Es soll die Erkennung und Behandlung von Krebserkrankungen stärken und Patienten einen besseren Zugang zu Therapien ermöglichen: das neuen Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF), das seit dieser Woche ein eigenes Bürgertelefon freigeschaltet hat. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte das Krebszentrum in seiner Regierungserklärung im April 2018 angekündigt. Vor einem Jahr vom Kabinett beschlossen, stellte Söder bei der Vertragsunterzeichnung im November 150 Millionen Euro für den Aufbau in den kommenden fünf Jahren in Aussicht.
Die Universitätsklinik Würzburg ist maßgeblich am neuen Zentrum beteiligt. Federführend hier sind die beiden Onkologen Hermann Einsele und Ralf Bargou. Beide Medizinprofessoren gehören für zunächst drei Jahre dem Direktorium des bayernweiten Zentrums an.
Von einem "neuen Zeitalter für die Behandlung von Krebspatienten" spricht Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). Mit der Anwendung neuester Forschungsergebnisse und einem direkten Zugang zu Informationen für die Bevölkerung sollen Vorbeugung und Früherkennung verbessert werden. "Wir erhoffen uns, die Krebshäufigkeit und -sterblichkeit in Bayern zu senken“, so Sibler.
Kooperationspartner sind die sechs bayerischen Unikliniken in Würzburg, Erlangen, zwei Mal München , Regensburg und Augsburg. Das Zentrum soll die Expertise der Kliniken bündeln und für Patienten eine Spitzenversorgung an allen Standorten zugänglich machen. "Wir definieren jeweils Schwerpunkte, wo wir besonders gut sind, und verstärken uns gegenseitig", erklärt der Würzburger Krebsforscher Hermann Einsele.
Der Freistaat will nach Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder in den nächsten fünf Jahren rund 150 Millionen Euro in den Aufbau des Zentrums investieren. Für die Anlaufphase werden zunächst vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Das Zentrum ist ein Netzwerk aus den Onkologie-Abteilungen der sechs bayerischen Unikliniken. Sie sollen sich austauschen, abstimmen und wechselseitig unterstützen. Die Geschäftsstelle des Krebszentrums ist angesiedelt an der Uniklinik Erlangen, die mit der Uniklinik Würzburg den Anstoß für den Aufbau des Zentrums gegeben hatte. Zu den bundesweit 18 onkologischen Spitzenzentren, den sogenannten "Comprehensive Cancer Centers" gehören in Bayern die Unikliniken Würzburg und München.
Neue Therapieformen sollen schneller vom Labor zum Patienten kommen. "Wir haben gute Forschung, aber bis zur Anwendung dauert es oft zu lange", sagt Einsele. Das Zentrum soll die Versorgung von Patienten in ganz Bayern verbessern. Alle sollen einen Zugang zu neuesten Therapien bekommen, auch wenn sie nicht in der Nähe einer Uniklinik leben. Durch die Zusammenarbeit der Kliniken könne man Krebsstudien effektiver umsetzen, mehr Patienten sollen davon profitieren, sagt Einsele: "Am Ende hat man schneller ein Medikament für alle." Mit dem Bürgertelefon wurde eine zentrale Anlaufstelle geschaffen, die unkompliziert die richtigen Fachleute vermitteln soll. Auch die Krebsvorsorge soll durch die Zusammenarbeit gestärkt werden.
Ein Plus ist die Schaffung eines gemeinsamen Studiennetzwerkes aller sechs Standorte. "Damit können wir mit größerer Schlagkraft Daten sammeln und Patienten aufnehmen. Das ist in der klinischen Forschung und im internationalen Wettbewerb der Krebszentren entscheidend", sagt Onkologe Ralf Bargou. Man könne nur als Netzwerk konkurrenzfähig und damit interessant für die Pharmaindustrie sein. Auf deren Finanzierung ist man bei der Entwicklung neuer Medikamente angewiesen. Weiterer Vorteil: Jede Uniklinik stärkt die eigene Expertise und stellt sie den anderen Kliniken zur Verfügung. Parallelstrukturen sollen so vermieden werden.
Besonders stark sind die Würzburger Krebsforscher bei frühen klinischen Studien, in der Immuntherapie und in der Entwicklung neuer Medikamente.
Der allergrößte Teil der Krebspatienten ("99 Prozent") soll laut Ralf Bargou auch in Zukunft direkt an der jeweiligen Uniklinik vor Ort Zugang zu modernen Krebstherapien finden – so auch in Würzburg. Vereinbart sei aber eine Überweisung an andere Kliniken in Einzelfällen, also bei sehr speziellen Therapien. Durch das neue Krebszentrum sollen auch neue Informationen über Studien und Therapien Patienten im ländlichen Raum besser erreichen.
Das hängt von der Situation beim Hausarzt ab. Das Krebstelefon ersetzt nicht die gewohnten Versorgungswege, in der Regel kann ein Hausarzt an Klinik oder Fachärzte weitervermitteln. Für Patienten ist das Bürgertelefon aber eine zusätzliche Möglichkeit, medizinisches Fachwissen zu erhalten oder sich eine Zweitmeinung einzuholen.