"Das Haus ist etwas total Besonderes", schwärmt Tilmann von Kuepach. "Als ich hier zum ersten Mal hereingekommen bin, hatte ich schon vor Augen, wie das einmal aussehen könnte." Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Claudia Zehentbauer steht er im Erdgeschoss des imposanten – wenn auch renovierungsbedürftigen – Gebäudes am Marktplatz 19 in Aub. Seit wenigen Wochen dürfen sich die beiden Eigentümer des außergewöhnlichen Hauses nennen.
Das Gebäude gilt als "absoluter Hochkaräter"
Ein riesiger spätgotischer Dachstuhl, ein reich geschmückter Renaissance-Giebel und ein aufwendig gestaltetes Eingangsportal sind nur einige Details, die den Bau, der im Kern aus dem 14. Jahrhundert stammt, besonders beeindruckend machen. "Das hier gehört zum ältesten Teil des Hauses", sagt von Kuepach und deutet auf eine Wand im Flur in Fachwerkbauweise.
Als "absoluten Hochkaräter" bezeichnet Hans-Christof Haas, der im Landesamt für Denkmalpflege für den Landkreis Würzburg zuständig ist, das Haus. In der Region gebe es höchstens zwei Gebäude, "die eine solche Ausstrahlung haben" wie das in Aub. "Das Haus beschäftigt uns auch schon seit über 40 Jahren", sagt er.
Laut Haas diente es über die Jahre unter anderem dem Schultheiß – einer Art Gemeindevorsteher und Richter – als Unterkunft, später dem bischöflichen Amtsmann. Auch Juden bewohnten das Gebäude später und bauten eine Mikwe (rituelles Bad) ein, bevor das Haus nach dem Zweiten Weltkrieg verschiedene Geschäfte beheimatete. Seit 2020 ist es im Besitz der Stadt.
Bürgermeister Roman Menth spricht von "Glücksfall"
Über einen Zeitungsartikel zur Auber Denkmalbörse im Frühjahr habe er von dem zum Verkauf stehenden Gebäude erfahren, erzählt von Kuepach. Es ist aber nicht nur das historische Gebäude, dass es dem Landshuter Anwalt für Bau- und Architektenrecht angetan hat. In breitem Niederbayerisch schwärmt er von urigen Gaststätten, Schäufele und Bier und den herzlichen Menschen in Franken. "Wir fahren deshalb ganz gerne an den Wochenenden in die Gegend", sagt von Kuepach. Deshalb mache es ihnen umso mehr Spaß, ausgerechnet hier ein altes Haus wieder herzurichten.
"Es ist ein absoluter Glücksfall, dass wir eines unserer wichtigsten Gebäude in der Altstadt an den Mann und an die Frau gebracht haben", sagt der Auber Bürgermeister Roman Menth. Denn die Stadt legt sich seit einigen Jahren ordentlich ins Zeug, um Interessenten für leerstehende Häuser im Ortskern zu finden. Sie hat mit der Unterstützung vom Landesamt für Denkmalpflege, der Städtebauförderung und einem Planungsbüro das "Projekt Auf.Mass" ins Leben gerufen.
Möglichen Kaufinteressenten – insgesamt neun waren es im Falle des Marktplatz 19 - werden die Denkmäler so quasi auf dem Silbertablett präsentiert. Im Rahmen des Projekts, das die Stadt im Rahmen des Kommunalen Denkmalkonzepts (KDK) umsetzt, habe man in den vergangenen drei Jahren mehrere historische Gebäude digital aufgemessen, Statik und Baugeschichte untersucht und ein denkmalfachlich abgestimmtes Nutzungskonzept entwickelt, sagt Menth. "Wer sich für eines der Häuser interessiert, weiß also direkt, was ihn erwartet."
Wohnraum und Ladenfläche sollen entstehen
Das ist für die nächsten Jahre wohl in erster Linie jede Menge Arbeit. Denn das Gebäude befindet sich durch die vielen Jahre des Leerstands in einem schlechten Zustand. "Man braucht schon eine Leidenschaft dafür", gibt Claudia Zehentbauer zu. Gemeinsam mit von Kuepach hat die Bauingenieurin schon in der Vergangenheit ähnliche Sanierungsprojekte verwirklicht. "Um schnellen Gewinn geht es da nicht", sagt sie. Stattdessen stehe für sie im Mittelpunkt, erhaltenswerte Bauten vor dem Verfall zu retten.
In dem alten Gebäude will das Paar fünf bis sechs Wohnungen entstehen lassen, dazu einen Gemeinschaftsraum, einen kleinen Laden sowie einen Garten hinter dem Haus. Er rechne mit mindestens sechs Jahren für die Sanierung und Kosten in Höhe von 1,5 bis zwei Millionen Euro, so von Kuepach.
Wie viel von Kuepach und Zehentbauer für den Kauf hinblättern mussten, will Bürgermeister Menth nicht verraten. Nur so viel: "Wichtiger als der Kaufpreis war uns, wer das Haus kauft und was er damit vorhat." Die neuen Eigentümer haben sich vertraglich verpflichtet, in einem bestimmten Zeitraum mit der Sanierung des Hauses zu beginnen.
Geht es nach Menth, ist der Verkauf des Markplatzes 19 erst der Anfang. Er hoffe auf einen Schneeballeffekt, sagt der Bürgermeister. "Wir haben noch einige andere tolle Häuser in Aub."
Ein Jammer das es jahrzehntelang “vor sich hin gammeln” musste.
Das werden wunderschöne Wohnungen werden und die Idee mit einem Gemeinschaftsraum ist toll.
Ich wünsche den neuen Eigentümern alles Gute, viel Freude und gute Nerven beim renovieren.