Aufatmen bei Phoenix-Print, der früheren Universitätsdruckerei Stürtz: Die Verhandlungen „zur Übernahme durch einen Investor haben zu einer wirtschaftlichen Einigung geführt,“ heißt es in dem Würzburger Traditions-Unternehmen. Es sei zu erwarten, dass die Verträge bis zum Ende dieser Woche beurkundet werden. Damit blickt das Unternehmen wieder etwas optimistischer in die Zukunft.
Nach einer Fusion mit der Augsburger Druckerei Himmer vor knapp einem Jahr war es unerwartet in Schieflage geraten. Probleme mit dem Betrieb in Augsburg, für den bereits Anfang August 2015 Insolvenz angemeldet worden war, sollen im Herbst Mitauslöser der Schieflage vom Phoenix Print in Würzburg gewesen sein. Der Standort Augsburg ist mittlerweile geschlossen, 80 Mitarbeiter wurden entlassen. Die Spitzen beider Firmen attackierten sich mit Vorwürfen.
Im Kern ging es darum, dass die Phoenix-Spitze den Augsburger Partnern vorwarf, sie hätten der Firma 1,65 Millionen Euro „rechtswidrig entzogen“. Geld, das offenbar in Würzburg fehlte. Im Kundenbrief vom September 2015 hatte es auch geheißen „Altverbindlichkeiten und unerwartete operative Belastungen“ bedrohten die Liquidität.
Seit 1. Dezember vergangenen Jahres durchlief der Würzburger Druckdienstleister ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung. Der vom Gericht bestellte Sachwalter, Rechtsanwalt Matthias Reinel, sowie Sanierungsexperten von Schultze & Braun haben in knapp drei Monaten den Verkauf des Unternehmens vorangebracht. Zusammen mit der Hamburger Unternehmensberatung K + H Business Partner unter der Leitung von Uwe Köstens, wurde parallel zum Verkaufsprozess ein Sanierungsplan entwickelt und dessen Umsetzung gestartet. „Wir sind jedem unserer Mitarbeiter, unseren treuen Lieferanten und Kunden sehr dankbar für das Vertrauen und enorme Engagement. Wir setzen alles daran, auch weiterhin der gewohnt verlässliche Partner zu sein“, betont Geschäftsführerin Ramona Weiß-Weber in einer Presseerklärung.
Der Investor, dessen Namen das Unternehmen noch nicht nennt, soll dem Unternehmen für zukünftige Investitionen nicht nur neue Liquidität zuführen. Er werde die aktuelle Geschäftsleitung auch durch aktives Restrukturierungsmanagement und weitere operative Industrieexperten in strategischer Hinsicht unterstützen, damit sich das Unternehmen mit einer verbesserten Wertschöpfung neu am Markt positionieren kann. „Ich danke allen Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Finanzgebern, die uns in den schwierigen letzten Monaten die Treue gehalten haben. Denn sie haben auf diese Weise zum Erhalt von Phoenix Print beigetragen“, freut sich Ramona Weiß-Weber.
Die studierte Druckingenieurin ist seit Juni 2015 Geschäftsführerin und maßgeblich für die Stabilisierung des Druckbetriebs verantwortlich. Die Phoenix Print GmbH, mit 52 Mio. Euro Jahresumsatz der drittgrößte Anbieter für anspruchsvolle Buch- und Magazinproduktion unter einem Dach, geht zurück auf das 1830 gegründete, traditionsreiche Würzburger Druckunternehmen Stürtz. Der Produktionsbereich umfasst die Druckerei sowie eine große Buchbinderei. Kernkompetenzen liegen in den Geschäftsbereichen Fachinformationen und Schulbuchmarkt.
Die einstige Universitätsdruckerei H. Stürtz AG galt seit jeher als angesehene Adresse in der Branche. Vorrangig werden vierfarbige Bücher in verschiedenen Formaten, Auflagen und Weiterverarbeitungsvarianten produziert, außerdem werden buchähnliche Produkte wie Bookazines, festeingebundene Industriekataloge sowie Zeitschriften, Periodika und hochwertige Corporate-Publishing-Medien hergestellt. Zu den Kunden zählen namhafte Verlage und Konzerne der Medienbranche sowie klassische Schulbuchverlage.