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Würzburg
Messerattacke in Würzburg: Wie Augenzeugen die Bluttat erlebten
Bei dem Messerangriff in der Würzburger Innenstadt am frühen Freitagabend verloren drei Menschen ihr Leben, weitere wurden schwer verletzt. Augenzeugen schildern ihre Erlebnisse.
Rettungskräfte am Freitagnachmittag im Einsatz am Würzburger Barbarossaplatz.
Foto: Thomas Obermeier | Rettungskräfte am Freitagnachmittag im Einsatz am Würzburger Barbarossaplatz.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:45 Uhr

Fassungslos und entsetzt blicken die Würzburger auf das schreckliche Geschehen von Freitagabend. Gegen 17 Uhr griff ein Mann in der Innenstadt rund um den Barbarossaplatz mehrere Passanten mit dem Messer an. Die Polizei bestätigte am Freitagabend drei Todesopfer, weitere zehn Menschen wurden verletzt, darunter auch ein kleiner Junge.

Einem Würzburger Arzt, der zufällig in der Kaiserstraße unterwegs war, als die Messerattacke gerade passiert war, wird der 25. Juni für immer in Erinnerung bleiben. Als er sah, dass verletzte Menschen am Boden lagen, kümmerte er sich sofort und leistete erste Hilfe. Leider sei diese Hilfe nicht für jeden rechtzeitig gekommen, sagt er traurig im Telefongespräch mit dieser Redaktion.

Zwar sei man als Arzt auf einiges vorbereitet, dies aber sei eine andere Dimension. Er konnte beobachten, wie der Täter flüchtete und viele Passanten hinter ihm herliefen und ihn stoppen wollten. Auch den Schuss, den die Polizei auf den Täter abfeuerte, hörte er.  

Mit Stöcken und Stühlen dem Täter hinterher

Eine 33-jährige Augenzeugin, die in der Kaiserstraße arbeitet, musste indes mit ansehen, wie eine Kollegin aus dem Nebengeschäft niedergestochen wurde. "Ich habe Schreie gehört. Es lagen mehrere Verletzte am Boden und überall war Blut", berichtet sie. Passanten seien mit Stöcken, Stühlen "und sogar einer Leiter" hinter dem Täter hergerannt um ihn aufzuhalten. "Es war schockierend, aber in dem Moment funktioniert man einfach nur", beschreibt sie die Situation.

Sie habe versucht zu helfen und die Sanitäter zu den Verletzten zu lotsen, erzählt sie gefasst weiter. Für die vielen Augenzeugen – die Stadt war an diesem Freitagnachmittag gut frequentiert – sei nach der schrecklichen Tat ein Sammeltreffpunkt im Restaurant Habaneros eingerichtet worden, berichtet die 33-Jährige. "Dort sind wir von der Polizei befragt worden." Man habe sich austauschen können, "auch Seelsorger waren vor Ort". 

Blumen und Kerzen sind an der Juliuspromenade zum Gedenken an die Toten vom Amoklauf am Freitag, 25. Juni, hinterlegt worden.
Foto: Silvia Gralla | Blumen und Kerzen sind an der Juliuspromenade zum Gedenken an die Toten vom Amoklauf am Freitag, 25. Juni, hinterlegt worden.

Sichtlich mitgenommen, mit Tränen in den Augen, erzählt auch ein weiterer junger Mann von dem entsetzlichen Geschehen, bei dem er mit anschauen musste, wie der Täter Menschen mit einem Messer attackiert. Auch den Schuss habe er gehört, sagt er.

Bedrückende Stimmung im Lokal

Eine ältere Frau berichtet indes, das sie etwa zwei Minuten bevor das Attentat passierte, am Tatort vorbeigelaufen und in das Restaurant "Vier Jahreszeiten" eingekehrt sei. Der Wirt sei dann gekommen und "hat alle Gäste informiert, dass etwas Schlimmes passiert ist und, dass wir auf keinen Fall das Lokal verlassen sollen".

Es sei eine äußerst bedrückende Stimmung gewesen, "zumal wir ja auch nicht genau wussten, was wirklich passiert war", berichtet die Frau, als sie gegen 19.30 Uhr das Restaurant verlassen kann. Zu dieser Zeit sind die Straßen in Richtung Barbarossaplatz abgesperrt, das Polizeiaufgebot vor Ort ist groß.  

Als Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt von dem Attentat erfuhr, machte er sich gleich auf den Weg, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Er zeigte sich tief erschüttert und verurteilte das Gewaltverbrechen. Gleichzeitig lobte er die Zivilcourage vieler Bürger, die versucht hatten, den Täter aufzuhalten, um noch Schlimmeres zu verhindern.

In einer Pressemitteilung drückte auch Würzburgs Landrat Thomas Eberth sein Entsetzen aus: "Diese Bluttat ist grausam, menschenverachtend und schrecklich. Gewalt, Terror und Hass können und werden nie akzeptiert werden. Unser Mitgefühl ist bei den Opfern und deren Familien."

Großer Dank an die Hilfskräfte 

Eberth bedankte sich besonders bei allen Hilfskräften, die an diesem Abend im Einsatz waren. Wie zuvor auch schon das Polizeipräsidium Unterfranken, appellierte er an die Bürger, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen, sondern sich auf gesicherte Informationen zu berufen.

Kurz nach der Tat kursierten vor allem in den sozialen Medien zahlreiche ungesicherte Informationen. Darunter befanden sich auch Bilder und Videos, die hilflose Opfer zeigten. „Es ist wichtig, die Arbeit der Hilfskräfte vor Ort dadurch nicht zu erschweren und keinen Hass zu schüren“, so Eberth.

Über das Tatmotiv gab es bis Redaktionsschluss noch keine gesicherten Erkenntnisse. Wie berichtet schloss Innenminister Joachim Herrmann, der noch am Freitag von Erlangen nach Würzburg gereist war, einen islamistischen Anschlag nicht aus. Der mutmaßliche Täter war noch am frühen Abend gefasst worden. Laut Pressesprecher der Polizei wurde der 24-jährige aus Somalia stammende Mann "nach polizeilichem Schusswaffengebrauch" festgenommen. 

Die Polizei Unterfranken hat für aufgenommene Fotos und Videos ein eigenes Upload-Portal zur Verfügung gestellt: https://medienupload-portal03.polizei.bayern.de/

 
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