
Nach der Messerattacke am Freitag in Würzburg, bei der drei Menschen starben und sieben weitere verletzt wurden, ist das Geschehen auch an den Schulen ein großes Thema. Die emotionale Betroffenheit sei da, der Gesprächsbedarf bei Schülern aller Altersstufen groß, sagt Kai Thoma, Schulrat am Staatlichen Schulamt und zuständig für die Grund- und Mittelschulen in Stadt und Landkreis Würzburg.
Zwei der Verletzten, ein elfjähriges Mädchen und ein 16-jähriger Junge, sind im schulfähigen Alter. Darüber hinaus ist der Würzburger Barbarossaplatz ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. "Wenn so etwas Schlimmes in greifbarer Nähe, vielleicht sogar auf dem täglichen Schulweg passiert, dann erschüttert das", sagt Thoma. Dazu komme die "unglaubliche Flut an Bildern und Videos im Internet", sagt Monika Zeyer-Müller, Ministerialbeauftragte für die Gymnasien in Unterfranken.
Krisenteams an Würzburger Schulen im Einsatz
Seit Anfang der Woche ist deshalb ein Team von mehr als einem Dutzend Schulpsychologinnen und Schulpsychologen staatlicher und kirchlicher Kriseninterventions- und Bewältigungsteams an den Schulen in und um Würzburg im Einsatz. Dies bestätigt das Bayerische Kultusministerium auf Anfrage. Sie kümmern sich vor allem um die Schulen, die besonders betroffen sind, etwa weil Schüler, Eltern oder Lehrer Augenzeugen oder sogar selbst Opfer geworden sind.
"Sie haben die Schulen unglaublich unterstützt", sagt Monika Zeyer-Müller. Schon am Sonntag wurde ein Gesprächsleitfaden für Eltern und Lehrer an alle Schulleitungen verschickt. Die einzelnen Schulen seien dann sehr sensibel und individuell, je nach Bedarf, mit dem Thema umgegangen. Es gab Morgenrunden, Gesprächskreise und Gedenkfeiern, so Thoma. Am Wirsberg-Gymnasium in Würzburg konnten Jugendliche ihre Wünsche für die Opfer in ein Kondolenzbuch schreiben, berichtet Zeyer-Müller.
Auch Schüler unter den Augenzeugen
Am Würzburger Röntgen-Gymnasium habe es Gespräche mit dem Kriseninterventionsteam der Schule gegeben, sagt Schulleiter Klauspeter Schmidt. "Es war gut, dass wir das Gesprächsangebot gemacht haben – es war Bedarf da." Ein Schüler habe die Geschehnisse vom Bus aus gesehen, "ihn haben wir individuell auch noch weiter unterstützt", so Schmidt. Als Zeichen der Anteilnahme wurde in der Aula ein Trauertisch mit Blumen und Texten aufgestellt und eine Kerze entzündet.
An der St.-Ursula-Schule in Würzburg seien ebenfalls Schülerinnen direkt betroffen gewesen, bestätigt Schulleiterin Schwester Katharina Merz. Die Mädchen hätten sich zum Tatzeitpunkt im Kaufhaus Woolworth befunden. Aber auch viele andere Schülerinnen, die täglich am Barbarossaplatz vorbeikommen, hätten sich erschüttert gezeigt.
Trauer, Gebete und Gespräche
Auf einen Gedenkgottesdienst habe man wegen Corona verzichtet. Doch über die Lautsprecheranlage habe man ein Gebet gesprochen und die kleine Kirche innerhalb der Schule geöffnet. Sie werde von Schülerinnen stark frequentiert, berichtet die Schulleiterin. "Manche wollten einfach nur still werden. Andere entzündeten Teelichter und schrieben auf Zettel ihre Ängste, Sorgen und Wünsche für die Opfer." Ein Priester, das Schulpastoralteam und die Schulleitung seien seit Wochenbeginn für die Schülerinnen da. "Wir müssen dem Raum geben. Der Gesprächsbedarf war sehr groß und ist auch heute noch da", sagt Schwester Katharina Merz. Mitarbeit: Susanne Schmitt