Morgens um 8.30 Uhr, drei Tage nach der schrecklichen Messerattacke im Herzen Würzburgs. Die Innenstadt erwacht allmählich wie in jeder neuen Woche. Doch etwas ist anders als an üblichen Montagmorgen. Das zeigt die deutliche Polizeipräsenz in der Innenstadt. In Gassen und Straßen stehen noch immer Polizeibusse, auch Fußstreifen sind unterwegs. Je mehr man sich dem Barbarossaplatz nähert, desto größer wird das Polizeiaufkommen.
Bei dem Messerangriff am Barbarossaplatz am frühen Freitagabend verloren drei Menschen ihr Leben, weitere wurden schwer verletzt. Würzburg steht unter Schock – auch noch drei Tage nach dem Attentat.
Der Tatort, das Kaufhaus Woolworth, ist abgesperrt. Ein rotes Absperrband hängt quer vor dem Eingang und soll verhindern, dass Menschen der gläsernen Eingangstüre zu nahe kommen. Um ihrem Mitgefühl und ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, hatten viele Passanten schon am Samstagvormittag Blumen und Kerzen abgelegt.
Die Blumen und Kerzen haben sich zu einem Meer verwandelt
Seitdem haben sich die niedergelegten Blumen und Kerzen zu einem Meer verwandelt. Auch drei Tage nach der Tat zieht es Menschen noch immer an den Tatort, um einen kurzen Moment inne zu halten, an die Verstorbenen zu denken oder für sie zu beten. Nur wenige Passanten gehen an diesem Montag vorbei, ohne zur Gedenkstätte zu blicken.
An den Schaufenstern des Kaufhauses haben Mitarbeiter Plakate aufgehängt. "Unser Kaufhaus ist vorübergehend geschlossen", steht auf einem geschrieben. Ein zweites drückt Mitgefühl aus: "Wir sind in unseren Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen und wünschen allen Verletzten eine baldige Genesung." Auch der Polizei und den Rettungskräften wird gedankt.
Eine Dame mit schwarzer Bluse blickt abwechselnd von den Plakaten zum Blumenmeer vor dem Eingang und schüttelt den Kopf. In ihrer Hand ein Taschentuch - ihre geballte Faust drückt es fest zusammen. Es ist Milena Zekavie-Salzgeber, sie wohnt nicht weit entfernt. Und sie war im Kaufhaus, als die schreckliche Tat passierte. Sie möchte sich mitteilen, schildert ihre traumatisierenden Erlebnisse. Sie sind grausam.
Trauer und Mitgefühl kennt keine Unterschiede und Grenzen
"Ich bin nicht rausgekommen, konnte erst nicht fliehen, weil die Seitentüre verschlossen war", erzählt Zekavie-Salzgeber. Sie hämmert gegen das Glas, zieht an und drückt gegen die Tür, doch nichts bewegt sich. Dann ist auf einmal alles schwarz. "An einen Großteil kann ich mich nicht mehr erinnern." Nur noch daran, dass ihr auf einmal eine Frau einen Weg nach außen zeigt. Milena Zekavie-Salzgeber rennt und schafft es körperlich unversehrt ins Freie.
Trotz ihres Schocks ist die Würzburgerin drei Tage später an den Tatort zurückgekehrt. Um einen Blumenstock und Kerzen abzulegen, erzählt sie. "Ich habe es geschafft, doch die drei Opfer nicht", sagt sie und wischt sich mit ihrem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht.
Passanten bleiben stehen und hören ihr zu. Sie sind fassungslos und verziehen bei einigen Schilderungen schmerzhaft das Gesicht. Das Erzählte scheint alle an diesem Montagmorgen mitzunehmen. Was geradezu auffällig ist: Die, die hier Blumen und Kerzen niederlegen, ihr Mitgefühl zeigen, die trauern und beten - sind Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Nationalitäten und unterschiedlicher Religionen. "Wir trauern gemeinsam", sagt eine junge Dame und greift die Hand eines älteren Herren. Die beiden kennen sich nicht - und doch fühlen sie sich in ihrer Trauer verbunden.
Die Stadt am Montagvormittag: zwischen Innehalten und üblichem Trubel
Je später der Vormittag, desto mehr Passanten kommen vorbei, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Auch das Blumenmeer wächst weiter und weiter. Eine ältere Dame kommt vorbei, sie hat einen kleinen Strauß weißer Rosen im Rollator-Korb liegen, um ihm am Tatort abzulegen. "Es ist so furchtbar", sagt sie mit brüchiger Stimme und hält sich die zitternde Hand fassungslos vor dem Mund.
Auch drei Tage nach der schrecklichen Tat steht Würzburg weiter unter Schock. Und doch geht das Leben weiter. Je weiter man sich von dem Tatort entfernt, desto stärker der Wochentagstrubel. Die Menschen in der Stadt leben wieder ihren Alltag. Sie gehen zur Arbeit, gehen shoppen, essen Eis. Man blickt in lachende Gesichter. Doch vergessen werden die schrecklichen Geschehnisse vom Barbarossaplatz nie mehr sein.
Ich denke auch nicht von der Bundesregierung. Siehe dazu ZEIT ONLINE von heute: "Die Bundesregierung hat den Angehörigen der Opfer des Messerangriffs in Würzburg ihre Anteilnahme ausgesprochen. Der Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, man sei entsetzt über den Angriff". "Es ist eine Tat von nicht zu begreifender Brutalität und Bösartigkeit." Quelle: Zeit Online: Attentat in Würzburg "Eine Tat von nicht zu begreifender Brutalität".