
Scharadwanzen- der Name der Musikgruppe gibt Rätsel auf. Das passt aber irgendwie, denn das Wort Scharade steht ja für ein Rätselspiel. Und so überlassen die fünf Frauen von Scharadwanzen das Rätseln über ihren Namen dem Publikum . Und letztendlich ist ja auch ihre Musik ein kleines bisschen rätselhaft - das ganz im positiven Sinne gesehen. Denn ihr Spiel lässt sich nicht in einen Rahmen pressen. Es ist ein erfrischender Stilmix. Die Basis ist jedoch bodenständig-fränkisch.
Endlich dürfen die Scharadwanzen wieder auftreten - zwar nur im Kleinen, aber immerhin. Kaum gegründet, hatte Corona vor eineinhalb Jahren die Aktivitäten der Frauen-Musikgruppe fast lahmgelegt. Nun wollen sie endlich durchstarten. Die Chancen stehen gut. Noch im August haben sie sogar einen Auftritt vor einer Fernsehkamera.
Geboren wurde das musikalische Projekt nach einem Fränkischen Volksmusikworkshop an der Musikakademie in Hammelburg. Daraufhin fanden sich fünf unterfränkische Musikerinnen zusammen, um Musik zu spielen, die sie selbst kreieren und die ihnen Spaß macht. Die Grundtöne kommen von der fränkischen Volksmusik . Doch Birgit Döhler (Reichenbach), Ilona Zirkelbach (Schönau), Katja Karch (Grettstadt), Uli Aulmüller ( Obereuerheim ) und Christine Weber (Haßfurt-Sylbach) experimentieren mit dem Genre, bauen Swing ebenso ein wie Klezmer oder Filmmelodien. Sie holen sich Anleihen aus der internationalen Folkmusik und arrangieren alte Weisen in einem jungen, ganz persönlichen Stil. "Wir haben total viel Spaß", sagt Birgit Döhler, die im Landkreis Bad Kissingen auch Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes ist und als Musiklehrerin arbeitet.Man habe eine musikalische Nische gefunden, die es so nicht gibt, erklärt Ilona Zirkelbach, Musikpädagogin am Münnerstädter Berufsbildungszentrum. Fränkische Volksmusik in dieser Weise interpretiert, das sei etwas ganz Neues.
Jede von ihnen könne eigene Ideen verwirklichen, sagt Birgit Döhler. Diese arrangiert Uli Aumüller in moderne und ungewöhnliche Stücke. "Wir können unsere eigene Persönlichkeit dabei einbringen", sagt Uli Aumüller. Die Musik lasse dazu den Spielraum.
Auftritt bei Andacht
Wie sich das anhört, erfuhren die Besucher der Bergzeit auf dem Münnerstädter Michelsberg. Die Andacht nutzten die Scharadwanzen, um einmal wieder vor Publikum zu spielen Der Auftritt am Michelsberg war für die fünf Frauen auch ein Testballon, wie ihre Musik überhaupt ankommt. Für die Andacht selbst habe man die eher ruhigeren Stücke aus dem Repertoire ausgewählt, erklärt Birgit Döhler. Im Anschluss daran wurde es fränkisch-deftiger. Die Resonanz sei überwältigend gewesen, erklärt Birgit Döhler. "Wir sind total happy".
Lange Zwangspause
Lange Monate war es überhaupt nicht möglich, gemeinsam zu proben. Erst seit kurzem geht das wieder. Als mitten im Lockdown das Angebot des BR kam, in einem Volksmusik-Format des Senders auftreten zu können, mussten sie erst einmal eine Demoversion mit ihren Stücken erarbeiten - ein schwieriges Unterfangen, wenn man nicht zusammen proben darf. Schließlich spielte jede ihr Instrument einzeln bei Uli Aumüller in Obereuerheim ein. Am Computer wurde aus den Einzelaufnahmen das komplette Stück zusammengemischt und eingesendet. Die Musik hat gefallen. Die Frauen erhielten die Einladung für die zur Fernsehaufnahme.
Am 24. August wird die Sendung mit den Scharadwanzen in Mittelfranken aufgezeichnet. Ausgestrahlt wird der Auftritt mit der unterfränkischen Formation und drei anderen Gruppen am 24. Oktober im Bayerischen Fernsehen.
Routine für die Bühne
Deshalb waren die Frauen froh, dass sie zur Bergzeit live vor Publikum spielen konnten. Zwar sind sie erfahrene Musikerinnen - Profis und Semiprofis- , doch durch die lange Coronapause fehlt auch ihnen die Routine. Man müsse sich nach der langen Zwangspause wieder auf die Bühne zurücktasten, meint Birgit Döhler. Jeder Auftritt helfe, die Selbstsicherheit zurückzugewinnen. Hilfreich sei, dass jeder in der Gruppe wisse, was er zu tun hat, sagt Uli Aumüller. Das Niveau passe dadurch schnell, lobt sie das Zusammenspiel.
Gespannt auf den Dreh
Gespannt sind die Musikerinnen auf die Dreharbeiten. Auch diese laufen unter Corona-Bedingungen ab, berichtet Birgit Döhler. Die Gruppen haben separate Drehtage, damit nicht zu viele Menschen auf einmal am Set sind.
In der Sendung sollen auch Musiker/innen-Portraits gezeigt werden. Deshalb hat Birgit Döhler bereits einen Drehtag hinter sich. Ein Fernsehteam hatte sie kurz vor den Ferien in der Schule in Salz besucht. Dort läuft das WiM-Projekt der städtischen Musikschule Münnerstadt, das von Birgit Döhler als Musiklehrerin betreut wird.
Vor Publikum
Natürlich wünschen sich die Scharadwanzen für die nächsten Monate weitere Auftritte. Gerade basteln sie an einer Präsentation in den sozialen Medien. Noch laufen die Veranstaltungsaktivitäten aber nur zögerlich an. Viele kleine Veranstalter wissen derzeit nicht, ob sie das Risiko wagen sollen, eine Veranstaltung zu organisieren, ist die Erfahrung von Birgit Döhler. Die fünf Musikerinnen sind zuversichtlich, dass es trotz Corona bald weitere Auftrittsmöglichkeiten für die Scharadwanzen gibt und sie freuen sich schon darauf.