Vor etwas über einem Jahr berichtete diese Redaktion von Kritik am Bayerischen Rundfunk (BR), er würde vor allem im Bereich Volksmusik und Unterhaltung Franken stark vernachlässigen. Der Studioleiter Franken, Tassilo Forchheimer, kündigte damals auf Nachfrage an, über ein "durch und durch fränkisches Volksmusikformat im BR-Fernsehen" nachzudenken. Am Sonntag, 17. Oktober, ist es nun soweit. Von 20.15 bis 21.45 Uhr geht das im Hörfunk bereits bekannte Format "Musik & Xang" als "Musik und Gsang aus Franken" erstmalig im BR-Fernsehen auf Sendung.
Die Idee zur bereits fertig produzierten Show hätte er als frischer Studioleiter schon 2019 gehabt, sagt Forchheimer. Damals habe er eine Hörfunk-Produktion von "Musik und Xang" in einem fränkischen Dorf besucht und sei von der Vielfalt der fränkischen Volksmusik so begeistert gewesen, dass er dachte: "Das muss man ins Fernsehen bringen."
Kaleidoskop fränkischer Volksmusik
Neben der zuständigen Musikredaktion von BR Franken habe dabei auch Norbert Küber, der dort für Unterhaltung und Kultur zuständig ist, geholfen. Küber ist ein erfahrener Fernsehmann, der unter anderem als Redaktionsleiter für die "Fastnacht in Franken"-Produktionen verantwortlich zeichnet. Küber ist wichtig, "dass wir in der Sendung von der fränkischen 'Heimatmusik' sprechen". Die traditionelle Volksmusik sei zwar zu hören, aber eben noch weit mehr.
Ziel sei es gewesen, die ganze Bandbreite fränkischer Volks- und Heimatmusik wie in einem bunten Kaleidoskop aufzuzeigen: "Vom traditionellen Zweigesang über die Band 'Gankino Circus' mit ihrem fetzigen Folk bis hin zu 'Tradimix'." Letzteres wird auch Volxmusik genannt, bezeichnet die Verbindung von Elementen der Volksmusik mit Jazz und Folk, bis hin zu elektronischer Musik und Rock. Aber auch klassische Blasmusik ist laut Küber dabei. Die Künstler kämen aus allen drei fränkischen Regierungsbezirken und auch "zur Oberpfalz haben wir das Tor gern ein Stückchen aufgemacht".
Auf Nachfrage sagt Professor Kilian Moritz, der schon lange mehr fränkische Volksmusik im Programm des BR fordert: "Ich freue mich riesig, dass es nun eine regelmäßige TV-Musiksendung aus Franken gibt. Bislang mussten fränkische Musikgruppen immer zum Auswärtsspiel nach Oberbayern fahren, um etwa beim Hirzinger im BR Fernsehen auftreten zu dürfen. Ezerdla ist es ein Heimspiel für die fränkischen Sänger und Musikanten." Für die Volksmusikgruppen, Chöre und Blaskapellen in Franken sei das eine tolle Nachricht, sagt Moritz, der an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt Journalismus und Medien lehrt.
Aus Unterfranken sind die "Scharadwanzen" dabei
Und so wird es in der neuen BR-Sendung unter anderem zünftige Kerwamusik von "Dadaraa" aus Oberfranken geben, aber auch Musikkabarett vom "Duo Sellarie" aus Bamberg. Neben filigraner Saitenmusik von den "Scharadwanzen" aus Unterfranken ertönen satte Blasmusikklänge von "philharmenka - Die Nürnberger Böhmische". Die "Zupfer-Moidln" aus Neustadt an der Waldnaab singen launige Wirtshauslieder. Neben der Musik gibt es auch Interviews mit den Künstlern und private Einblicke.
Das Miteinander der unterschiedlichsten Stile unterscheide seiner Meinung nach die fränkische von der traditionelleren Volksmusik, wie sie im Süden Bayerns beheimatet sei, sagt Tassilo Forchheimer. Er hoffe, die Sendung mache bewusst, dass Volks- und Heimatmusik im Norden anders gestrickt sei als im Süden: "Die Franken sind sehr offen und tolerant im Umgang mit unterschiedlichen Musikstilen. Das wird sich auch in unserer Sendung spiegeln, in der wir Modernität und Tradition gleichermaßen auf den Bildschirm bringen." Nur die in Franken wichtige Chormusik würde coronabedingt fehlen, so Forchheimer.
Moderatoren spielen selber mit
Überhaupt habe Corona die Produktion erschwert, sagt Forchheimer. "Eigentlich wollten wir eine traditionelle Kärwa ins Fernsehen bringen. Mit Publikum und mit tanzenden Menschen." Doch man habe unter großen Sicherheitsauflagen produzieren müssen, die man beim fertigen Produkt aber nicht mehr spüre.
Die Moderatorin Maria Bauer sowie die Moderatoren Werner Aumüller und David Saam präsentieren zum ersten Mal Volksmusik im Fernsehen. Bekannt sind die Drei aus dem Hörfunk und ihren Sendungen auf BR Heimat. Sie würden sich bestens mit der fränkischen Volksmusik auskennen, sagt Forchheimer, sie "leben diese Musik", ergänzt Küber - und das Trio würde in der Sendung auch selbst zu den Instrumenten greifen. Aufgezeichnet wurde die Sendung im Gut Anwanden bei Zirndorf (Lkr. Fürth).
Heimspiel für fränkische Musikgruppen
Ob es bei einer einmaligen Sendung bleibe? Tassilo Forchheimer will sich da noch nicht festlegen: "Wir machen das jetzt mal und schauen, wie es ankommt." Das Format gebe es ja schon als Hörfunkreihe. Er könne sich weitere TV-Produktionen vorstellen, aber erst einmal müsse es beim Publikum ankommen. Vorstellbar sei eine regelmäßige Produktion im neuen Multifunktionsstudio des BR in Nürnberg mit jahreszeitlichen Schwerpunkten, wie etwa Kärwa oder Weihnachtsmusik.