zurück
Würzburg
Neue Eskalation bei der Würzburger Boulderhalle: Eigentümer wollte mit Polizei den Betrieb schließen lassen
Wegen angeblich akuter Gefahr, alarmierte der Eigentümer Polizei und Feuerwehr. Würzburgs Bürgermeisterin Roth-Jörg hilft, die Schließung des Rock Inn zu verhindern.
Das Rock Inn stand kurz vor der Schließung. Thomas Meyer (links),  Agustina Falibene und Andreas Schmitt betreiben die Würzburger Boulderhalle seit acht Jahren.
Foto: Silvia Gralla | Das Rock Inn stand kurz vor der Schließung. Thomas Meyer (links), Agustina Falibene und Andreas Schmitt betreiben die Würzburger Boulderhalle seit acht Jahren.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 31.12.2024 02:38 Uhr

Der Streit um die Boulderhalle Rock Inn in der Ohmstraße spitzt sich weiter zu. Seit April versucht der neue Eigentümer die Mieter aus der Halle zu drängen. Diese haben aber einen Mietvertrag, der bis 2050 läuft. Der Eigentümer setzte sie deshalb "massiv unter Druck", berichten die Betreiber Andreas Schmitt und Thomas Meyer. Sie sprechen von "Zermürbungstaktik" - mit Drohungen bis zur Sperrung von Parkplätzen vor der Halle.  

Am Wochenende vor Weihnachten zündete der Eigentümer eine weitere Eskalationsstufe: Mit mehreren Polizeibeamten fährt er zur Halle, um diese wegen drohender Einsturzgefahr räumen zu lassen.       

Eigentümer soll Wasser vom Flachdach entfernen - tut er nicht

Dass am Dach befestigte Klettervorrichtungen die Statik des Dachs beeinträchtigen würden, behauptet der Vermieter schon länger und wiederholt das - trotz vorliegender statischer Berechnungen, die das Gegenteil sagen - immer wieder. Deshalb hat nach Information der Redaktion die Landesgewerbeanstalt (LGA) Würzburg das Dach im November eingehend untersucht und keine Probleme festgestellt. Der Vermieter bekam allerdings die Auflage, stehendes Wasser vom Flachdach zu entfernen. 

Das tat er nicht. Stattdessen ließ er ein neues Gutachten anfertigen, laut dem bei einer großen Wassermenge auf dem Dach der Einsturz der Halle drohe, und fährt damit zur Polizei: Aufgrund des Gutachtens entscheidet die Feuerwehr am Samstag vor Weihnachten, das Rock Inn zu schließen. 

Bürgermeisterin Roth-Jörg kommt am Samstag direkt in die Halle  

Am Samstagnachmittag fahren mehrere Beamte von Polizei und Feuerwehr zur Boulderhalle. Die Betreiber wehren sich gegen die Schließung: Sie rufen ihren Anwalt Sebastian Warken von der Kanzlei WarkenBruckner aus Wertheim (Main-Tauber-Kreis), den CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Roth sowie Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg an. Die Schul- und Sportreferentin kennt den Sachverhalt und informiert die städtische Bauaufsicht. Das Ehepaar Roth-Jörg fährt direkt vom Weihnachtseinkauf in die Ohmstraße.   

Parkplätze vor der Halle sind seit Oktober vor der Boulderhalle in der Würzburger Ohmstraße abgesperrt oder durch einen abgestellten Kran blockiert.  
Foto: Silvia Gralla | Parkplätze vor der Halle sind seit Oktober vor der Boulderhalle in der Würzburger Ohmstraße abgesperrt oder durch einen abgestellten Kran blockiert.  

Dort gehen die Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Bauaufsicht mit Rock Inn-Betreiber Meyer und Rechtsanwalt Warken aufs Dach und schauen sich die Klettervorrichtungen an. Etwa drei Stunden nach Beginn des Einsatzes gibt es Entwarnung: Der Betrieb im umsatzstarken Feriengeschäft des Rock Inn kann weitergehen. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass sich kein Wasser am Dach ansammelt, sonst müssten Klettervorrichtungen oder Teile der Halle gesperrt werden.

"Es wäre ein starkes Stück, wenn der Vermieter statt Mängel an seiner Immobilie zu beseitigen, die Polizei dazu einsetzen könnte, den Geschäftsbetrieb seiner Mieter zu stören", kommentiert Rechtsanwalt Warken den Vorgang am Samstag. Wie der Eigentümer sein Vorgehen erklärt, konnte die Redaktion nicht in Erfahrung bringen. Vor Ort lehnte er es ab, dazu Stellung zu nehmen.

Eigentümer will weitere Berichterstattung verhindern

"Ich bin sehr froh, dass es uns als Verwaltung auch am Wochenende und kurz vor Weihnachten gelungen ist, adäquat und schnell zu reagieren und die Schließung zu verhindern", sagt Bürgermeisterin Roth-Jörg am Montag auf Anfrage. Wie geht es jetzt weiter?

