen, um welche Art von Beitrag es sich gehandelt hat." Viele Artikel würden manipulativ wirken, und oft sei die Grenze zwischen Meinung und neutralem Bericht zu unscharf. Hagge hält es für wichtig, verschiedene Formate und Zeitungen zu konsumieren, um mehrere Sichtweisen zu erhalten und aus der eigenen Nachrichtenblase herauszukommen.
Auch Philo Holland ist der Meinung, dass einseitige Nachrichtenblasen ein großes Problem darstellen. Er studiert im achten Semester Jura an der Universität Würzburg und hat einen Monat lang den Youtube-Kanal "Die Da Oben" genauer betrachtet. Der Kanal setzt sich in seinen Videos mit bundespolitischen Themen auseinander. Holland kritisiert teilweise deren Aufmachung und Sprache. "Im Vergleich halte ich die Zeitungsartikel der Main-Post für neutraler und distanzierter und fühle mich darin besser aufgehoben", erklärt er.
"Das Projekt hat mir den Wert des Lokaljournalismus nochmal verdeutlicht", bekräftigt Holland. Er kennt ebenfalls das Problem von Nachrichtenblasen. Viele würden sich heute ausschließlich Formate suchen, die die bestehende Meinung nur bestätigen und Klientel-Journalismus betreiben, sagt Philo. Der Lokaljournalismus leiste hier einen neutralen Beitrag zur freien Meinungsbildung.
Von jungen Leuten, für junge Leute
"Wenn junge Menschen etwas in der Politik ändern wollen, können sie das nur vor Ort tun, und dafür müssen wir die Bedingungen vor Ort kennen", sagt Pia Beckmann, Initiatorin des Projekts. Sie freue sich darüber, dass es gelungen sei, ein finanziell und thematisch unabhängiges Angebot zu erstellen: "Von jungen Leuten für junge Leute." Für die Zukunft wünscht Beckmann sich nur eines: "Wir wollen noch mehr Leute erreichen und die Follower zu mehr Diskursen auf unserem Instagram-Account einladen."
Das Projekt news4you
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