Die fränkische Volksmusik wurde ihm in die Wiege gelegt. Der Professor für Journalismus und Medien Kilian Moritz wuchs in Gefäll bei Bad Kissingen in einem musikalischen Elternhaus auf. Sein Vater Ludwig Moritz gründete für Unterfranken die Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik, leitete über 20 Jahre die "Rhöner Schulmeister" und sammelte Fränkisches Liedgut für insgesamt 18 Bände "Lieder aus Franken". "Mich quält es direkt in den Ohren", sagt Kilian Moritz, "wenn auf fränkischen Weinfesten fränkische Kehlen krampfhaft versuchen oberbayerisch zu singen".
Weh tut ihm aber auch, wenn er im Bayerischen Rundfunk Sendungstitel wie "Bei uns dahoam - Volksmusik rund um Kulmbach" liest. Und weil sich Moritz die fränkische Haltung "So is'es halt, kann mer nix mach'" nicht zu eigen macht, stellt er dem Intendanten des Bayrischen Rundfunk, Ulrich Wilhelm, die durchaus ernst gemeinte Frage: "Was würden oberbayerische Zuschauer sagen, wenn eine Sendung hieße ,Bei uns dahemm - Volksmusik aus dem Chiemgau' und sie würde auch noch von einem Franken moderiert?"
Verwendet BR nur den altbayerischen Dialekt?
Kilian Moritz stört, dass der Bayerische Rundfunk immer wenn er Dialektbegriffe und Dialekt-Sendungstitel verwendet, den altbayerischen Dialekt nimmt: "Jetzt red i", "Dahoam is dahoam", oder "Das Betthupferl". Intendant Ulrich Wilhelm hat inzwischen geantwortet und stellt ein neues fränkisches Sendungsformat in Aussicht.
Nach den Erhebungen von Moritz komme Fränkisches außerhalb der einstündigen Sendung "Franken vor 7" im digitalen Spartenkanal "BR-Heimat" kaum vor. Zu den Hauptsendezeiten brächte fränkische Volksmusik es gerade mal auf zwei bis drei Prozent. Insgesamt seien es selten mehr als zehn Prozent.
Franken umfasst ein Drittel des Sendegebiets
Zu wenig angesichts der Tatsache, dass Franken rund ein Drittel des Sendegebietes des bayerischen Rundfunk umfasst, so Moritz. Zudem frage er sich, warum das Fränkische in Schubladen zu schlechteren Sendezeiten gesteckt werde, statt dass man das Programm den ganzen Tag gut mische.
Die Nürnberger Landtagsabgeordnete und Rundfunkrätin Barbara Regitz (CSU) hat den Vorsitzenden des Rundfunkrates gebeten, die Beobachtungen von Professor Moritz zu überprüfen und fragt, ob eine zeitnahe Erhöhung der Volksmusik aus Franken auf 15 oder 20 Prozent in Aussicht gestellt werden kann. Nun wird sich der Rundfunkrat mit dem Thema beschäftigen, sagt Regitz auf Nachfrage. Sie sei sicher, "fränkische Volksmusik ist sehr anspruchsvoll, wird aber oft belächelt. In Oberbayern hat sie einen anderen Stellenwert. Daran wird sich aber nichts ändern, wenn fränkische Volksmusik weiter benachteiligt wird."
"Sowohl der bayerische Rundfunk, als auch wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen", sagt der Landtagsabgeordnete Manfred Ländner (CSU), der auch Präsident des Nordbayerischen Musikbundes ist. Denn auch innerhalb des Musikbundes müsse die fränkische Volksmusik gestärkt werden.
Kein Platz für fränkische Chöre und Blaskapellen?
Der Unterfränkische Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Klaus Reder ist überzeugt, es bringe mehr, wenn die Franken ihre Kultur dem bayerischen Rundfunk anbieten, statt sich zu beschweren. In der Tat sei das Konzept des Volksmusiksenders "BR Heimat" auf kleine Gruppen und Ensembles ausgelegt, wie sie vor allem in Südbayern und dem Alpenraum beheimatet seien. Da sei wenig Platz für die in Franken typischen großen Chören oder Blaskapellen.
