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Erlangen
Unikliniken kämpfen nun gemeinsam gegen den Krebs
In Erlangen entsteht ein Zentrum, das Millionen Patientendaten bündelt. Wie Erkrankte davon profitieren.
Bayern richtet  am Universitätsklinikum Erlangen ein Krebsforschungszentrum ein, in dem sich die sechs bayerischen Universitätsmedizinstandorte zusammenschließen. Hier sieht man einen Doktoranden am Institut für Molekulare Onkologie am Krebsforschungszentrum der TU München, der an einer Zellkultur arbeitet.
Foto: Sina Schuldt, dpa | Bayern richtet am Universitätsklinikum Erlangen ein Krebsforschungszentrum ein, in dem sich die sechs bayerischen Universitätsmedizinstandorte zusammenschließen.
Markus Bär
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:35 Uhr

Das weltweit renommierte Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg wird bald – im positiven Sinne – eine mutmaßlich sehr mächtige bayerische Konkurrenz bekommen. Am Donnerstagmittag unterzeichnete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im mittelfränkischen Erlangen das Vertragswerk zur Schaffung eines Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF). Durch diese Institution soll Patienten viel leichter die Teilnahme an Studien ermöglicht werden, bei der beispielsweise neueste Diagnostikverfahren oder Medikamente zum Einsatz kommen. An solche Studien kam man bisher als Patient nur schwer heran.

Das BZKF wird in Erlangen seine Koordinationsstelle haben. Denn eigentlich ist es sozusagen virtueller Natur. Es besteht aus einem Zusammenschluss – auch datentechnisch – aus den sechs bayerischen Universitätsmedizinstandorten Augsburg, Regensburg, Würzburg, Erlangen und zweimal München (Ludwig-Maximilians-Universität und Technische Universität München).

Sämtliche Patientendaten der sechs Unikliniken werden anonymisiert gebündelt

„Es entsteht somit etwas Einmaliges. Das ist visionär“, sagt denn auch Professor Michael Beyer, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Augsburg, die mit 1700 Betten der zweitgrößte Standort in diesem neuen Netzwerk sein wird.

Durch dieses neue Netzwerk werden bald sämtliche Patientendaten der sechs Unikliniken anonymisiert gebündelt. Das ist wichtig. Denn in der Krebsforschung stellt sich immer mehr heraus, dass Tumore viel mehr individueller Natur sind, als man bisher annahm. „Die Fragestellung ist: Gibt es irgendwo in Bayern einen vergleichbaren anderen Patienten und wie ist er erfolgreich behandelt worden?“, erläutert Beyer weiter. Durch den Zusammenschluss lasse sich diese Frage nun viel einfacher beantworten.

Ziel des BZKF ist es, neue Krebstherapien zu entwickeln und zugänglich zu machen

Früher war es für die Behandlung und ihren Erfolg durchaus von Bedeutung, in welcher Region ein Patient wohnte. Ein – rein fiktives – Beispiel soll das verdeutlichen: Ein nordbayerischer Patient mit einem Prostatakrebs wurde früher vermutlich in erster Linie im Norden des Freistaates behandelt – auch wenn die besten Spezialisten für diese Erkrankung womöglich in München oder Augsburg saßen. Das hat sich geändert.

„Jeder Universitätsstandort ist heute in der Lage, alle therapeutischen Möglichkeiten für jede Tumorerkrankung zu gewährleisten. Ziel des BZKF ist es nun, neue Krebstherapien zu entwickeln und an allen Standorten zugänglich zu machen“, sagt Beyer. „Das wird einen Schub in der Tumortherapie geben.“ Ähnlich verhält es sich – wie schon skizziert – mit der Teilnahme an klinischen Studien bei bestimmten Krebserkrankungen. Beyer betont, dass es einen solchen Zusammenschluss, wie er nun in Bayern geplant ist, im europäischen Bereich bislang nicht gibt.

Beteiligte Kliniken erhalten Schwerpunkt-Aufgaben

Jede Uniklinik wird in diesem Verbund eine Schwerpunkt-Aufgabe erhalten. Augsburg hat bereits eine sogenannte „Zentrale High-End-Bioinformatikeinheit“. Diese wird in diesem Zusammenhang womöglich weiter ausgebaut. Es geht dabei um die Verarbeitung medizinischer Daten – und die Erforschung, wie diese immer noch besser und effizienter vonstattengehen wird.

Wann diese Einrichtung in Betrieb geht und wie viele neue Arbeitsplätze entstehen werden, ist noch nicht geklärt. „Jetzt wird ja erst einmal der Vertrag unterschrieben“, sagt Beyer. Es handle sich aber um Jobs, die sicher für viele Wissenschaftler interessant sein könnten.

 
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