
Der Inhaber der beiden Engel-Apotheken in Ochsenfurt ist mehr als ein Pharmazeut, der bloß Medikamente ausgibt. Er verbessert Therapien, deckt medizinische Risiken auf und wurde kürzlich mit dem renommierten Anna-Laven-Preis für interdisziplinäres Medikationsmanagement ausgezeichnet. Besonders gewürdigt wurde sein Einsatz für genetische Tests in der Pharmakotherapie, um Risiken durch Medikamenteneinnahme zu minimieren. Im Interview spricht Barsom Aktas unter anderem über Pharmakogenetik und seine Zusammenarbeit mit Ärzten zur Verbesserung der Lebensqualität seiner Kunden.
Barsom Aktas: Es geht dabei um das sogenannte Medikationsmanagement. Seit 2013 hat der Gesetzgeber vorgesehen, die Verantwortlichkeiten zwischen Ärzten und Apothekern neu zu verteilen. Dabei ist die Analyse der gesamten Medikation des Patienten in die Hände der Apotheker gelegt worden. Damit hat man sich an internationalen und europäischen Modellen orientiert. Das Ziel ist es, arzneimittelbezogene Probleme zu identifizieren und zu beheben. Vor allem bei Patienten, die mehr als fünf Medikamente täglich einnehmen, gibt es ein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen, Nebenwirkungen oder Doppelverordnungen. Mit einer sogenannten Medikationsanalyse nehmen wir uns etwa eine Stunde Zeit, um die Arzneimitteltherapie des Patienten zu durchleuchten. So können wir unter anderem feststellen, ob es zu ungünstigen Wechselwirkungen kommt.
Aktas: Wir wollten damals das Medikationsmanagement in Ochsenfurt etablieren. Es gab noch keine Finanzierung durch die Krankenkassen, und wir waren die Ersten in Deutschland, die ein solches Projekt gestartet haben. Mit unserem Modell konnten wir arzneimittelbezogene Probleme identifizieren, die sonst übersehen werden, und wurden dafür 2019 in Berlin mit einem Preis für interprofessionelle Kommunikation ausgezeichnet.
Aktas: Ein Patient litt über zweieinhalb Jahre an starken Schwellungen in Händen, Beinen und Füßen. Er musste zweimal pro Woche zur Lymphdrainage und war im Alltag massiv eingeschränkt. Die Analyse zeigte, dass ein Schmerzmittel die Ursache der Schwellungen war. Nach Anpassung der Therapie verschwanden die Symptome, und der Patient konnte auf die Lymphdrainage verzichten. Eine andere Patientin hatte schmerzhafte, offene Stellen an Händen und Füßen sowie Ausstülpungen am Zungengrund. Hier ergab die Analyse, dass diese Beschwerden durch ein Medikament gegen eine Pilzinfektion im Mund verursacht wurden, das sie fälschlicherweise dauerhaft eingenommen hatte. Nach dem Absetzen des Medikaments heilten die Wunden innerhalb weniger Wochen. Eine geplante Operation zur Entfernung der Ausstülpungen wurde überflüssig. Ein anderer Kunde, ein aktiver Rentner, konnte wegen Beinschmerzen keine Treppen mehr steigen, bis ein Cholesterinsenker als Auslöser erkannt wurde. Nach Medikamentenumstellung war er wieder mobil.
Aktas: Dieses Projekt geht über die klassische Medikationsanalyse hinaus und untersucht genetische Faktoren, die beeinflussen, wie Menschen Medikamente verstoffwechseln. Manche Leberenzyme, die Arzneimittel abbauen oder aktivieren, sind genetisch unterschiedlich vorhanden oder fehlen völlig. Dies kann dazu führen, dass Medikamente unwirksam oder schädlich sind. Ein Beispiel ist der Blutverdünner Clopidogrel, das oft nach Stents am Herzen eingesetzt wird. Bei etwa zehn Prozent der Nordeuropäer funktioniert ein entscheidendes Enzym nicht, so dass das Medikament wirkungslos ist.
Aktas: Wir haben 32 unserer Kunden, die Clopidogrel einnehmen, identifiziert und zu einer genetischen Testung eingeladen. Das Blut wurde von den Hausärzten der MainArzt abgenommen und in unserer Apotheke gesammelt und zur Universität Würzburg gebracht, wo der Test durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass bei sechs Patienten das Enzym nicht richtig funktioniert. Daraufhin wurden sie auf einen anderen Blutverdünner eingestellt.
Aktas: Sie sollten regelmäßig ihre Medikamente überprüfen lassen und darauf achten, dass alle behandelnden Ärzte und die Apotheker über ihre gesamte Medikation Bescheid wissen. Die Kommunikation zwischen Fachrichtungen ist essenziell, um Wechselwirkungen oder Fehlmedikationen zu erkennen.
Und auch der Hausarzt der den Medikamentenplan erstellt, gibt Hinweise.
wenn es mit Medikamenten Schwierigkeiten geben kann
wenn sie sich in die Quere kommen...