
Der Streit um die Boulderhalle Rock Inn in der Ohmstraße spitzt sich weiter zu. Seit April versucht der neue Eigentümer die Mieter aus der Halle zu drängen. Diese haben aber einen Mietvertrag, der bis 2050 läuft. Der Eigentümer setzte sie deshalb "massiv unter Druck", berichten die Betreiber Andreas Schmitt und Thomas Meyer. Sie sprechen von "Zermürbungstaktik" - mit Drohungen bis zur Sperrung von Parkplätzen vor der Halle.
Am Wochenende vor Weihnachten zündete der Eigentümer eine weitere Eskalationsstufe: Mit mehreren Polizeibeamten fährt er zur Halle, um diese wegen drohender Einsturzgefahr räumen zu lassen.
Eigentümer soll Wasser vom Flachdach entfernen - tut er nicht
Dass am Dach befestigte Klettervorrichtungen die Statik des Dachs beeinträchtigen würden, behauptet der Vermieter schon länger und wiederholt das - trotz vorliegender statischer Berechnungen, die das Gegenteil sagen - immer wieder. Deshalb hat nach Information der Redaktion die Landesgewerbeanstalt (LGA) Würzburg das Dach im November eingehend untersucht und keine Probleme festgestellt. Der Vermieter bekam allerdings die Auflage, stehendes Wasser vom Flachdach zu entfernen.
Das tat er nicht. Stattdessen ließ er ein neues Gutachten anfertigen, laut dem bei einer großen Wassermenge auf dem Dach der Einsturz der Halle drohe, und fährt damit zur Polizei: Aufgrund des Gutachtens entscheidet die Feuerwehr am Samstag vor Weihnachten, das Rock Inn zu schließen.
Bürgermeisterin Roth-Jörg kommt am Samstag direkt in die Halle
Am Samstagnachmittag fahren mehrere Beamte von Polizei und Feuerwehr zur Boulderhalle. Die Betreiber wehren sich gegen die Schließung: Sie rufen ihren Anwalt Sebastian Warken von der Kanzlei WarkenBruckner aus Wertheim (Main-Tauber-Kreis), den CSU-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Roth sowie Bürgermeisterin Judith Roth-Jörg an. Die Schul- und Sportreferentin kennt den Sachverhalt und informiert die städtische Bauaufsicht. Das Ehepaar Roth-Jörg fährt direkt vom Weihnachtseinkauf in die Ohmstraße.

Dort gehen die Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Bauaufsicht mit Rock Inn-Betreiber Meyer und Rechtsanwalt Warken aufs Dach und schauen sich die Klettervorrichtungen an. Etwa drei Stunden nach Beginn des Einsatzes gibt es Entwarnung: Der Betrieb im umsatzstarken Feriengeschäft des Rock Inn kann weitergehen. Allerdings müsse sichergestellt sein, dass sich kein Wasser am Dach ansammelt, sonst müssten Klettervorrichtungen oder Teile der Halle gesperrt werden.
"Es wäre ein starkes Stück, wenn der Vermieter statt Mängel an seiner Immobilie zu beseitigen, die Polizei dazu einsetzen könnte, den Geschäftsbetrieb seiner Mieter zu stören", kommentiert Rechtsanwalt Warken den Vorgang am Samstag. Wie der Eigentümer sein Vorgehen erklärt, konnte die Redaktion nicht in Erfahrung bringen. Vor Ort lehnte er es ab, dazu Stellung zu nehmen.
Eigentümer will weitere Berichterstattung verhindern
"Ich bin sehr froh, dass es uns als Verwaltung auch am Wochenende und kurz vor Weihnachten gelungen ist, adäquat und schnell zu reagieren und die Schließung zu verhindern", sagt Bürgermeisterin Roth-Jörg am Montag auf Anfrage. Wie geht es jetzt weiter?
"Der verhältnismäßig angemessene Weg, eine mögliche Einsturzgefahr abzuwenden, besteht darin, das Wasser vom Dach zu bringen", erklärt Roth-Jörg. Denn die Aufstellung von Pumpen sei das mildere Mittel als die mögliche Sperrung von Hallenflächen. Man sei mit dem Eigentümer darüber im Gespräch.
