Eines war von Anfang an klar, egal, wie sich die Pandemie entwickeln würde: "Es darf nicht nichts geben!" So lautet jedenfalls die Losung, die Evelyn Meining, Intendantin des Würzburger Mozartfests, für die Jubiläumsausgabe zum hundertjährigen Bestehen des Festivals (28. Mai bis 27. Juni) ausgegeben hat.
Und so hält das Mozartfest knapp acht Wochen vor dem Start am ursprünglichen Konzept fest: möglichst viele echte Live-Konzerte. Ein solches Zeichen der Hoffnung sei gerade zum Hundertjährigen wichtig, sagt Pressechefin Claudia Haevernick: "Was hat das Mozartfest in seiner Geschichte nicht alles durchgestanden. Man denke nur an die erste Ausgabe nach dem Krieg 1951 in der zerbombten Stadt."
Das Festival sei immer ein Sehnsuchtsort für die Menschen gewesen. "Viele können sich ein Jahr ohne Mozartfest gar nicht vorstellen", sagt Haevernick. Einige seien über Jahrzehnte von weither angereist, manche hätten hier einander sogar Heiratsanträge gemacht, unter ihnen übrigens der große Dirigent Rafael Kubelik. "Deshalb ist das Publikum bereit, all die Unsicherheiten mitzutragen, die wir ihm zumuten. Die Gäste wissen um unsere Lage und haben Verständnis."
In der Tat sind in dieser zweiten Aprilwoche im Jahr zwei der Pandemie noch unzählige Fragen offen. Was man derzeit sagen kann, und was Interessenten wissen müssen:
Seit Dezember konnten Karten verbindlich reserviert werden. Das ist reichlich geschehen, praktisch alle Termine sind überbucht. Dieser Tage werden die Glücklichen informiert, die zum Zuge kommen. Es gilt das Prinzip "Wer zuerst kommt ..." Alle anderen landen auf Wartelisten und können zumindest hoffen, dass jemand seine Karten doch nicht in Anspruch nimmt. Etwa, wenn er oder sie mit Änderungen nicht einverstanden ist. Und mit Änderungen ist weiterhin zu rechnen.
Das Mozartfest rechnet damit, dass maximal 25 bis 30 Prozent der Plätze belegt werden können. Dadurch wird es zu Verlegungen von Orten und Zeiten kommen, die auf der Homepagebekanntgegeben werden. So wird die Ausstellung "Imagine Mozart" (ab 15. Mai) nicht in der Residenz, sondern im Kulturspeicher zu sehen sein (Bericht folgt). Die Konzerte werden keine Pause haben, manche werden zweimal gespielt, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Der Mozarttag am 29. Mai wird nicht in der ganzen Innenstadt, sondern nur im Rathausinnenhof stattfinden, eine eigens entwickelte App soll für die Einhaltung der Abstände sorgen.
Die internationalen Aspekte sind derzeit die größte Unwägbarkeit. Hier wird sich vieles möglicherweise in letzter Minute entscheiden.
Das Mozartfest entwickelt derzeit eine eigene Teststrategie. Diese bezieht sich aber auf die Ensembles, nicht aufs Publikum. Der Grundgedanke: Wenn alle Musizierenden negativ getestet sind, können sie auf der Bühne ohne zusätzliche Abstände sitzen. Das ist vor allem für die Orchesterkonzerte im engen Kaisersaal wichtig, lässt sich aber möglicherweise nicht bei allen Orchestern anwenden, je nach deren tariflichen Regelungen. Schnelltests für das Publikum sind nicht vorgesehen. "Das kann man einmalig bei einem Pilotprojekt wie in Berlin machen, aber nicht bei einem sechswöchigen Festival wie dem Mozartfest", sagt Pressesprecherin Claudia Haevernick.
Das Mozartfest 2020 nahm beim Kartenverkauf 12 000 anstatt angesetzter 855 000 Euro ein. Die gesamten Eigeneinnahmen lagen bei 60 000 Euro anstatt bei einer Million. Claudia Haevernick: "Zusammengefasst kann man sagen, dass wir rund eine Million Einbußen bei den Gesamteinnahmen hatten und Einsparungen von knapp einer Million, also insgesamt ausgeglichen, aber eben auf einem viel niedrigeren Niveau." Die Ticketspenden beliefen sich auf 73 000 Euro und die Gesamtspenden auf 77 000 Euro. Für 2021 war ursprünglich ein Etat von vier Millionen vorgesehen. Sicher ist bislang nur: "Alle zugesagten Gelder dürfen wir verwenden", sagt Claudia Haevernick, "damit sind wir in einer privilegierten Lage."
Alle aktuellen Infos zum Mozartfest 2021 gibt es tagesaktuell auf der Homepage des Festivals: www.mozartfest.de