Stefan Frühbeis, Leiter von "BR Heimat" gibt Professor Kilian Moritz insofern recht, dass auf BR Heimat der Anteil fränkischer Volksmusik niedriger ist als der Anteil fränkischer Bewohner in Bayern. Jedoch könne man das nicht miteinander aufrechnen. Man müsse dann schon auch vergleichen, wie viele Volkmusikgruppen es in den einzelnen Regionen gebe, sagte er auf Nachfrage dieser Redaktion.
Ihm gehe es darum, die Stärken der einzelnen Volksmusiken zu stärken. Nun passe aber Chormusik kaum in eine Mittagssendung auf "BR Heimat". Da bräuchte es spezielle Formate und mehr sendefähiges Material. Mit den ihm aktuell vorliegenden professionell produzierten fränkischen Volksmusik-Aufnahmen wäre es gar nicht möglich, die von Moritz geforderten 30 Prozent der Sendezeit zu füllen.
Frühbeis ist aber auch überzeugt, dass fränkische Volksmusikliebhaber sehr gerne auch oberbayerische Volksmusik hören. Umgekehrt zeigten die Rückmeldungen von Hörerinnen und Hörern, dass zum Beispiel Altbayern und die Bewohner des Bayerischen Waldes mit der fränkischen Musizierweise weniger gut zurechtkommen. Deshalb brauche es bei der Volksmusik regionale Fenster. Ihm sei vollkommen egal, aus welchem Landstrich die Volksmusik komme, nur gut müsse sie sein.
Der Bayerische Rundfunk verfolge seit Jahren erfolgreich eine starke Regionalisierungsstrategie, sagt Tassilo Forchheimer, Leiter des Studio Franken. Bei der Volksmusik gebe es eine lange altbayerische Tradition. In Teilen Südbayerns hielt sich lange das Gerücht, "in Franken gibt es gar keine Volksmusik, was natürlich blühender Unsinn ist". Allerdings habe es im Alpenraum schon früh bekannte Volksmusiker gegeben, die das Format für Radio und Fernsehen erst interessant gemacht hätten.
Kärwa-Tanz statt Stubenmusi
Er glaube aber nicht, dass ein paar mehr Sendeminuten für fränkische Musik auf BR Heimat einen entscheidenden Unterschied machen. "Es bringt auch nicht viel, fränkische Musikanten in eindeutig alpenländisch geprägte Sendungen einzuladen." Forchheimer plädiert für ein "durch und durch fränkisches Volksmusikformat im BR Fernsehen mit fränkischen Moderatorinnen und Moderatoren, die in der Lage sind, echtes fränkisches Lebensgefühl zu vermitteln - gewissermaßen Kärwa-Tanz statt Stubenmusi."
BR-Intendant Ulrich Wilhelm schließt sich dem an. In einem Brief an Kilian Moritz schlägt er vor, gemeinsam mit der Volksmusikszene in Franken zu überlegen, "wie wir die fränkische Volkskultur in unseren Programmangeboten so abbilden können, dass sich noch viel mehr Menschen dafür begeistern". Deshalb habe er die Programmdirektion Kultur gebeten, unter anderem über ein regelmäßig ausgestrahltes genuin fränkisches Volksmusikformat im BR Fernsehen nachzudenken, moderiert von fränkischen Moderatoren. Das künftige Multifunktionsstudio auf dem Gelände des Studio Franken in Nürnberg erscheine ihm als idealer Produktionsort. Dieses Studio wird voraussichtlich im Sommer 2021 eröffnet.
Von der Qualität der fränkischen mag ich da noch gar nicht reden: So was wie z- B. die Inntaler mit ihrem einzigartigen Bass, aber auch junge Viergesänge wie u. a. die Waldramer hat Franken doch in 100 Jahren nicht auf die Beine gestellt. Und so was die gilfenden fränkischen Klarinetten bei den Hopsasa-Tänzen hätte in Obb keine Chance.
6:00 bis 9:00 - da schälft der Herr doch noch?!_?_
Frangn glingt eefach annerschda. Etzt woll mer's aach hörn!