Würzburg scheint ein gutes Pflaster für neue Klassik-Formate zu sein. Nach zwei neuen Lied-Festivals scheint sich nun auch das "Kammermusik! Festival Würzburg" zu etablieren. Die zweite Ausgabe im Maschinenhaus des Bürgerbräugeländes wartet ab 14. Oktober mit einem Programm auf, das geschickt Geheimtipps mit Hits kombiniert.
Besonders ungewöhnlich: Die beiden Leiterinnen, die Sopranistin Theresa Maria Romes und die Pianistin Marie-Thérèse Zahnlecker, haben ein eigenes Ensemble zusammengestellt, darunter das Quartett Berlin-Tokyo, eines der erfolgreichsten Streichquartette der jüngeren Generation. Es reisen also nicht Ensembles mit vorgefertigten Programmen an, die mehr oder weniger gut ins Konzept passen, sondern es läuft genau umgekehrt: "Wir haben uns zuerst hingesetzt und entschieden, welche Stücke wir haben wollen, und dann haben wir die entsprechenden Musikerinnen und Musiker dazu gefragt", sagt Theresa Maria Romes. "Sie müssen die Stücke lernen, die wir ihnen geben."
Mit der Premierenausgabe im Oktober 2021 ist Romes hochzufrieden: "Wir haben einen Abschnitt mit wenigen Corona-Auflagen erwischt, in dem einiges möglich war." Der Besuch sei sehr gut gewesen, und mit einem Anteil von 25 Prozent an Studierenden und Auszubildenden sei es gelungen, junges Publikum anzusprechen. "Wir haben die ganze Zeit gewartet, dass eine Panne passiert, wie das bei neuen Veranstaltungen immer der Fall ist", erzählt Romes. "Aber es kam nichts. Es lief einfach alles glatt."
Erstmals gibt es ein Nachtkonzert, das ganz der Neuen Musik gewidmet ist
Die Ausgabe 2022 umfasst vier Konzerte, je eines am 14. und 16. Oktober (19 Uhr) und zwei am 15. Oktober (19 und 22 Uhr) - erstmals gibt es ein Nachtkonzert, das ganz der Neuen Musik gewidmet ist. Neben Streichquartett, Sopran und Klavier umfasst das Instrumentarium Gitarre, Akkordeon und Querflöte.
Das erste Konzert des Festivals ist kurioserweise mit "The End" überschrieben - was sich mit dem abschließenden Werk des Abends erklärt: Franz Schuberts Streichquartett in d-Moll "Der Tod und das Mädchen". Davor: "If my complaints could passions move" des Renaissance-Komponisten John Dowland (1563-1626) und Benjamin Brittens (1913-1976) "Lachrymae", das sich direkt darauf bezieht. Und: der hypnotische Liederzyklus "Apparition" des erst im Februar gestorbenen US-Komponisten George Crumb.
Die weiteren Termine stehen dem an Buntheit und Stimmigkeit in nichts nach. Die "Traumwelten" am 15. Oktober greifen das Titelthema mit Werken von Haydn bis Romeo Wecks (geboren 1994) auf. Dessen Stück "Jenseits der Schatten", Ergebnis des Kompositionswettbewerbs für Studierende der Musikhochschule Würzburg, läuft als Uraufführung. Den Abschluss machen Richard Wagners überirdisch schöne "Wesendonck-Lieder", gesungen von Theresa Romes, die sich damit erstmals in die Nähe des schwereren Stimmfachs begibt.
Der letzte Abend ist "Tanz!" betitelt und setzt das mit Musik von Camille Saint-Saëns, Astor Piazzolla, Antonín Dvorák, George Gershwin und Johann Strauß um. Und auch hier eine Uraufführung: "Lass mich" von Zaneta Rydzewska, geboren 1991.
Karten online unter www.kammermusik-wuerzburg.de oder an der Abendkasse.