
Die ehemalige Universitätsdruckerei Stürtz (jetzt: Phoenix Print GmbH) in Würzburg hat einen neuen Investor: Die Solvesta AG aus München übernimmt den Geschäftsbetrieb des angeschlagenen Traditionsunternehmens mit seinen 240 Mitarbeitern. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, heißt es in einer Ad-hoc-Meldung von Solvesta.
Das börsennotierte Unternehmen ist eine Holding, die nach eigenen Angaben in deutsche Mittelstandsunternehmen „mit Potenzial“ investiert. „Wir sind keine Heuschrecke“, beschrieb Solvesta-Chef Patrik Fahlenbach sein Unternehmen am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion.
Vielmehr gehe es darum, angeschlagene Betriebe wie Phoenix auf die Beine zu bringen. Wenn die Ertragslage dann wieder stimme, werde Solvesta per Firmenverkauf aussteigen. Fahlenbach zufolge könnte das in vier bis fünf Jahren der Fall sein.
Der Solvesta-Vorstand kündigte zusammen mit Phoenix-Geschäftsführerin Ramona Weiß-Weber an, dass das Unternehmen zwischen Würzburg und Veitshöchheim bald wieder seinen traditionsreichen Namen tragen werde: Stürtz. Dazu werde eine GmbH gegründet, die Betrieb und Belegschaft übernehme. Die Phoenix Print GmbH bleibe im Hintergrund bestehen, um das laufende Insolvenzverfahren abzuwickeln.
Phoenix war nach einer Fusion mit der Augsburger Druckerei Himmer wirtschaftlich ins Trudeln geraten (wir berichteten). Im September vergangenen Jahres stellte Phoenix den Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenregie, das seit Dezember läuft.
Nach den Worten von Geschäftsführerin Weiß-Weber hat Phoenix unter anderem wegen einer „konjunkturbedingten Delle“ in den vergangenen Wochen 30 Mitarbeitern betriebsbedingt zum 29. Februar gekündigt. Fast alle kommen für ein halbes Jahr in einer Transfergesellschaft unter und haben laut Weiß-Weber eine Rückkehrgarantie, wenn bei Stürtz Stellen zu haben sind.
Die Geschäftsführerin sieht in all den dunklen Tagen Licht am Ende des Tunnels: Die Mitarbeiter seien nach wie vor „kampfbereit“, der Betriebsrat habe sich konstruktiv verhalten. Solvesta habe zu erkennen gegeben, sich nicht in die laufenden Geschäfte einzumischen.
Weiß-Weber wird in der neuen Stürtz GmbH Geschäftsführerin bleiben, zusammen mit Thomas Heininger (neu). An der Produktpalette von Phoenix/Stürtz ändere sich nichts, so Weiß-Weber (51). Auch dem Standort Würzburg bleibe das Unternehmen treu, ergänzte Solvesta-Chef Fahlenbach.
Nach Angaben des Investors wurde der Vertrag zum Einstieg in Phoenix am Freitag unterschrieben. Die Übernahme soll spätestens am 15. März wirksam werden. Bis dahin müssten noch einige Details geklärt werden, sagte Fahlenbach am Montag. Sein Haus war auf Phoenix/Stürtz schon im Rahmen der ersten Insolvenz 2013 aufmerksam geworden, eine Übernahme klappte aber erst jetzt.
Die Münchener wollen den Würzburgern „für zukünftige Investitionen neue Liquidität zuführen“. Damit solle gewährleistet werden, dass sich Phoenix neu am Markt positionieren könne.
Fahlenbach zufolge soll Stürtz innerhalb den nächsten drei Jahren die Marke von 40 Millionen Euro Umsatz im Jahr erreichen. „Wir bauen die Buchproduktion weiter aus“, kündigte Geschäftsführerin Weiß-Weber am Montag an.
In den Bereich Digitales wolle man nicht einsteigen. Das Unternehmen Stürtz werde sich vielmehr auf das konzentrieren, was es am besten könne – das Buchgeschäft. „Und das mit Demut“, so Weiß-Weber.
Druckhaus Stürtz
Das Unternehmen wurde 1830 in der Würzburger Innenstadt gegründet und als Universitätsdruckerei H. Stürtz AG bekannt. Seit den 1970er Jahren hat das Unternehmen mit einst bis zu 600 Mitarbeitern seinen Sitz in der Alfred-Nobel-Straße zwischen Würzburg und Veitshöchheim. Fach- und Schulbücher sowie Kataloge, Kalender und Zeitschriften sind heute wesentliche Bestandteile der Produktpalette. Der Betrieb zählt zu den größten seiner Art in Deutschland.
Mit freundlichen Grüßen,
Jürgen Haug-Peichl
Regionalredaktion, Main-Post
Glauben Sie mir, alle, auch ich bin sehr glücklich, wenn es mit Stürtz, und das war und bleibt immer Stürtz, überhaupt weiter geht. Wenn es keinen Investor gäbe, dann sehe das für viele Mitarbeiter noch viel schlimmer aus. Ihr Mitleid wäre an anderer Stelle sicher angebrachter.
Bei Stürtz gibt es immer noch eine große Belegschaft, die sich durch Zusammenhalt, Solidarität und eine große Fachkompetenz auszeichnet. Sie hat es auf jeden Fall verdient, dass es weiter geht. Wenn man es sich vielleicht auch anders gewünscht hätte, aber das Leben ist nun mal kein Ponyhof. Ich wünsche der Geschäftsführung weiterhin viel Energie und ein glückliches Händchen. Stürtz lebt!
Ich als GF konnte davon noch lernen und bis zur Zertifizierung war es ein schwerer Weg. Allerdings die Patienten und Kunden auch profitieren, allerdings die Belegschaft ist verstritten. Jetzt im Nachhinein würde ich einen Qualitätsmanager einstellen und konzequent das QM durchziehen, diese Weise wäre dem Personal besser zu verkaufen und zu vermitteln. Die digitale globale online Welt fordert seine Opfer und ihr seid schon spät (zuspät) jetzt dran.
Mir tun die Mitarbeiter jetzt schon leid. Alternative aus den eigenen Reihen ein Qualitätsmanagment schaffen und durchsetzen. Digitales darf kein Fremdwort sein.