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Würzburg
Nach der tödlichen Attacke in Würzburg: Wie oft kommt es in Unterfranken zu Messerangriffen?
Gefühlt kommt es in der Region immer häufiger zu Gewalttaten, bei denen ein Messer eine Rolle spielt. Was die Fallzahlen sagen und wie die Statistik einzuordnen ist.
Die Zahl der Messerangriffe nimmt zu - zumindest fühlt es sich für viele Menschen so an. Statistisch belegen lässt  sich eine Zunahme beim Blick auf Daten der Polizei jedoch nicht.
Foto: Thinkstock | Die Zahl der Messerangriffe nimmt zu - zumindest fühlt es sich für viele Menschen so an. Statistisch belegen lässt  sich eine Zunahme beim Blick auf Daten der Polizei jedoch nicht.
Benjamin Stahl
 |  aktualisiert: 25.09.2023 02:49 Uhr

Nach der schrecklichen Messerattacke in Würzburg im Juni 2021 mit drei Toten kam es am vergangenen Sonntag unweit des damaligen Tatorts erneut zu einer furchtbaren Gewalttat, bei der ein Mann mit einem Messer getötet wurde. Als an diesem Dienstag dann ein mutmaßlicher Ladendieb in der Innenstadt festgenommen wurde, der eine Frau mit einem geschlossenen Klappmesser bedroht haben soll, war die Unruhe unter den Passantinnen und Passanten vor Ort greifbar.

Statistik des Bayerischen Landeskriminalamtes: Stabile Fallzahlen

Doch wie oft kommt es eigentlich zu Messerangriffen? Zahlen dazu erfasst das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) erst seit dem Jahr 2020. Seither kam es laut Statistik bayernweit zu 1668 Fällen aus dem Bereich der Gewaltkriminalität, bei denen auch ein Messer zum Einsatz kam. Die meisten Fälle, nämlich 607, wurden im Jahr 2022 gezählt. Zu Gewaltkriminalität zählen unter anderem Mord, Totschlag, Vergewaltigung, Raub oder gefährliche sowie schwere Körperverletzung. In Unterfranken kam es im selben Zeitraum zu 127 solcher Fälle (2020: 45, 2021: 36, 2022: 46).

Nach der tödlichen Attacke in Würzburg: Wie oft kommt es in Unterfranken zu Messerangriffen?

Bei den allermeisten Fällen von Messerangriffen handelt es sich demnach um gefährliche und schwere Körperverletzungen - der Anteil bewegt sich bayernweit zwischen 70 und 75 Prozent, in Unterfranken zwischen 80 und 85 Prozent.

Kriminologische Studien: Meist kennen sich Täter und Opfer

Die Wahrscheinlichkeit Opfer eines Messerangriffs zu werden ist laut Expertenmeinung gering. Studien zu Messerkriminalität - etwa der Kriminologischen Zentralstelle mit Sitz in Wiesbaden - kommen zu dem Schluss, dass sich Messergewalt überwiegend "im sozialen Nahraum" abspielt. Das heißt, Täter und Opfer kannten sich: Männliche Opfer seien demnach überwiegend mit dem Täter befreundet oder bekannt gewesen, bei weiblichen Opfern handelt es sich den Studien zufolge häufig um Partnerinnen des Täters.

Einzelnen schweren "Gewalttaten mit Messereinsatz", bei denen ein Täter in der Öffentlichkeit Zufallsopfer attackiert, würde "stets eine große Aufmerksamkeit der Medien" finden, heißt es in einer Studie der Kriminologischen Zentralstelle aus dem Jahr 2022. Allerdings würden solche Taten - bezieht man Opfer mit einem beruflichen Risiko wie Polizisten, Kassierer oder Mitarbeiter von Spielotheken nicht ein - nur vier Prozent aller Fälle ausmachen, betont Kriminologin Elena Rausch, eine der Autorinnen.

Viele tragen Messer zu Selbstverteidigungszwecken

Rausch nennt weitere Zahlen, die ein Licht auf die tatsächliche Gefahrenlage werfen: Nur zehn Prozent der Personen, die ein Messer bei sich tragen, bedrohen andere damit. Und nur zwei Prozent greifen damit tatsächlich andere an - diese Quote ist der Wiesbadener Kriminologin zufolge bei den meisten anderen Waffen höher.

Bleibt die Frage, warum überhaupt jemand ein Messer mit sich führt. "Es klingt wie ein vorgeschobener Grund", antwortet Rausch. Doch Untersuchungen zeigten, dass der Hauptgrund "Selbstverteidigung" sei. Messerträger bewegten sich häufig in einem Milieu, in dem Gewalt eine Rolle spielt - etwa der Drogenszene.

Dennoch ergebe sich mitunter ein schiefes Bild in der öffentlichen Wahrnehmung. "Das Gefühl, dass es mehr wird, ist falsch", sagt Rausch. Es bringe nichts, Taten kleinzureden oder gar zu verschweigen. Um der Angst aber entgegenzuwirken, empfiehlt sie Medien und Politik, auf Formulierungen zu achten und "Panik-Sprache" zu vermeiden.

Wer trägt ein Messer bei sich?

Laut Kriminologin Elena Rausch von der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden ist Mitführen von Messern "bei Jugendlichen ausgeprägter als bei Erwachsenen", wobei der tatsächliche Einsatz eines Messers nicht jugendtypisch sei. Männer tragen demnach häufiger ein Messer bei sich als Frauen. Die Staatsangehörigkeit spiele dagegen keine Rolle, sagt Rausch. Zwar seien Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in der Statistik überrepräsentiert, das hänge aber nicht an der Nationalität, sondern an Faktoren wie Alter oder Zugang zu Bildung. 
Quelle: ben
 
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  • Hans-Georg Heim
    Zitat: „Zwar seien Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in der Statistik überrepräsentiert, das hänge aber nicht an der Nationalität, sondern an Faktoren wie Alter oder Zugang zu Bildung.“
    Träumt weiter 🙄
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  • Christian Papay
    Fakten sind keine Glaubensfragen.
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  • Hans-Georg Heim
    Klar hängt das auch von Alter und Bildung ab, aber eben auch ganz sicher von der Nationalität, alles andere ist Schönfärberei.
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  • Hans-Georg Heim
    Zitat: Die Staatsangehörigkeit spiele dagegen keine Rolle, sagt Rausch. Zwar seien Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit in der Statistik überrepräsentiert, das hänge aber nicht an der Nationalität, sondern an Faktoren wie Alter oder Zugang zu Bildung.
    Das glaube ich nicht.
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  • Heribert Mennig
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  • Hans-Georg Heim
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