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Würzburg
Multikultur oder Kulturnation? Bezirkstag debattiert, welche Art von Kultur durch Stiftung gefördert werden soll
Das Vermögen der Kulturstiftung beläuft sich auf 220 Millionen Euro. Für was das Geld verwendet werden soll, darüber gab es bei den Haushaltsberatungen unterschiedliche Meinungen.
Das Vermögen der Kulturstiftung beläuft sich auf 220 Millionen Euro.
Foto: Monika Skolimowska, dpa | Das Vermögen der Kulturstiftung beläuft sich auf 220 Millionen Euro.
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 25.12.2023 02:43 Uhr

Die Zahlen, die Kämmerer Armin Zankl vorstellte, zeigen, dass die Kulturstiftung mit einem Gesamtvermögen von 220 Millionen Euro glimpflich durch die vergangenen Krisenjahre gekommen ist. "Wir können stolz darauf sein, dass wir die Stiftung haben, die Jugend an die Kultur heranführen und Vielfalt streuen", betonte Bezirkstagspräsident Stefan Funk.

In den vergangenen Jahren ist es gelungen, die Kulturförderung ungeschmälert aufrechtzuerhalten. Geholfen haben Entnahmen aus den Rücklagen, die Ende 2024 auf knapp unter vier Millionen sinken. Auch wurden mehrere große Geldempfänger in den regulären Bezirkshaushalt verschoben, für den die Umlagenzahler, also die Gemeinden, Städte und Kreise aufkommen. Hinzu kommt 2024 die Mitgliedschaft des Bezirks im Zweckverband Fränkisches Freilandmuseum Fladungen. Dies entlastet die Stiftung nochmals um weitere 1,3 Millionen Euro. Weitere Umschichtungen seien nicht mehr vorgesehen, versicherte Zankl.

"Verlässlicher Partner" für die Kultur

Ziel ist es, zumindest in den kommenden fünf Jahren die Ausschüttung auf dem Niveau von 2019 zu halten. "Wir gehen davon aus, dass wir das erreichen können", stellte der Kämmerer fest. Die seit Mitte 2022 steigenden Zinsen schlagen sich bereits jetzt in steigenden Erträgen nieder. Damit dies gelingt, ist eine durchschnittliche Verzinsung von drei Prozent nötig. Derzeit liegt sie bei 2,72 Prozent. Die Stiftung konnte jedoch auch davon profitieren, dass sich eine Gläubiger-Bank aufgelöst hat. Die dort angelegten Gelder konnten somit vorzeitig zu besseren Konditionen neu angelegt werden.

Unterschiedliche Auffassungen über die Ziele der Kulturförderung zeigten sich bei den Haushaltsreden. Hülya Düber stellte für die CSU ähnlich wie Tamara Bischof für die Freien Wählern die Bedeutung des Bezirks als "verlässlicher Partner" der Kultur heraus. Kontrovers dagegen die Position Bernd Schuhmanns, Sprecher der nach der Neuwahl zweitgrößten Ratsfraktion, der AfD.

Förderung muss zur Existenzsicherung beitragen

Er sieht für eine "Kulturnation" die "Verpflichtung, das Kulturerbe zu erhalten". Die AfD trete zudem für die "Weiterentwicklung unserer Kultur" ein. Was er darunter versteht, ließ er offen. Dem hielten die Grünen und die SPD ihre auf Emanzipation und Integration abzielenden Ansätze entgegen.

Grünen-Sprecherin Barbara Imhof stellte besonders die Bedeutung "inklusiver" sowie "sozio- und multikultureller" Kulturangebote heraus. Die Kulturförderung des Bezirks müsse auch weiterhin für ein "weit gefächertes, lebendiges und inklusives Kulturleben in Unterfranken" stehen. Ebenso stellte als SPD-Bezirksrat Florian Töpper die "multikulturelle" Rolle der Kulturförderung heraus.

Die geförderten Kulturangebote und Projekte erstrecken sich über eine große Bandbreite. Sie reicht über Schloss Aschach mit zwei Millionen Euro oder den Denkmalschutz mit einer Million Euro bis zu einer Vielzahl kleiner und kleinster Veranstalter, denen oft drei- und vierstellige Beträge ausreichen. Entscheidend für eine Förderung ist, dass sie zur Existenzsicherung des Angebots beiträgt.

Debatte ums Gendern

Noch vor der Haushaltsdebatte der Kulturstiftung hatte es einen kurzen Schlagabtausch gegeben, der in eine ähnliche Richtung zielte. Die AfD hatte beantragt, die Gender-Sprache aus den offiziellen Texten des Bezirks zu verbannen und dabei ausdrücklich auch Doppelnennungen wie "Bürgerinnen und Bürger" mit einbezogen. Als Bernhard Sturn damit begann, seinen Antrag genauer zu erläutern und dabei auf die Einschätzungen des Vereins Deutscher Sprache (VDS) verwies, gingen zunächst Barbara Imhof, dann auch Hülya Düber entschieden dazwischen.

Mit einem Antrag zur Geschäftsordnung, der vordringlich zu behandeln ist, erreichte Imhof, dass das Thema in die Januarsitzung des Geschäftsordnungsausschusses verschoben wird. Dagegen stimmten nicht nur die vier AfD-Räte, sondern auch die beiden Sozialdemokraten. Eva Maria Linsenbreder erklärte diese mit dem Ziel, das Thema schon jetzt abzuhandeln und damit letztgültig abzuschließen. Die seit Jahrzehnten gebräuchlichen Doppelnennungen seien für sie eine Form der Höflichkeit.

 
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