Oti Schmelzer verteilt Schokoladenküsschen, Ines Procter absolviert die Kostümprobe, und Volker Heißmann schmökert in einer Druckausgabe der „Nürnberger Nachrichten“, dem einzigen Exemplar, scherzt der Fürther Komödiant, „das im ganzen Jahr in Veitshöchheim verkauft wird“. Die Stimmung ist gut bei den Akteuren der „Fastnacht in Franken“ wenige Tage vor der Live-Prunksitzung des Fastnacht-Verbandes Franken und des Bayerischen Rundfunks, sie wird aber auch geprägt von einer großen Spannung: Wer von den bayerischen Politgrößen kommt zur 31. Ausgabe der Kultsendung an diesem Freitagabend?
Seehofer ist Verhandlungsführer der CSU
Die Koalitionsverhandlungen in Berlin fesseln eine ganze Riege von CSU-Granden in der Hauptstadt – allen voran den bayerischen Noch-Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Für den 68-jährigen Oberbayern gehörte die Franken-Fastnacht zwar immer zu seinen Lieblingsterminen, doch als Verhandlungsführer der CSU steht er derzeit unter einem besonderem Druck. Zudem sind seine Tage als Landesvater gezählt.
Besondere Herausforderung für die Künstler
Die Situation sei heuer eine extreme Herausforderung, gesteht Bauchredner Sebastian Reich, dessen Nilpferddame Amanda gerne ihre Späßchen mit Seehofer treibt. Kommt er? Kommt er nicht? Die Zeichen stehen im Moment eher auf Spree denn Main. „Wir haben natürlich einen Plan A und einen Plan B in der Schublade“, sagt Reich. „Notfalls auch einen Plan C“, aber den wird er nicht brauchen: Seehofers designierter Nachfolger, der bayerische Finanzminister Markus Söder, hat unserer Redaktion gegenüber sein Kommen bestätigt. Zwar gehört auch der 51-jährige Nürnberger zum Verhandlungsstab der CSU, doch den Freitagabend werde er sich freischaufeln. Zu seiner Verkleidung wollte Söder nur so viel verraten: „Nichts Schrilles, aber mit einer subtilen politischen Botschaft.“
Fest zugesagt haben ihre Teilnahme der frühere Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sowie der bayerische Landesbischof der evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm.
Bürgermeister Götz spielt Saxophon
Die Zuschauer an den Bildschirmen und im Saal dürfen sich auf eine Mischung aus bewährten Künstlern wie Michl Müller, Volker Heißmann & Martin Rassau, Peter Kuhn oder der Altneihauser Feierwehrkapell'n und neuen Nummern freuen. Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz etwa wird zu Beginn am Saxophon in der Pavel-Sandorf-Band mitspielen, denn seine Frau Julia und Schwägerin Theresa Englert singen das Eröffnungslied „Es lebe unsere Fasenacht“. Neu im Programm sind der „Amorbacher Klosterchor“ sowie das Männerballett der „Turedancer“ aus Zellingen (Lkr. Main-Spessart).
Veitshöchheim hat sich als Veranstaltungsort bewährt
Zum 30. Mal wird die Prunksitzung heuer aus den Veitshöchheimer Mainfrankensälen mit knapp 600 Sitzplätzen übertragen. Obwohl es bis zu 10 000 Kartenwünsche gebe, habe sich der Veranstaltungsort bewährt, so die Künstler, die regelmäßig viel größere Hallen füllen: „Wir brauchen die Stimmung im Saal, hier springt der Funke sofort über. Die Größe ist genau richtig“, sagt Bauchredner Sebastian Reich. „Die Halle ist nicht austauschbar.“
- Welche Verkleidung von Markus Söder für „Fastnacht in Franken“ fanden Sie am besten? Stimmen Sie ab!
Auch Volker Heißmann ist sonst größere Bühnen gewohnt, aber auch er findet: „Das kann man nicht woanders machen, denn die Unterfranken sind nun mal die Fastnachter unter den Franken.“
Mini-Gage für die Künstler
Für die Akteure ist Bayerns größte Fernsehbühne – im vergangenen Jahr schalteten knapp 4,5 Millionen Zuschauer ein – oft ein Sprungbrett und ein Forum, für das sie auch finanzielle Abstriche in Kauf nehmen. Wie Fastnacht-Präsident Bernhard Schlereth bestätigte, erhalte jeder Künstler auf der Bühne lediglich eine geringe Tagesgage: „Wir behandeln alle gleich.“
Diese kleine Aufwandsentschädigung sei in Ordnung, „weil wir dem Verband und dem BR viel zu verdanken haben“, so Volker Heißmann. Er stehe hinter diesem Konzept, weil durch die Einnahmen der Verband auch die Jugendarbeit finanziere. Der Bayerische Rundfunk hat mit dem Fastnachtverband einen dreijährigen Generalvertrag über sämtliche Fastnachtssendungen abgeschlossen, der 2019 ausläuft. Zu den Produktionskosten von„Fastnacht in Franken“ machte der BR auf Anfrage keine Angaben.
„Veitshöchheim“, sagt Sitzungspräsident Bernd Händel aus Nürnberg, „ist zu einem Stück Heimat geworden“. Oder wie es Oti Schmelzer, der Mann mit den Schokoladenküsschen, ausdrückt: „Veitshöchheim ist der Mittelpunkt des Lebens, den Rest der Zeit überbrücke ich.“
Fastnachts-Gewinner: Markus Schneider aus Fuchsstadt
Die Resonanz auf unser Gewinnspiel zu „Fastnacht in Franken“ war riesengroß, herzlichen Dank dafür. Rund 500 Einsendungen mit Bildern ihrer schönsten Kostüme erreichten die Redaktion. Viele Teilnehmer zeigten dabei eine wunderbare Kreativität, zu sehen waren Engel, Piraten, Monster, Bienen – eine Gruppe aus Frauen hatte sich sogar Kleider aus Main-Post-Zeitungen gebastelt. Oft lagen den Briefen auch Gedichte und Geschichten bei, ein Teilnehmer übersandte uns sogar seine komplette Büttenrede als Anhang. Alle Einsendungen, die uns auf dem Postweg oder digital erreichten, wanderten in unseren Lostopf. Die Glücksfee zog als Gewinner ein Katzen-Pärchen:
Markus Schneider aus Fuchsstadt bei Hammelburg.
„Unglaublich, da wird ein Traum wahr“, freute sich Schneider am Telefon, der nun zusammen mit seiner Frau Bettina am Freitag zu Gast bei „Fastnacht in Franken“ sein wird. Sie hatten ein Bild von sich als „Hello Kitty“ und „Kater Diddy“ eingeschickt.
Allen anderen Teilnehmern sei zum Trost gesagt, dass sie die Sendung live im Fernsehen sowie im Main-Post-Liveticker verfolgen können:
Fernsehtipp: Bayerisches Fernsehen: Freitag, 2. Februar, 19 Uhr, ,Fastnacht in Franken', Live-Prunksitzung aus Veitshöchheim. Wiederholung: Sa., 3. Februar, 20.15 Uhr. Di., 13. Februar, 12 Uhr.