Würzburg bekommt eine neue Eisbahn. Schuld daran ist nicht zuletzt ein Unfall. Im Oktober 2013 strömte durch ein Leck im Rohrsystem das Kühlmittel Ammoniak aus. Auch wenn undichte Stellen danach geflickt wurden – „die Technik der Bahn aus dem Jahr 1976 ist veraltet“, sagt Jürgen Athmer, Geschäftsführer der auch für die Eisbahn zuständigen Bäder-Gesellschaft. Die neue Bahn soll im nächsten Oktober fertig sein – und weiterhin ohne Überdachung. Die Vereine finden das nicht so toll.
Die Bahn entsteht an alter Stelle, weshalb der Nigglweg im Sommer voraussichtlich zur Großbaustelle wird: Neben der Eisbahn soll das neue Nautiland-Bad gebaut werden, ein paar Meter weiter steht der Neubau der Umweltstation auf dem Plan.
„Wir haben auch andere Standorte untersucht“, sagt Athmer. Doch letztlich sei der bisherige die beste Alternative – vor allem wegen der relativ zentralen Lage und der guten Anbindung durch die Straßenbahn. Dadurch ist aber klar: Auch die neue Eisbahn wird nicht überdacht sein. Denn in unmittelbarer Nähe zur Zeller Bastion ist eine solche Konstruktion wegen des Denkmalschutzes nicht erlaubt, betont Athmer.
Am liebsten unter freiem Himmel
Eine Alternative wäre eine Halle in einem Industriegebiet. Diese hätte laut Athmer aber, wenn überhaupt, eine schlechte ÖPNV-Anbindung. Die weiterhin fehlende Überdachung sieht der Geschäftsführer der Würzburger Bäder GmbH – eine Tochter des Stadtkonzerns WVV – aber nicht als großes Manko. Die Hobby- und Gelegenheits-Eisläufer würden ihre Runden gerne unter freiem Himmel drehen – „am liebsten, wenn's kalt und trocken ist und die Sonne scheint.“ Und Besucher kommen reichlich: In der vergangenen Saison waren es zwischen 40 000 und 50 000.
Athmer räumt ein, dass die Eissportvereine lieber eine überdachte Bahn hätten.
Das bestätigt Kathrin Eulitz, Vorsitzende des Würzburger Eis- und Rollsportvereins (WERV). Sie ist deshalb von der Planung nicht überschwänglich begeistert – „aber wir müssen und können mit dem Kompromiss leben“. Die Planer gäben sich jedenfalls Mühe, sagt sie.
Wer gut sein will, muss wechseln
Der Verein betreibt Eiskunstlauf, im Sommer Rollkunstlauf und trainiert dreimal die Woche. Wegen des fehlenden Daches und der damit verbundenen Wetterunsicherheit kann der WERV keine Wettkämpfe veranstalten. „Wer als Eiskunstläufer richtig gut sein will, muss wechseln“, bedauert Eulitz. Überdachte Bahnen gibt's beispielsweise in Aschaffenburg oder Schweinfurt.
Das Thema Dach beschäftigt auch den Eissportverein Würzburg (ESV) mit seinen „Eisbären“-Eishockeyspielern. Man sei „von der mangelnden Weitsicht“ bezüglich eines Daches „enttäuscht“, erklärt zweiter Vorsitzender Norman Lugauer. Bei steigenden Durchschnittstemperaturen und milderen Wintern mit mehr Regen als Schnee könne eine fehlendes Dach zu einem Qualitätsverlust des Angebots „Schlittschuhlaufen in Würzburg“ führen.
Sole statt Ammoniak
Zudem ist Lugauer skeptisch wegen der geplanten Umstellung von Ammoniak- auf Sole-Kühlung mit Salzwasser. In anderen Freiluftstadien sei deshalb die Eissaison um mehrere Wochen gekürzt worden, da die Kühlleistung nicht mehr ausgereicht habe. Generell begrüßt der ESV die neue Bahn. Die „Eisbären“ wünschen sich aber, dass sie bei der Detailplanung „noch mit ins Boot geholt werden“, erklärt Lugauer.
Das sagt Geschäftsführer Athmer zu. Zu den Bedenken wegen der Sole-Kühlung erklärt er, dass eine zusätzliche Isolierung und eine dichtere Verrohrung an Stellen mit hoher Sonneneinstrahlung dafür sorgen soll, dass die Eislaufsaison nicht verkürzt werden muss.
Kosten: 2,5 Millionen Euro
Die Planungen sind jetzt in der Endphase, Anfang des Jahres soll der Bauantrag eingereicht werden. Nach Saisonende im März sollen die Arbeiten beginnen und im Oktober beendet sein. Die Kosten des kühlen Projekts: Rund 2,5 Millionen Euro.
Dass die neue Eisbahn und das neue Nautiland-Bad Nachbarn bleiben, hat mit der jetzigen technischen und organisatorischen Verbundenheit (Kasse im Bad) nichts zu tun. Bislang galten die beiden Anlagen als unzertrennlich, weil die Kältetechnik im Bad untergebracht ist und die Abwärme der Eisbahn zur Erwärmung der Außenbecken im Bad genutzt wird. „Das bringt energetisch nicht viel“, sagt Athmer.
Bad und Bahn künftig getrennt
So funktionieren die Nachbarn künftig völlig getrennt. Die Eisbahn bekommt einen eigenen Eingang – ebenerdig und barrierefrei. Dieser ist einem riegelartigen Neubau quer vor der Bahn untergebracht. Darin kommen neben der Kasse unter anderem der Schlittschuhverleih, der Kiosk sowie die Kältetechnik unter. In den Räumen in den Bastionsmauern zwischen Bahn und Bad sind WC-Anlage, Anschnallraum für Schlittschuhläufer sowie die Umkleidekabine der Eishockeyspieler angesiedelt.
Das wichtigste Teil, die 56 auf 26 Meter große Eisfläche, entsteht im Sandwichverfahren auf der alten. Die neuen Rohre werden auf der jetzigen Fläche verlegt. Der Vorteil: „Durch diese Isolierung brachen wir weniger Energie“, sagt Athmer.
