
Die Corona-Pandemie ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zufolge in Deutschland seit April 2023 offiziell überwunden. Dennoch steigt die Zahl der mit Covid 19 Infizierten seit Wochen wieder an. Das Niveau liegt jedoch weit unter den Zahlen aus den zurückliegenden Pandemie-Jahren. Mediziner betrachten die vermehrte – genauso wie das vermehrte Auftreten weiterer Virus-Infektionen – als ganz normal für den Beginn der kalten Jahreszeit. Auch eine Umfrage dieser Redaktion in Gerolzhofen spiegelt einen fast schon routinierten Umgang mit der Erkrankung wider, die das Land über drei Jahre hinweg fest im Griff hatte.
Dr. Tobias Weigand meint, dass rund ein Drittel der Patientinnen und Patienten, die derzeit wegen Erkältungssymptomen ins Ärztezentrum in Gerolzhofen kommen, an Corona erkrankt sind. Für den Zeitraum ab 1. Oktober kann er Zahlen vorlegen: 132-mal hätten er und seine Kolleginnen und Kollegen seitdem die Diagnose "Covid 19" getroffen, sagt Weigand am 26. Oktober. Zehn bis 15 Corona-Fälle pro Tag also. Das sind jedoch nur die sicher bestätigten Erkrankungen. Über die Dunkelziffer lasse sich nur spekulieren, sagt der Hausarzt. Diese dürfte recht hoch sein.
Dunkelziffer der Corona-Erkrankten dürfte hoch sein
Denn seitdem es keine flächendeckenden (kostenlosen) Testangebote mehr gibt, ließen sich auch nur noch wenige Menschen testen, teilt der Gerolzhöfer Arzt eine Meinung, die auch das Gesundheitsamt in Schweinfurt vertritt. Dort heißt es in einer Antwort an diese Redaktion: "Insgesamt werden jedoch kaum noch Testungen durchgeführt, da Corona-Testzentren und Teststationen weitgehend geschlossen sind."
Da es sich bei Corona nach wie vor um eine meldepflichtige Krankheit nach dem Infektionsschutzgesetz handelt, erfasst das Gesundheitsamt allerdings weiterhin PCR-Tests sowie professionell beim Hausarzt durchgeführte Schnelltests. Auch Corona-Fälle in Kliniken sowie in Alten- und Pflegeheimen würden durch das Gesundheitsamt erfasst, teilt die Pressestelle des Landratsamtes Schweinfurt mit.
Die dort auflaufenden Zahlen zeigen im Vergleich mit den Zahlen des Ärztezentrums in Gerolzhofen aber auf den ersten Blick, dass dort bei weitem nicht alle tatsächlichen Infektionen gemeldet werden: Von Mitte September bis Mitte Oktober hat das Landratsamt von circa 30 Corona-Fällen pro Woche erfahren.
Selbsttests und Masken auf freiwilliger Basis
Das Gerolzhöfer Ärztezentrum bittet seine Patientinnen und Patienten, die erkältet sind, sich selbst zu testen, bevor sie in die Praxis kommen. Zudem werde in solchen Fällen darum gebeten, während des Arzttermins eine Maske zu tragen, berichtet Weigand. Auch das Praxispersonal, das direkt an den erkrankten Patienten arbeitet, trage Masken. Da keine gesetzliche Maskenpflicht mehr besteht, würden die Masken auf rein freiwilliger Basis getragen, sagt der Arzt. Jemanden per Hausrecht dazu zu zwingen, davon würden sie im Ärztezentrum absehen. Da sei in vielen Fällen nur unnützer Streit vorprogrammiert.

Die Geomed-Klinik dagegen hatte vor gut einem Monat "in gewisser Weise vom Hausrecht Gebrauch gemacht", berichtet Geschäftsführer Wolfgang Schirmer. Damals hatte dort – zeitlich begrenzt – ein Besuchsverbot gegolten. Davon betroffen waren die damals acht, neun Corona-Patienten, die in der Klinik behandelt wurden. Auch das Personal, das die isoliert untergebrachte Patientengruppe betreut hat, musste Masken tragen. Aktuell seien es nicht mehr als drei oder vier Corona-Infizierte, die sie in der Geomed-Klinik behandeln. Auch drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien an Corona erkrankt.
Die Klinik lässt Patienten nur bei Verdacht auf eine mögliche Covid-Infektion testen, erklärt der Geschäftsführer, der einen deutlichen Wandel im Umgang mit der Erkrankung wahrnimmt. Während der Pandemie sei jeder Infizierte automatisch krankgeschrieben worden. Heute gelte die Prämisse: Wer trotz Erkrankung arbeitsfähig ist, kann auch arbeiten. Für Schirmer bedeutet dies allerdings auch einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ansteckungsgefahr. "Es ist Disziplin gefordert, vor allem in Bereichen, in denen es eng zugeht."
Kein Covid-19-Fall im Wohnstift Steigerwald
Von einer "ganz entspannten Lage" berichtet Geschäftsführer Philipp Wettering mit Blick auf das Caritas-Wohnstift Steigerwald in Gerolzhofen. In der Einrichtung sei aktuell kein Corona-Fall bekannt. Die Angestellten müssten auch keine Maske tragen. "Dazu sehe ich aktuell keinen Anlass", sagt Wettering. Vorschriften für Tests gibt es keine.

Trotz der täglich in der Praxis vorstellig werdenden Corona-Patienten hat Hausarzt Weigand eigenen Angaben nach schon lange keine schweren Krankheitsverläufe mehr verfolgt. Für ihn ist das, was er aktuell beobachtet, die "ganz normale Corona-Welle", die es wohl fortan in der Herbstzeit geben wird, neben der Influenza-Welle, die meistens im Januar ihren Höhepunkt erreicht. "Mit Corona bist du fünf bis sieben Tage außer Gefecht gesetzt, aber nur in seltenen Fällen schwerer erkrankt als bei einer Erkältung", sagt Weigand.