Dort, wo Zell am schönsten ist, sollen Wiesen und Ackerflächen irgendwann bebaut werden. 7,35 Hektar, so viel wie zehn Fußballfelder, sind im überarbeiteten Flächennutzungsplan vorgesehen. Freilich ist damit noch lange kein neues Baugebiet verbunden. Aber die Naturschützer warnen schon jetzt. Sie möchten die Natur in der Zeller Flur erhalten.
Die Gemeinde Zell wächst. "Wir bekommen viele Anfragen von Wohnungssuchenden", sagt Bürgermeisterin Anita Feuerbach (CSU/Freie Zeller Bürger). Wenn sie mitbekommt, dass in ihrer Gemeinde niemand ein Baugrundstück findet, blutet ihr das Herz. Sie denkt an zwei Feuerwehrmänner, die aktuell in Zell nichts gefunden haben und wegziehen mussten.
Zwischen 1970 und 2016 hat die Bevölkerung um 0,6 Prozent zugenommen. Allein in den Jahren 2001 bis 2016 waren es 0,5 Prozent, weiß die Bürgermeisterin. Daraus würden sich auch die im Flächennutzungsplan vorgesehenen Flächen für Wohnbebauung errechnen. Der Druck ist groß. Gerade im Verdichtungsraum um Würzburg", sagt Feuerbach und rechtfertigt damit die 7,35 Hektar große Fläche, die im Flächennutzungsplan für Wohnbebauung vorgesehen sind. Damit verteidigt Feuerbach ihr Ansinnen auch gegenüber der Regierung von Unterfranken. Diese kritisierte vor zwei Jahren, als sich der Gemeinderat mit dem Vorentwurf beschäftigte, dass zu viele Flächen für Wohnbebauung ausgewiesen werden und nicht bebaut werden.
Bürgermeisterin spricht sich gegen große Baugebiete aus
"Einerseits soll im Verdichtungsraum um Würzburg Wohnraum geschaffen werden, andererseits ist es dann aber zu viel", wundert sich die Bürgermeisterin über den Einwand. Auch viele Zeller Bürger forderten bei einer Informationsveranstaltung die Flächen abzuspecken. Nachgekommen ist die Bürgermeisterin diesem Wunsch allerdings nicht. "Es ist auch die Haltung meiner Fraktion, dass wir Bauland brauchen", erklärt sie. Zell solle aber nicht explodieren. Große Baugebiete lehnt auch die Bürgermeisterin ab.
Gemeinde soll Grundstücke kaufen
Die Gemeinderäte von CSU und Freie Zeller Bürger wollen, dass die Gemeinde möglichst viel Bauland kauft und es dann nach einer Punktebewertung an Bauwillige - mit der Bedingung innerhalb eines bestimmten Zeitraums mit dem Hausbau zu beginnen - weiter verkauft. Feuerbach ist sicher, dass dieses Konzept aufgeht und der Gemeinde auch Grundstücke zum Kauf angeboten werden. "Wenn nicht, dann gehe ich eben in ein anderes Gebiet", sagt sie.
Kritik an Feuerbachs Plänen gibt es vor allem vom Bund Naturschutz. Norbert Herrmann betont nicht nur, dass die vorgesehenen Flächen in der Zeller Flur ökologisch wertvoll sind, er verweist auch darauf, dass es in Zell bereits viele Möglichkeiten für Wohnbebauung gibt. Er nennt das Wohn- und Mischgebiet in der Au, für das eine Erweiterung noch aussteht, den Klosterhof, wo Wohnungen für 70 Personen entstehen und die Bebbauung noch unbebauter Grundstücke in bereits genehmigten Baugebieten.
Bund Naturschutz will Flächennutzungsplan öffentlich diskutieren
"Zell ist nicht das Baugebiet für Würzburg, sondern betreibt das Wasserschutzgebiet für Würzburg", sagt Herrmann. Er gibt zu, dass der Regionalplan zwar eine verstärkte Bautätigkeit im Bereich der Oberzentren vorzieht, allerdings würde gleichwohl auch auf den sparsamen Flächenverbrauch und vor allem die Wichtigkeit naturnaher Gebiete hingewiesen. "Es geht hier nicht nur um Naturschutz, sondern auch um Frischluftschneisen, den Klimawandel und den Wasserschutz", so Herrmann. Die Ortsgruppe Zell des Bund Naturschutzes fordert deshalb, dass die Öffentlichkeit über den Flächennutzungsplan informiert wird und diskutieren darf, wie es bereits 2016 geschehen ist.
Bürgermeisterin Feuerbach sieht dafür, "beim gleichen Verfahrensstand wie 2016", im Moment keine Notwendigkeit und verweist auf den nächsten Verfahrensschritt, über den der Gemeinderat an diesem Dienstag beraten und abstimmen will. "Wir reden jetzt über den Entwurf des Flächennutzungsplanes, der dann noch einmal ausgelegt wird und Träger öffentlicher Belange angehört werden." Trotzdem will sie über den Antrag des Bund Naturschutzes im Gemeinderat abstimmen lassen.