
Anfang dieses Jahres schien die Zukunft des Obst- und Gartenbauvereins Ochsenfurt noch ungewiss, doch dann gab es Ende Februar bei der Mitgliederversammlung mit Neuwahlen ein Aufatmen: Mit Karen Bauer als Vorsitzende und Nachfolgerin von Harald Biedermann sowie Bettina Gawronski als ihre Stellvertreterin fanden sich zwei Frauen, die den Verein weiter in die Zukunft führen wollen. Wir haben Karen Bauer in ihrem Garten in Ochsenfurt besucht.
Für ihr neues Amt der Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Ochsenfurt hat sich Karen Bauer bereits in der Grundschule qualifiziert: "Im Fach Schulgarten hatte ich immer eine Eins", sagt die 54-Jährige und lacht. "Gartenarbeit ist ein wunderbarer Ausgleich zu kopflastiger Arbeit, so kreativ und handfest." Ihr Wissen, das Bauer auch heute in ihrem Bio-Garten mit einer Vielzahl von Obst und Gemüse anwendet, bezog sie unter anderem von ihren Großeltern, die einen weitläufigen Garten samt Streuobstwiese hatten.
Soziales Miteinander und Klimaschutz liegen Bauer am Herzen
Als selbst erklärter "großer Gartenfan" interessierte sich Karen Bauer, die als Religionslehrerin, Schulseelsorgerin und rechtliche Betreuerin tätig ist, schon länger für den Obst- und Gartenbauverein (OGV) Ochsenfurt und seine Aktionen; seit Beginn dieses Jahres ist sie Mitglied. Als sie angesprochen wurde, ob sie für den Vorstand kandidieren wolle, sagte sie zu. "Der Verein passt zu meinem Lebensprogramm", so Bauer.
Die Themen Ehrenamt und soziales Miteinander spielen schon lange eine große Rolle in Bauers Leben: In Ochsenfurt engagiert sich die 54-Jährige unter anderem für die Arbeit mit Geflüchteten, im Eine-Welt-Laden und für das Bündnis "Ochsenfurt solidarisch"; sie ist Mitglied der Grünen Ochsenfurt, der Landesarbeitsgemeinschaft für Migration und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. "Ich möchte etwas für die Gesellschaft tun – und Vereine sind ein wichtiger Baustein unserer Gesellschaft." Auch Umwelt- und Klimaschutz liegen Bauer sehr am Herzen – beides Anliegen, die sie auch im Zentrum von Obst- und Gartenbauvereinen sieht.
Umfrage unter Vereinsmitgliedern soll Wünsche offenlegen
Doch trotz dieser aktuellen Themen gilt das Image von Obst- und Gartenbauvereinen vielerorts als angestaubt. Laut Jessica Tokarek, Geschäftsführerin des Kreisverbands und Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Würzburg, haben zahlreiche Obst- und Gartenbauvereine Schwierigkeiten, Ehrenamtliche und Nachwuchs zu finden.
Eine Bestandsaufnahme beim OGV Ochsenfurt zeigt: Der Verein hat 236 Mitglieder (Stand April 2024) im Alter zwischen 40 und 90 Jahren; ihr Radius reicht laut Bauer von Würzburg bis Bad Mergentheim. Um herauszufinden, was die Menschen im Verein bewegt, hat sie einen Umfragebogen verschickt. Darin können die Mitglieder ihre Wünsche bezüglich Unternehmungen und Vorträgen äußern und mitteilen, in welchem Bereich sie sich eine Mithilfe vorstellen könnten.
Hoch im Kurs stehen gemeinsame Aktionen und Glückwunschkarten
Schon jetzt steht fest, dass sich viele im Verein nach einem gewissen Gemeinschaftsgefühl sehnen: "Regelmäßig zu Feiern zusammenzukommen und gemeinsame Fahrten, wie etwa zu Landesgartenschauen, unternehmen – das sind Wünsche, die bisher an mich herangetragen wurden", so Bauer. Auch die klassische Glückwunschkarte zu runden Geburtstagen stehe bei den Mitgliedern hoch im Kurs und werde ausdrücklich gewünscht.
Das vom neuen Vorstand zusammengestellte Jahresprogramm des OGV Ochsenfurt trägt diesen Wünschen bereits Rechnung: Neben Fachvorträgen, etwa zu "Der Garten im Klimawandel" oder "Der altersgerechte Garten", können Vereinsmitglieder gemeinsam den "Tag der offenen Gartentür" im Landkreis besuchen und eine Fahrt zum Streuobsttag nach Burgbernheim unternehmen. Auch eine Adventsfeier ist geplant.
Angebote für Kinder in den Sommerferien
Um auch neue Altersgruppen für die Arbeit des OGV zu interessieren, gibt es zudem Angebote für Kinder: In den Sommerferien können Kinder von sechs bis zwölf Jahren zum Beispiel den Birnenkulturweg im Tierpark Sommerhausen kennenlernen oder etwas über Streuobstwiesen erfahren.
Bei einer Pflanzentauschbörse Ende April stellte sich der wiederbelebte Verein der Öffentlichkeit vor – "die Veranstaltung lief gut", so Bauer, "viele kamen auch vorbei, um dem neuen Vorstand 'hallo' zu sagen". Zu diesem gehören außer Bauer und Gawronski der Kassier Klaus Börschinger, Schriftführer Hans-Dieter Schieblon, die Beisitzerinnen Sandra Jaekel und Angela Blasczyk sowie Beisitzer Peter Wesselowsky.
Wissen weitergeben und sich neues aneignen
Neben den "Neuen" im Vorstand kommt für Bauer auch den langjährigen Mitgliedern große Bedeutung zu: "Viele Ältere haben Interesse daran, Wissen weiterzugeben, das ist schön." Diese Ressourcen will Bauer nutzen; weiteres Wissen können sich Vereinsmitglieder zum Beispiel bei Fortbildungen des Kreisverbands für Gartenbau und Landespflege Würzburg aneignen.
Für Karen Bauer heißt es nun erstmal, sich in Vereinsinterna einzufinden – und ein ganz besonderes Jubiläum vorzubereiten: 2026 wird der OGV Ochsenfurt 100 Jahre alt.