Nach dem hitzigen Dauersommer eine frohe wie eiskalte Botschaft für die Freunde kühlerer Sportarten: Die runderneuerte Eisbahn am Nigglweg macht nach einem Jahr baubedingter Pause wieder auf. Am Sonntag, 4. November, eröffnen die Würzburger Eisbären um 18.30 Uhr mit einem Eishockey-Ligaspiel die neue Eisbahn. Diese ist für die Öffentlichkeit ab Montag, 5. November, zugänglich und "läuft diesen Monat erst einmal im Probebetrieb", wie Jürgen Athmer, Chef der für die Eisbahn zuständigen Bädergesellschaft der WVV ankündigt. Das Schmankerl für die Schlittschuhfans: Der Eintritt kostet in der Probephase nur die Hälfte. Offizielle Eröffnung ist am 30. November.
Es war ein ungeplant langer Weg, bis die runderneuerte Bahn direkt neben der Großbaustelle fürs Nautiland-Nachfolgebad fertig war. Kostenpunkt: Vermutlich rund 2,8 Millionen Euro. Ursprünglich sollte die Anlage, die eine neue Kältetechnik, einen neuen Belag, eine neue Bande und einen Multifunktionsbau bekam, schon im vergangenen Winterin Betrieb gehen. Doch unerwartete Funde bei den archäologischen Untersuchungen, die hohe Auslastung der Baufirmen und eine Lieferung der Anlage zur Eislaufbereitung erst im Frühjahr sorgten für einen Würzburger Winter ohne Eisbahn.
Eishockeyspieler freuen sich aufs neue "Eisbären-Gehege"
Das grämte nicht nur die Schlittschuhläufer, sondern vor allem die Vereine wie den Würzburger Eis- und Rollsportverein (WERV) sowie den ESV Würzburg mit seinen "Eisbären", die nach Schweinfurt und Bad Kissingen ausweichen mussten. "Das war absolut existenzbedrohend für uns", erinnert sich ESV-Vorsitzender Michael Saller. "Wir verloren rund 40 Mitglieder unserer einst 185 Mitglieder, hatten keine Einnahmen und enorme Fahrt- und Mietkosten." Dank Unterstützung der Stadt mit rund 25 000 Euro habe man "die Saison mit einem blauen Auge überstanden".
Umso größer ist die Freude "auf unser neues Eisbären-Gehege", wie Schaller sagt. Das betrifft neben einer neuen Eisfläche und neuen Kabinen vor allem die neue 3,20 Meter hohe Bande, die jetzt nicht mehr von Netzen, sondern von Glas umsäumt ist und mehr Sicherheit für Spieler und Zuschauer bietet. Das Teil sieht neuwertig aus, ist aber gebraucht und kommt aus Südtirol. Generell hätten die Vereine lieber eine überdachte Bahn gehabt. Doch eine solche Konstruktion verbietet der Denkmalschutz der benachbarten Bastionsmauern. Und ein neuer Standort wurde wegen mangelnder ÖPNV-Anbindung verworfen.
Neue Kühltechnik und nur noch Tageskarten
Der alte Standort sieht jetzt ganz anders aus. Denn eingangs der Bahn steht jetzt ein großer Bau, in dem unter anderem die Kältechnik, Räume für die Maschinen zur Eisaufbereitung und den Eismeister, eine Umkleidekabine für die Schiedsrichter, der Schlittschuhverleih, ein Kiosk mit Imbiss- und Snackangeboten sowie die Kasse untergebracht ist. Nach Athmers Vorstellung ziehen die meisten Besucher ihr Ticket allerdings am benachbarten Kassenautomaten. Neu ist auch die Preisgestaltung: Es gibt nur noch Tageskarten: Jugendliche zahlen zwei, Erwachsene vier Euro. Die Toiletten, der Anschnallraum sowie die Kabinen der "Eisbären" sind im benachbarten Bastionsgemäuer .
Mehr Sicherheit und Umweltfreundlichkeit beim "Eismachen" verspricht sich Athmer von der neuen Sole-Kühlung, die die über 40 Jahre alte Technik mit Ammoniak ablöst. Dieses Kühlmittel sorgte vor fünf Jahren für einen größeren Rettungseinsatz, nachdem durch ein Leck im Rohrsystem Ammoniak ausgetreten war. ESV-Vorsitzender Schaller ist noch etwas skeptisch, ob die Sole-Kühlung einen ausreichenden Wirkungsgrad hat. Doch Athmer ist optimistisch: Nachdem der neue Bahnbelag auf den alten aufgebracht wurde, hat man eine zusätzliche Isolierung. Zudem soll eine dichtere Verrohrung an Stellen mit hoher Sonneneinstrahlung bewirken, dass die Eislaufsaison nicht verkürzt werden muss.
Spätes Eis wegen langem Sommer
Dank des langen Sommers hat sie verspätet begonnen. Athmer: "Das hat uns einen Monat nach hinten geworfen." Rund zwei Wochen dauert der erste Eisaufbau, der in mehreren Schichten erfolgt. "Es wird Eis", hieß es jetzt am Freitag, als sich eine erste Eisschicht gebildet hatte. Diese ist am Ende sieben bis neun Zentimeter dick. Für die 1500 Quadratmeter große Eisfläche werden 120 Kubikmeter Wasser benötigt.
Gute Voraussetzungen also für das eisglatte Vergnügen ab übernächster Woche, das mit der ersten Eisbahn-Disco am Freitag, 9. November, möglicherweise noch gesteigert wird. "Wir freuen uns, dass wir den Würzburgern eine so tolle und moderne Bahn mit einem jetzt auch barrierefreien Zugang anbieten können", sagt Athmer. Die Anlage ist trotz des Trainings und der Spiele der Eisbären mit ihren sechs Mannschaften, der Schlittschuh-Aktivitäten des WERV und der Eishockey-Nutzung der Natureisfreunde Erlabrunn täglich für die Öffentlichkeit zugänglich, teilweise bis zu acht Stunden. Davon machten die Würzburger bislang rege Gebrauch. In der bislang letzten Saison 2016/17 drehten rund 42 000 Eisläufer ihre Runden und Pirouetten.