Dieser versucht gleichzeitig die weitere Berichterstattung über die Boulderhalle zu verhindern. Per Mail teilte er der Redaktion mit, Strafanzeige wegen Rufschädigung und Verleumdung zu stellen. Allen Mitarbeitenden der Main-Post erteilt er in seiner Immobilie Hausverbot. Eine weitere Berichterstattung will der Eigentümer untersagen lassen und kündigt "rechtliche Schritte" an, falls weiter darüber geschrieben wird.
Da die Berichterstattung von öffentlichem Interesse ist und keine Persönlichkeitsrechte des Eigentümers verletzt, wird die Redaktion dennoch weiter berichten, um zum Beispiel diese Fragen zu klären: Wurden inzwischen Pumpen aufgestellt? Werden Parkplätze und Rettungswege an der Halle noch länger blockiert? Und: Wer zahlt den Einsatz von Polizei und Feuerwehr am Wochenende?
Denn was leider in der Diskussion bislang nicht vorkommt: hier werden offenbar auch sehr gezielt und zweckmäßig die Ängste Dritter geschürt.
Jedem (potentiellen) Besucher der Halle inklusive Kinder und Menschen mit Behinderung wurde durch das Vorgehen des Vermieters und mittels polizeilicher Autorität zu vermitteln versucht, dass der Besuch der Halle mit "Lebensgefahr" verbunden sei und man nicht sicher sein könne, dass einem nicht "plötzlich" das Dach auf den Kopf fällt....das ist nicht nur geschäftsschädigend sondern vor allem auch menschlich bodenlos!
Ich könnte mir vorstellen das der Verpächter den Pachtvertrag bis 2050 mit ganz anderen Augen sieht.
..."Sollte sich bestätigen, dass der Mietvertrag des Rock Inn für weitere 25 Jahre läuft, kommt die Immobilie für den BRK-Kreisverband als Standort für eine neue Rettungswache jedoch nicht in Frage. Uns ist wichtig zu betonen, dass das Bayerische Rote Kreuz auf die mögliche Mietimmobilie proaktiv durch den Vermieter aufmerksam gemacht wurde."....
https://www.kvwuerzburg.brk.de/leichte-sprache/aktuell/aktuelle-pressemitteilungen/aktuelles/meldung/stellungnahme-des-brk-zur-auseinandersetzung-um-die-boulderhalle-rock-inn.html
Dass der Mietvertrag noch 25 Jahre läuft, ist ja offenbar "erwiesen".
Da stellt sich allerdings sehr konkret die Frage, wie es trotz der Faktenlage gelingen konnte, bei Polizei und Feuerwehr derart Gehör zu finden, dass diese am Samstag vor Weihnachten die Schließung der Halle anordnet?
Auf welcher Ebene lief das ab? Es widerspricht schlicht polizeilicher Praxis, dass da jemand mal eben mit einem Gutachten auf eine Polizeiwache marschiert und dann derart weitreichende Entscheidungen getroffen werden....
Das stets bemühte Totschlagargument, um nahezu jedwede überzogene, unverhältnismäßige Maßnahme zu "rechtfertigen"....
Es geht ja gerade um Verhältnismäßigkeit.
Und leider sollte/muss man - Erfahrungswerte - bei eindeutigen wirtschaftlichen oder persönlichen Interessen auch immer von Täuschungsversuchen ausgehen - sowohl was Dramatisierung als auch was Bagatellisierung von Gefahrenanalysen angeht, wie bspw. bei der Loveparade in Duisburg 2010.
Dies hier scheint jedenfalls eine ganz üble Kiste zu sein, man muss halt das Wasser vom Dach schaffen - und das ist eindeutig Aufgabe des Vermieters!
Polizisten sind mit einer zunehmenden Flut von Herausforderungen konfrontiert, intern wie auch extern und verdienen Solidarität!
Zur Sache: woher wissen Sie, ob hier ein DGF der Verantwortliche war? Ab wann galt denn "akute" Einsturzgefahr? Erst "ab Samstag", oder schon früher....?
Es ist in D jedoch mittlerweile so, dass man sich „freischreiben“ muss, um nicht von irgendeiner Seite oder Institution einen reingedrückt zu bekommen.
Dies kann bis zum Verlust der Existenz gehen.
Vom Reputationsverlust nicht zu reden.
Am Ende des Tages kommt immer einer um die Ecke, der es besser weiss und dennoch nix zu sagen hat.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie die Sache weitergeht.
Ein Beispiel ist auch das Wonnemar Marktheitenfeld.
Dachte das gibt Ärger ...