
Auf vielen Balkons leuchten Primeln, Hyazinthen oder Osterglocken. In den Frühbeeten sprießen die ersten Gemüse- und Salatpflänzchen. Manche Aprikosen- und Pfirsichbäume beginnen zu blühen. Die Märzsonne hat bis Anfang der Woche Natur und Mensch erwärmt. Damit ist es in den nächsten Tagen vorbei. Es gibt Schneefall. In der Nacht wird es sogar frostig kalt.
"Wir werden wohl mit einem blauen Auge davonkommen", beruhigt Gartenbauingenieur Hubert Siegler. Der Mitarbeiter der Bayerischen Gartenakademie innerhalb der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) gibt Tipps, wie die bunte Blumenpracht sowie die zarten Gemüse- oder Salatpflanzen die Kältephase überstehen. "Es sind glücklicherweise nur wenige Nächte mit Frost von minus vier bis etwa minus sechs Grad vorhergesagt. Und bei minus vier Grad passiert noch nicht allzu viel." Ein genereller Ratschlag: "Kaufen Sie sich ein Vlies. Denn Abdecken ist das Mittel der Wahl."
Kübelpflanzen und Frühbeete
Kübelpflanzen sollten nachts ins Haus, in die Garage oder unters Vordach an die Wand gestellt werden. "Wände sind Wärmespeicher und geben in der Nacht die Wärme an die Umgebung ab." Bleiben die Kübelpflanzen im Freien, dann können sie zusätzlich mit dem Vlies abgedeckt werden. Geeignet sind auch Bettlaken oder ausrangierte leichte Decken. Damit die Abdeckung nachts nicht davonfliegt, sollte sie an Stäben befestigt oder am Boden mit Steinen beschwert werden. Eine Abdeckung schützt auch Gemüsejungpflanzen im Garten oder in Frühbeeten vor Frost.
Obstgehölze und Obstbäume
Für Bäume gilt: Der momentane Regen tut ihnen gut. Denn ein nasser Boden kann auch mehr Wärme speichern und gibt sie nachts als Strahlungswärme ab. Voraussetzung ist laut Siegler jedoch, "dass die Bodenwärme entweichen kann. Deshalb darf der Boden nicht mit Mulchfolie oder Rindenmulch abgedeckt sein." Beides verhindert Abstrahlung.
Saatgut im Garten
Was gesät ist, befindet sich noch im Boden und ist deshalb geschützt. Bei den leichten Minusgraden dringt der Frost nicht tief in den Boden. "Und Saatgut ist nicht so empfindlich wie ein junges Pflänzchen", sagt Siegler.
Blüten
Die offenen Blüten sind laut Siegler am empfindlichsten. Da genügen "schon ein bis zwei Minusgrade." Aber noch blühen zum Beispiel Kirsche, Apfel und Birne nicht, ebenso keine Obstgehölze wie Johannis- oder Stachelbeeren. Höchstens kleine Pfirsich- und Aprikosenbäume, deren Äste wenigstens zum Teil mit einem Vlies geschützt werden können. Auch dem Wein droht noch keine Frostgefahr.

Je mehr die Blüten noch geschlossen sind, desto mehr vertragen sie tiefere Temperaturen. Zudem würden Obstbäume und Sträucher nie gleichzeitig und vollständig blühen. Das heißt: Ein Teil der Blüten am Baum oder Strauch ist noch geschlossen, andere sind bereits offen. "So schützt die Natur sich selbst, die Natur will ja überleben."
Standort
Jeder Garten hat sein eigenes Mikroklima. In Senken oder Tal-Lagen sammelt sich mehr kalte Luft. Dort sind die Pflanzen mehr durch Kälte gefährdet. Ein Vorteil sei, so Siegler, dass heuer die Vegetation im Vergleich zu anderen Jahren im Rückstand ist – trotz des auffallend warmen und sonnigen März. Etwa besonders in Bad Königshofen (Lkr. Rhön-Grabfeld). "Die Stadt war in den vergangenen Wochen ein Kältepol in der Region. Dort und auch in höheren Lagen Unterfrankens hinkt die Natur noch weiter zurück als in der Maingegend."