"Der verhältnismäßig angemessene Weg, eine mögliche Einsturzgefahr abzuwenden, besteht darin, das Wasser vom Dach zu bringen", erklärt Roth-Jörg. Denn die Aufstellung von Pumpen sei das mildere Mittel als die mögliche Sperrung von Hallenflächen. Man sei mit dem Eigentümer darüber im Gespräch.

Dieser versucht gleichzeitig die weitere Berichterstattung über die Boulderhalle zu verhindern. Per Mail teilte er der Redaktion mit, Strafanzeige wegen Rufschädigung und Verleumdung zu stellen. Allen Mitarbeitenden der Main-Post erteilt er in seiner Immobilie Hausverbot. Eine weitere Berichterstattung will der Eigentümer untersagen lassen und kündigt "rechtliche Schritte" an, falls weiter darüber geschrieben wird.  

Da die Berichterstattung von öffentlichem Interesse ist und keine Persönlichkeitsrechte des Eigentümers verletzt, wird die Redaktion dennoch weiter berichten, um zum Beispiel diese Fragen zu klären: Wurden inzwischen Pumpen aufgestellt? Werden Parkplätze und Rettungswege an der Halle noch länger blockiert? Und: Wer zahlt den Einsatz von Polizei und Feuerwehr am Wochenende?    

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manuela Göbel
Berichterstattung
Bürgermeister und Oberbürgermeister
Feuerwehr Schwanfeld
Instagram-Inhalte
Judith Roth-Jörg
Polizei
Weihnachtseinkäufe
Wolfgang Roth
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Martin Deeg
    Sorry, bei solchen Methoden bekomme ich persönlich einen Hals.

    Denn was leider in der Diskussion bislang nicht vorkommt: hier werden offenbar auch sehr gezielt und zweckmäßig die Ängste Dritter geschürt.

    Jedem (potentiellen) Besucher der Halle inklusive Kinder und Menschen mit Behinderung wurde durch das Vorgehen des Vermieters und mittels polizeilicher Autorität zu vermitteln versucht, dass der Besuch der Halle mit "Lebensgefahr" verbunden sei und man nicht sicher sein könne, dass einem nicht "plötzlich" das Dach auf den Kopf fällt....das ist nicht nur geschäftsschädigend sondern vor allem auch menschlich bodenlos!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arnold Friedrich
    Wie wäre es den, wenn das BRK unmissverständlich erklären würde das dieser Standort nach den ganzen Vorfällen nicht mehr als Standort in Frage kommt.
    Ich könnte mir vorstellen das der Verpächter den Pachtvertrag bis 2050 mit ganz anderen Augen sieht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Ist das nicht schon geschehen...?

    ..."Sollte sich bestätigen, dass der Mietvertrag des Rock Inn für weitere 25 Jahre läuft, kommt die Immobilie für den BRK-Kreisverband als Standort für eine neue Rettungswache jedoch nicht in Frage. Uns ist wichtig zu betonen, dass das Bayerische Rote Kreuz auf die mögliche Mietimmobilie proaktiv durch den Vermieter aufmerksam gemacht wurde."....

    https://www.kvwuerzburg.brk.de/leichte-sprache/aktuell/aktuelle-pressemitteilungen/aktuelles/meldung/stellungnahme-des-brk-zur-auseinandersetzung-um-die-boulderhalle-rock-inn.html

    Dass der Mietvertrag noch 25 Jahre läuft, ist ja offenbar "erwiesen".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hermann Spitznagel
    Wer knöpft sich den Gefälligkeitsgutachter vor?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Kerstin Celina
    Ich wünsche den Betreibern der Boulderhalle, dass sie durchhalten, und zwar mit der vollen Unterstützung der Stadtverwaltung, der politischen Gremien, der Bürgerinnen und der Institutionen . Auch ich hatte schon "Kontakt" zu den neuen Eigentümern und bezweifle, dass sie die Realität- es besteht ein gültiger Mietvertrag- anerkennen werden. Aber es gilt in unserem Rechtsstaat "Eigentum verpflichtet": dazu gehört auch, bestehende Mietverträge anzuerkennen und als Eigentümer die Immobilie in Ordnung zu halten, und ggf. das Wasser zu entfernen, damit die Halle von den Betreibern gemäß dem gültigen Mietvertrag genutzt werden kann. Der Eigentümer hat dies zu akzeptieren - notfalls mit vielen Auflagen und teuren Strafzahlungen. Das ist viel Arbeit für die Stadtverwaltung und Gerichte, aber der Schutz der Mieter/Betreiber, deren Existenz davon abhängt, und der Sportler und der Kids vom Blindeninstitut gegenüber, die dort auch regelmäßig sind, ist es definitiv wert. Danke für die Berichte.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    ...."mit der vollen Unterstützung der Stadtverwaltung, der politischen Gremien, der Bürgerinnen und der Institutionen"....

