Ein 96-Jähriger aus Unterfranken ist ins Visier der Staatsanwaltschaft Weiden geraten. Sie prüft, ob der bei Kriegsende 20 Jahre alte Mann an möglichen Straftaten im Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz beteiligt war. Christian Härtl, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigt auf Anfrage die Ermittlungen, über die zuerst die Tageszeitung "Der neue Tag" in Weiden berichtet hatte.
Gesundheitszustand des 96-Jährigen unklar
Offenbar wurden die Strafverfolger über ein früheres Ausweisdokument im Internet auf den Fall aufmerksam. "Im Moment ist noch gar nicht klar, wie der Gesundheitszustand des Mannes ist", teilte Härtl mit, ohne nähere Angaben über den Ort zu machen, in dem der Verdächtige heute lebt. Es sei auch noch nicht völlig klar, ob der 96-Jährige tatsächlich im KZ Flossenbürg Dienst tat. Vernommen worden ist der Mann Härtl zufolge noch nicht.
Das KZ Flossenbürg war nach Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald das vierte große Konzentrationslager in der Zeit des Nationalsozialismus, eröffnet am 1. Mai 1938. Es erlangte traurige Bekanntheit dadurch, dass dort 1945 führende Köpfe des Widerstands gegen Adolf Hitler besonders brutal ermordet wurden.
Alte Wehrpässe im Internet frei zugänglich
Ins Rollen brachte die jetzigen Ermittlungen die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg. Das tschechische Militärarchiv in Prag hatte 2017 mehr als 1000 Wehrpässe von ehemaligen SS-Angehörigen frei zugänglich ins Internet gestellt - darunter auch den des 96-jährigen Mannes aus Unterfranken. Einem Sprecher der Zentralstelle in Ludwigsburg zufolge laufen bundesweit Ermittlungen gegen Verdächtige, die in Konzentrationslagern tätig gewesen sein sollen.
Im Wehrpass des Verdächtigen ist eine Zuweisung ins KZ Flossenbürg verzeichnet, das neben vielen anderen Außenlagern auch eines in Würzburg hatte. Dort waren von 1943 bis März 1945 knapp 60 Häftlinge zu Bauarbeiten an einem Lazarett der Waffen-SS eingesetzt, das sich auf dem Gelände der Universitätsnervenklinik in Würzburg befand. Sie mussten Bauarbeiten ausführen, nach Luftangriffen Bomben räumen und Leichen bergen. Am 22. März 1945 wurde das Lager aufgelöst, die Häftlinge wurden nach Flossenbürg überstellt.
Ermittlung in Weiden seit April
Laut Oberstaatsanwalt muss nun geklärt werden, ob der 96-Jährige an NS-Verbrechen beteiligt gewesen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft in Weiden beschäftige sich seit April mit dem Fall. Dem Wehrpass zufolge gehörte der heute 96-Jährige dem SS-Totenkopf-Sturmbann an. Die Staatsanwaltschaft Weiden ist zuständig, weil Flossenbürg in ihrem Einzugsgebiet liegt.
Von 2012 bis 2014 hatte Härtl schon einmal gegen einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher ermittelt. Der damals Beschuldigte soll in Auschwitz Dienst an der Rampe getan haben. Einen Tag, bevor über seine Auslieferung nach Deutschland entschieden worden wäre, starb er im Alter von 89 Jahren.
Auch Staatsanwaltschaft Würzburg ermittelte gegen KZ-Wärter
In Würzburg hatte zuletzt der Fall des 95-jährigen früheren KZ-Wächters Jakiv Palij für Aufsehen gesorgt. Nachdem er 2018 aus den USA abgeschoben worden war, ermittelte die Staatsanwaltschaft in Würzburg wegen Beihilfe zum Mord. Aus Mangel an Beweisen stellt die Behörde das Verfahren aber schließlich ein. Palij konnte nicht nachgewiesen werden, als SS-Mann an der Ermordung von 6000 Juden im Nazi-Arbeitslager im polnischen Trawniki beteiligt gewesen zu sein. Die Einstellung des Verfahrens hatte vor seinem Tod Anfang 2019 zu heftigen Protesten jüdischer Würdenträger in Deutschland geführt.
Allerdings ist eine Verurteilung wegen Mordes nach der Rechtsprechung in den Fällen Demjanjuk und Grönig durch einen Paradigmenwechsel in den letzten Jahren einfacher als zuvor geworden. Dies führt zu der paradox anmutenden, allerdings rechtsstaatlichen Herangehensweise, dass man sich einerseits auch die alten Herrschaften jetzt noch vorknöpft, obwohl ein Urteil möglicherweise noch nach Jugendstrafrecht zu erfolgen hat.
Ich frage mich allerdings auch, welchen Erkenntniswert dieser Bericht angesichts der dünnen Faktenlage zum jetzigen Zeitpunkt hat. Insofern hat es eher den Eindruck, dass man hier das journalistische Sommerloch mit einer etwas reißerischen Aufmachung und einem Thema, das immer polarisiert, zu füllen beabsichtigt.
Wegen anderen Sachen würde doch sicher ermittelt werden? - die sind ja alle verjährt. Selbst Totschlag, der einem Mord sehr ähnlich sein kann verjährt nach 20 Jahren!
Weswegen sollte ihrer Meinung nach dann ermittelt werden? Meiner Meinung nach können die Ermittlungen nur auf Mord hinauslaufen, alles andere würde doch kaum Sinn ergeben?
Aber genau das ist das Grundproblem dieses Artikels. Nichts ist bekannt, nichts ist klar, der Beschuldigte wurde noch nicht einmal befragt, der Staatsanwaltschaft ist noch nicht einmal der Gesundheitszustand bekannt. Was soll also dieser Artikel?
Der Artikel wirft mehr Fragen auf als er beantwortet.
Es ist aber nicht richtig, dass bereits zum jetzigen Zeitpunkt auf diese Art und Weise berichtet wird! So einen Artikel hätte ich eher in der "Zeitung" mit den vier Buchstaben vermutet. Der Mann wurde noch nicht einmal vernommen, auch alles weitere steht in den Sternen. Warum ein derartiger Bericht obwohl 0,0 bekannt ist?
Sie mussten sich ja gar nicht verstecken: Ohne die NS-Verbrecher hätte das 'Wirtschaftswunder' nicht geklappt. Und auch die Siegermächte waren nicht 'zimperlich', wenn Sie NS-Verbrecher vor den eigenen Karren spannen konnten.
Konrad Adenauer lehrte: »Man schüttet kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines hat.«