
„Politiker reden viel, handeln aber wenig.“ „Die Sub-Kultur am Würzburger Post-Areal muss erhalten bleiben.“ „Unsere persönliche Freiheit ist uns wichtiger, als die Sicherheit, die das neue Bayerische Polizeiaufgaben-Gesetz verspricht.“ Würzburger Jugendliche hatten Vertretern aus Politik und Gesellschaft bei der Dialog-Auftaktveranstaltung von pics4peace im Museum für Franken viel zu sagen. Die Bandbreite der Themen reichte von der Legalisierung von Cannabis bis zum besseren ÖPNV für Würzburg.
Pics4peace ist ein bundesweites Projekt, das Pia Beckmann initiiert hat. Es soll Jugendliche dazu bringen, sich für Frieden und Demokratie zu engagieren. Dass 40 Prozent der unter 30-Jährigen nicht wählen geht und damit Entscheidungen über ihre Zukunft aus der Hand gibt, bereitet der ehemaligen Würzburger Oberbürgermeisterin Sorgen. Angesichts zunehmender Radikalisierung und Populismus brauche unsere Gesellschaft junge Menschen, die sich für die Demokratie einsetzten.
Auftaktveranstaltung bringt Junge und Alte in den Dialog
„Jugendliche müssen sich bei der Gestaltung unserer Zukunft einsetzen. Entscheider aus Wirtschaft und Politik müssen die Probleme und Interessen von Jugendlichen in ihren Entscheidungen berücksichtigen“, erklärte Beckmann die Bring- und Holschuld zwischen den Generationen.

Im Landesmuseum für Franken auf der Festung klappte die direkte Begegnung zwischen Jung und Alt wunderbar. Schüler mehrerer Würzburger Schulen, Studierende und Auszubildende der Würzburger Medienakademie stellten Fragen. Politiker wie der Bayerische Justizminister Winfried Bausback, der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt oder Landtagsabgeordneter Oliver Jörg (CSU) gaben Antworten.
Muss man Jugendlichen beim Engagieren helfen?
Was dabei schnell klar wurde: Für junge Menschen ist es nicht selbstverständlich, dass ihnen zugehört wird. „Aber durch dieses Projekt ist uns klar geworden, dass unsere Meinung zählt“, sagte Hanna Kölbl von der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Neun Studierende des Fachbereichs Gestaltung haben sich für die Ausstellung „pics4peace – Jugend für Demokratie und Frieden“ künstlerisch mit aktuellen politischen Fragen auseinander gesetzt, die sie persönlich bewegen.
Themen sind zum Beispiel die Risiken digitalisierter Informationsbeschaffung, die Unterdrückung von Frauen oder die Angst vor Kriegen. Mit ihren Werken nehmen die Studenten eine deutliche, politische Haltung ein.
Aber muss man den jungen Menschen heute wirklich dabei helfen, dass sie das tun? Früher hat „die Jugend“ doch auch ohne Hilfe ihrer Eltern Demos, Aktionen oder neue Kunstformen organisiert und sich damit Gehör verschafft. Warum es heute pics4peace braucht, um Jugendliche mitzunehmen, stand im Mittelpunkt der Auftaktveranstaltung auf der Festung.
OB Schuchardt folgen 396 Menschen auf Instagram
„Die Jugend kommuniziert heute auf eigenen Kanälen, die von den älteren Teilen der Gesellschaft fast nicht genutzt werden“, erklärte Moderatorin Julia Back, warum heute Jung und Alt schwieriger zusammenkommen, als früher. Die stellvertretende Leiterin der Würzburger Lokalredaktion der Main-Post ist mit 32 noch jung genug, um sich auf sozialen Netzwerken wie Snapchat oder Instagram zu bewegen.

„OB Schuchardt hat 396 Abonnenten auf Instagram, Angela Merkel immerhin 489 000, aber die Zwillinge Lisa und Lena 12,7 Millionen“, erklärte Back. Aber auch sie habe keine Ahnung, wer Lisa und Lena sind und warum sich so viele Jugendliche offensichtlich für sie interessieren. Die unterschiedliche Kommunikation trenne analoge Ältere von digitalen Jungen wie eine Glasscheibe.
Ausstellung, Dialogveranstaltungen, Workshops
Pics4peace arbeitet auf beiden Seiten der Scheibe: Auf dem Instagram-Account können Junge Fotos, Bilder, Texte, Musik oder Clips mit politischen Botschaften anderer Jugendlicher anschauen oder selbst hochladen. Bislang hat pics4peace 1314 Follower – also mehr als OB Schuchardt, aber auch noch weit entfernt von Lisa und Lena. Vielleicht ändert sich das nicht nur mit steigender Bekanntheit, sondern auch dadurch, dass auch Ältere den Instragram-Account nutzen, um etwas über die Jugend zu erfahren.
Auf der realen Seite der Scheibe gibt es die Ausstellung auf der Festung und den direkten Dialog. Dazu hat pics4peace, der jetzt ein Verein ist, in den kommenden Monaten verschiedene Workshops organisiert. Bei der ersten Dialogveranstaltung legte Justizminister Bausback dar, dass er durchaus mit Jugendlichen zu tun habe, regelmäßig besuchten Schulklassen sein Ministerium. Dass er sich deswegen auch für die Interessen Jugendlicher einsetzt, wurde allerdings vom Plenum in Frage gestellt.
Provokante Fragen an den Justizminister
Wie provokant, aber höflich Jugendliche debattieren können, zeigte die Veranstaltung auch. „Themen, die jungen Menschen wichtig sind, finden in der CSU keinen Anklang“, sagte der Würzburger Schüler Julian Müßig. Als Beispiele nannte er Homo-Ehe, Legalisierung von Cannabis und eine ländereinheitliche Bildungspolitik.
„Das ist eine pauschale Behauptung“, widersprach Justizminister Bausback. Denn nicht alle Jugendlichen würden so denken. „Nicht jeder junge Mensch in Bayern ist links.“ „Da verstehen Sie mich jetzt falsch“, erwiderte der 20-Jährige – und so ging es munter hin und her.
Engagement zeigen
Die Ochsenfurter Bundestagsabgeordnete Simone Barrientos (Die Linke) hatte für die Jugendlichen, die sich von der CSU nicht repräsentiert fühlen, einen Tipp. „Wenn man etwas ändern will, kann man etwas tun.“ Zum Beispiel in eine Partei eintreten oder sich außerparlamentarisch engagieren.
„Wir sind ja nicht als Politiker geboren“, erklärte OB Schuchardt (CDU). „Wir sind Menschen, die es interessiert, was andere bewegt. Wir wollen keine Glaswand.“ Dass pics4peace diese aufbricht, freute Schuchardt. Deshalb fördere die Stadt das Projekt gerne. „Mit dieser Veranstaltung zeigen wir, dass wir hier in Würzburg gemeinsam für unsere Demokratie eintreten.“ Zum Abschluss rief Projekt-Initiatorin Beckmann alle dazu auf, ihre Anliegen zu hinterlassen - und versprach, dass die Politiker mit den jungen Menschen in den Dialog treten werden.
...und im Debattierclub, der Eliten-Förderung, aktiver Golfspieler beim Golfclub Würzburg, ausgebildeter Streitschlichter, Amateur Schauspieler uvm. ....
...und jetzt ein beleidigter Aktivist, der seine ganze Arbeit nicht gewürdigt sah.
Das mit dem PR-Foto ist richtig....... das ist das System
Die Ex-OB hat schließlich mehr Erfahrung damit als zwei Jungfüchse....
Ich bin kein Aktivist oder ähnliches.
Und einfach nur die Googleergebnisse abarbeiten ist auch keine Kunst....
Ich und viele andere Jugendliche fühlten sich von dieser Aktion am Montag weder eingebunden nich ernstgenommen.
Wenn wir uns als Jugendliche einbringen sollen müssen wir auch zu Wort kommen können.
Mit beleidigt hat das nur sehr wenig zu tun.
MfG
Ich bin kein Aktivist oder Ähnliches.
Wir Jugendliche haben uns bei dieser Veranstaltung am Montag weder ernstgnommen noch vertreten gefühlt. Wenn die Politik selbstbewusste engagierte Jugendliche fordert muss sie sich auch mit diesen ernsthaft unterhalten und diskutieren. Das fand nicht statt. Und das ärgert uns. Mit beleidigt hat das nur sehr wenig zu tun.
Und einfach Googleergebnisse abzuarbeiten ist auch keine Kunst. Ich bin nämlich gar kein aktiver Golfer.
MfG
PS: Was meinen Sie den bitte mit Mitglied der Elitenförderung?
Die unfassbare Oberflächlichkeit mit der vor dem Publikum die Wichtigkeit der Jugend und deren Engagement in der Politik gefordert wurde stand im absolut krassen Kontrast dazu wie scheinbar intensiv der Dialog dann auch war! Nämlich gar nicht! Es wurde sich zu keinem der Themen wirklich ausgetauscht. Und genau das haben Christian Rupp und Ich eben kritisieren wollen. Der Artikel ist dahingehend irreführend und nicht richtig. Ein Dialog wie durchaus von uns Jugendlichen gewünscht und am Montag eigentlich auch erwartet fand nicht statt. Das ist das Problem! Echte Auseinandersetzungen gibt es nicht mit uns. Und gab es auch hier wieder nicht. Bei solchen Aktionen muss man sich wirklich nicht mehr über Verdrossenheit wundern.
Mit freundlichen Grüßen,
Julian Müßig
PS: Und dieses grauenhaft gestellte Bild auf dem ich mit dem Justizminister und Frau Pia Beckmann zu sehen bin ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Das war keine Unterhaltung. Das war ein Fotoshooting zur SelbstPR.
Ich habe den Eindruck, dass die Verfasserin dieses Artikels nicht auf der selben Veranstaltung wie ich war.
Einerseits wurde ich falsch zitiert: "Da die CSU in Bayern immer die Mehrheit hat, lohnt sich für Jugendliche politisches Engagement gar nicht.“
Das habe ich nie gesagt. Meiner Meinung nach lohnt sich politisches Engagement immer! Und deshalb bin ich auch, wie während der Veranstaltung angemerkt und hier in diesem Artikel erstaunlicherweise nicht erwähnt, Mitglied des Demokratie-Leben-Jugend-Gremiums, des Bunten Tisches, der Aktion Jungerhafensommer, SOR-SMC etc.
Christian Rupp und Ich wurden per E-Mail zu einer Podiumsdiskussion mit dem Ob und Justizminister eingeladen. Das es wie bei einer Pressekonferenz nur Frage zu stellen galt und diese dann umschweifend von den Politikern beantwortet werden würden ohne echten Dialog oder eben Diskussion hat uns verärgert. (Teil 1)