    Da stellt sich allerdings sehr konkret die Frage, wie es trotz der Faktenlage gelingen konnte, bei Polizei und Feuerwehr derart Gehör zu finden, dass diese am Samstag vor Weihnachten die Schließung der Halle anordnet?

    Auf welcher Ebene lief das ab? Es widerspricht schlicht polizeilicher Praxis, dass da jemand mal eben mit einem Gutachten auf eine Polizeiwache marschiert und dann derart weitreichende Entscheidungen getroffen werden....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Was soll die Polizei bzw. die Feuerwehr machen, wenn Einsturzgefahr behauptet wird? Es muss auf jeden Fall vor Ort der Sachverhalt kontrolliert werden. Lug und (Be)Trug kann man nicht von vornherein unterstellen! Im umgekehrten Fall unternehmen Polizei und Feuerwehr nichts und es passiert was? Der Missbrauch muss Konsequenzen haben für dem Eigentümer!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    ..."Im umgekehrten Fall unternehmen Polizei und Feuerwehr nichts und es passiert was?"...

    Das stets bemühte Totschlagargument, um nahezu jedwede überzogene, unverhältnismäßige Maßnahme zu "rechtfertigen"....

    Es geht ja gerade um Verhältnismäßigkeit.

    Und leider sollte/muss man - Erfahrungswerte - bei eindeutigen wirtschaftlichen oder persönlichen Interessen auch immer von Täuschungsversuchen ausgehen - sowohl was Dramatisierung als auch was Bagatellisierung von Gefahrenanalysen angeht, wie bspw. bei der Loveparade in Duisburg 2010.

    Dies hier scheint jedenfalls eine ganz üble Kiste zu sein, man muss halt das Wasser vom Dach schaffen - und das ist eindeutig Aufgabe des Vermieters!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Ries
    Verhältnismäßigkeit, wie soll das ein Dienstgruppenleiter prüfen, wenn er nicht vor Ort ist? Und wie soll er ein Gutachten prüfen, wenn er kein Statiker ist? Ist es einfach nur mal wieder eine Gelegenheit, der Polizei "Unfähigkeit" vorzuwerfen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Leider verstößt der Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Martin Deeg
    Was haben Sie eigentlich für ein Problem? In einem Rechtsstaat darf man auch die Polizei kritisieren. Meine Kritik richtet sich hier jedoch in keiner Weise gegen "die Polizei"!

    Polizisten sind mit einer zunehmenden Flut von Herausforderungen konfrontiert, intern wie auch extern und verdienen Solidarität!

    Zur Sache: woher wissen Sie, ob hier ein DGF der Verantwortliche war? Ab wann galt denn "akute" Einsturzgefahr? Erst "ab Samstag", oder schon früher....?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Roland Albert
    So schaut es fast aus.
    Es ist in D jedoch mittlerweile so, dass man sich „freischreiben“ muss, um nicht von irgendeiner Seite oder Institution einen reingedrückt zu bekommen.
    Dies kann bis zum Verlust der Existenz gehen.
    Vom Reputationsverlust nicht zu reden.
    Am Ende des Tages kommt immer einer um die Ecke, der es besser weiss und dennoch nix zu sagen hat.
    Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie die Sache weitergeht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Dieser wird vermutlich nicht der letzte Artikel zum Thema sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Michael Riedner
    Haben Sie wirklich Hausverbot bekommen? das muss ja schriftlich mit Namen erfolgen. Man kann nicht lapidar allen Mitarbeitern der Mainpost ein Hausverbot aussprechen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Emilie Krenner
    Das Hausrecht hat der Mieter, nicht der Eigentümer. Der kann also niemandem ein Hausverbot erteilen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Barbara Fersch
    es gibt Menschen, die haben keine anderen Probleme, als anderen Menschen Steine in den Weg zu legen, sie zu schikanieren.....so erbärmlich !!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hermann Spitznagel
    Und unser Recht gibt ihnen Recht, auch wenn es zum Nachteil und Schaden der Menschen ist.
    Ein Beispiel ist auch das Wonnemar Marktheitenfeld.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Jo Schmitt
    Ach! Darf der Vermieter - ungeschoren - Rettungswege blockieren?
    Dachte das gibt Ärger ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinhard Döll
    Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass sich der neue Eigentümer über geschlossene Mietverträge, die er mit den Kauf der Halle faktisch mitgekauft hat, in dieser unmöglichen Art angreifen, ja widersetzten kann. Auf Grund des Mietvertrags bis 2050 konnten die Mieter in ehrlicher Weise in die Halle investieren. Was soll die Schikane, den Mietern die "Hölle" bieten zu wollen? Zudem finde ich, werden zusätzlich Polizei und Feuerwehr vom neuen Eigentümer missbraucht. Was ist das für ein Verhalten?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten