Wie das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht zu Atemwegserkrankungen in Deutschland mitteilt, ist die Anzahl der Infektionen zuletzt weiter angestiegen. Zu den sogenannten ARE-Infektionen zählen auch das Influenzavirus, also die Grippe, und das Coronavirus. Zeitgleich nimmt auch die Nachfrage nach Impfungen zu. Wie sieht es in Unterfranken aus?
Ist die Nachfrage nach Grippeimpfungen in Unterfranken gestiegen?
Ja, allerdings ist das üblich für die Jahreszeit, so Dr. Jürgen Schott vom Hausarztzentrum Schweinfurt. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Impfnachfrage allerdings etwas schwächer, ergänzt Joachim Lentzkow, der regionale Vorstandsbeauftragte für Unterfranken der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB).
Im Allgemeinen war die Nachfrage nach Impfungen während der Corona-Pandemie größer als in diesem Jahr, so Lentzkow. Der Allgemeinarzt hat in seiner Praxis seit Anfang Oktober bereits 399 Menschen gegen Grippe geimpft. Letztes Jahr seien in demselben Zeitraum 410 Menschen geimpft worden.
Unterdessen seien die Infektionen in diesem Jahr im Vergleich zum Jahr zuvor allerdings noch nicht stark angestiegen, was auch am milden Herbstwetter liegen könnte, sagt Dr. Mohammad Ahmadi, Bezirksvorsitzender im Bayrischen Hausärzteverband (BHÄV). Er rechnet damit, dass mit schlechter werdendem Wetter in den kommenden Wochen die Infektionen mit Atemwegserkrankungen steigen könnten.
Ist die Nachfrage nach Corona-Impfungen in Unterfranken angestiegen?
Auch die Nachfrage nach Corona-Impfungen ist angestiegen, so Schott. Das sei zu erwarten gewesen, nachdem die Zahl der Corona-Fälle wieder angestiegen sei und Patienten und Patientinnen in Zusammenhang mit der Grippeimpfung auch oft an die Corona-Impfung denken würden, erläutert Schott. Im Hausarztzentrum Schweinfurt sei die Impfung auch in Kombination mit der Grippeimpfung zu bekommen.
Es habe ab Mitte September eine leichte Corona-Welle gegeben, bestätigt auch Ahmadi. Allerdings würden viele zurzeit noch nicht in die Impfempfehlung fallen, da die letzte Impfung oder Infektion ein Jahr her sein sollte.
Stehen genügend Grippe-Impfdosen zur Verfügung?
Zur Grippeimpfung stehen ausreichend Impfdosen bereit, so Lentzkow. Die Impfdosen werden von den Praxen bereits im Sommer bestellt, hier orientiert man sich an den Impfzahlen des letzten Jahres, erklärt Lentzkow von der KVB. Laut dem Paul-Ehrlich-Institut standen zuletzt deutschlandweit 22,2 Millionen Impfdosen zur Verfügung.
Stehen genügend Corona-Impfdosen zur Verfügung?
Zwar sind auch noch für die Corona-Impfung genügend Impfdosen vorhanden, aber manche Praxen würden nicht gegen Corona impfen, da die Impfung mit einem größeren logistischen Aufwand verbunden sei, so Lentzkow.
Welche logistischen Probleme gibt es mit dem Corona-Impfstoff?
Vor allem die Lagerung ist schwierig. In der Praxis von Joachim Lentzkow zum Beispiel wird deshalb die Corona-Impfung nur zweimal pro Woche durchgeführt. Die Corona-Impfstoffe müssen gut gekühlt werden, denn wenn die Kühlkette zu lange unterbrochen ist, ist der Impfstoff nicht mehr zu gebrauchen.
Wenn eine Impfpackung angebrochen wird, ist sie noch zwölf Stunden haltbar und da eine Packung sechs Dosen enthält, müssten also in diesem Zeitraum sechs Menschen geimpft werden, damit man am Ende nichts von dem Impfstoff wegschmeißen muss, erklärt Ahmadi vom BHÄV. Das sei aber für die meisten Arztpraxen einfach nicht realistisch.
Ahmadis Praxis in Mainstockheim (Lkr. Kitzingen) bietet trotzdem ständig Corona-Impfungen an und nimmt damit in Kauf, am Ende des Tages eventuell einige Dosen wegwerfen zu müssen. In der Praxis von Jürgen Schott werden erst sechs Patienten gesammelt, die sich impfen lassen wollen - was in dem Hausarztzentrum aber jederzeit möglich sei.
Wer sollte sich gegen Grippe und wer gegen Corona impfen lassen?
Die Ständigen Impfkommission (Stiko) empfiehlt Menschen über 60 Jahren die Impfung gegen das Influenzavirus. Aber auch Menschen mit Immunschwäche, Menschen, die in Betreuungseinrichtungen arbeiten, sowie medizinisches Personal und Schwangeren wird eine Impfung empfohlen. Auch Kinder können geimpft werden, hier spricht das RKI jedoch keine explizite Empfehlung aus.
Zu einer Corona-Impfung rät die Stiko vor allem Menschen ab 60, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, sowie Personen mit einem erhöhten Infektionsrisiko. Allgemein empfiehlt die Stiko Personen ab 18 Jahren eine Basisimmunität. Die wird durch mindestens drei Antigenkontakte - also Impfungen oder durchgemachte Infektionen - erreicht. Für gesunde Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sind laut Stiko derzeit keine Corona-Impfungen notwendig.