Es geht um zusätzliche Gleise und die komplette Elektrifizierung: Die Grünen in Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen fordern einen Ausbau der Bahntrasse Stuttgart-Würzburg-Erfurt. "Attraktive Zugverbindungen sind das Rückgrat zukünftiger Mobilität", fasst der Würzburger Landtagsabgeordnete Patrick Friedl das Ergebnis einer "Süddeutschen Bahnkonferenz" zusammen, zu der sich grüne Kommunalpolitikerinnen und -politiker sowie Landtags- und Bundestagsabgeordnete der drei Bundesländer in Würzburg getroffen hatten.
Richtung Frankfurt/Köln, Nürnberg/München oder Hannover/Hamburg sind Bahnreisende von Würzburg aus auf direktem Wege nicht nur regelmäßig, sondern auch ziemlich schnell unterwegs. Nach Erfurt indes führt die schnellste Verbindung - eine Stunde, 50 Minuten - erst mit dem Regionalzug bis Bamberg und von dort weiter mit dem ICE.
Der Regionalexpress, der unter anderem in Schweinfurt, Münnerstadt (Lkr. Bad Kissingen) und Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) hält, braucht eine halbe Stunde länger, obwohl die Strecke durch den Thüringer Wald kürzer ist. Er fährt auch nur maximal im Zwei-Stunden-Takt. Für die knapp 180 Kilometer von Würzburg nach Stuttgart benötigt der Regionalexpress zwei Stunden und 20 Minuten, eine schnellere Verbindung gibt es gar nicht.
Die Deutsche Bahn sieht aktuell jedoch keine Notwendigkeit, am Status Quo etwas zu verbessern. Die vorhandene Infrastruktur reiche für die benötigten Verkehre aus, so eine Sprecherin. Die Grünen wollen sich damit nicht abfinden, sie sehen "erheblichen Ausbaubedarf", betont Friedl. Bezirksrätin Christina Feiler aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg) sagt: "Wenn wir es mit der Verkehrswende ernst meinen, müssen wir in die Bahn investieren." Ein besseres Angebot locke mehr Leute in die Züge. Profitieren würden auch Unternehmen, die ihre Güter mit der Eisenbahn transportieren möchten.
Zwei Richtungen, ein Gleis: 80 Kilometer zwischen Schweinfurt und Oberhof eingleisig
Mit den Kolleginnen und Kollegen in Thüringen und Baden-Württemberg sei man sich einig, dass in einem ersten Schritt die Engstellen dort beseitigt werden müssen, wo sich Züge ein Gleis in beide Richtungen teilen müssen, sagt Feiler. Auf der Strecke Würzburg-Stuttgart ist zwar lediglich ein kurzes Stück zwischen Züttlingen und Möckmühl (Lkr. Heilbronn) nur eingleisig befahrbar, zwischen Schweinfurt und Oberhof (Lkr. Schmalkalden-Meiningen) aber liegt auf 80 Kilometern Strecke nur ein Gleis. Lediglich in den Bahnhöfen können entgegenkommende Züge aneinander vorbeifahren.
"Während für die Autobahntrasse Schweinfurt-Erfurt über eine Milliarde Euro investiert wurde, hat es bei der Bahn nach dem Mauerfall nicht mal für die Zweigleisigkeit gereicht", ärgert sich Friedl über eine seiner Ansicht nach falsche Prioritätensetzung in den vergangenen Jahrzehnten. Ein Unding sei, dass die Strecke in weiten Teilen weiter nicht elektrifiziert ist, hier also Dieselloks im Einsatz sind: "Das müssen wir dringend ändern."
Seitens der bayerischen Staatsregierung können die Grünen kaum mit Unterstützung rechnen. Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) betont in einer Antwort auf eine Anfrage des Würzburger Abgeordneten, wie sehr der Freistaat das Zug-Angebot zwischen Würzburg und Erfurt ausgebaut habe. Dort werde im Zweistundentakt mit schnellen dieselbetriebenen Neigetechnikzügen gefahren. Christina Feiler entgegnet: "Uns reicht das nicht, es braucht Investitionen in die Infrastruktur."
IHK Würzburg-Schweinfurt: Mainfränkische Wirtschaft sieht ebenfalls Defizite bei der Bahn
Eine Forderung, die auch die regionale Wirtschaft erhebt. In einer Pressemitteilung bezeichnet Sascha Genders, der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt, die Trassen Stuttgart-Heilbronn-Würzburg und Schweinfurt-Bad Neustadt-Erfurt als "infrastrukturell unzureichend". Allein die Einführung des 49-Euro-Tickets sei zu wenig, um die vielen Pendlerinnen und Pendler in der Region dauerhaft zum Umstieg auf die Bahn zu bewegen. Alternative Mobilitätsangebote müssten schneller und flexibler sein.
Derweil widmeten sich die Grünen bei ihrer Bahnkonferenz auch den Plänen für eine regionale S-Bahn Mainfranken, die Schweinfurt, Würzburg und Gemeinden im Landkreis Main-Spessart im 30- oder „idealerweise“ im 20-Minuten-Takt verbinden soll.
Das Verkehrsministerium in München hat jetzt auf Nachfrage von Patrick Friedl bestätigt, dass die Bayerische Eisenbahngesellschaft derzeit ein "optimiertes Fahrplan- und Betriebskonzept für die Region Mainfranken im Zeitraum von 2028 bis 2040" erarbeite. Dabei werde auch der notwendige Infrastrukturbedarf ermittelt. "Es wäre schön, wenn wir hier schnell vorankämen und nicht alle Mittel für den Ausbau des regionalen Schienenverkehrs in die Münchner S-Bahn fließen", sagt Friedl.
Veranstaltungshinweis
Um für die Reaktivierung von Bahnstrecken zu werben, lädt die Grüne Landtagsfraktion am Samstag, 17. Juni, zu einer Sonderfahrt mit der Mainschleifenbahn zwischen Seligenstadt und Volkach ein. Mit dabei ist unter anderem Ludwig Hartmann, der Grünen-Spitzenkandidat für die Landtagswahl. Nähere Infos auf der Homepage von Markus Büchler, dem verkehrspolitischen Sprecher der Grünen im Landtag.
Das Projekt S-WÜ-EF ist daher zu begrüßen.
Als griffigen Namen hierfür empfehle ich
Spätzle -Bocksbeutel-Bratwurst-Express.
Da holt man freilich gern das Geld in Franken um es im Münchner Untergrund zu vergraben.
Heute via ICE mit 1x Umsteigen in Frankfurt sind es 4Std 21Min sowie via RE mit 1x Umsteigen in Würzburg sind es 5Std 18Min. (siehe https://www.fernbahn.de/datenbank/suche/index.php?zug_id=19990102203)
Mit dem Auto benötigt man für die 341km derzeit 4Stunden. Die Bahn ist daher kaum attraktiv mit dem jetzigen Angebot. Ein 2gleisiger Ausbau der Strecke Erfurt-Stuttgart mitsamt Elektrifizierung würde mit einem IC eine gleiche Reisezeit wie das Auto bringen und zudem umsteigefrei sein.
Die Nachteile der Bündelung des Güterverkehrs auf wenige dicht belegte Schienentrassen hat die Panne beim Tunnelbau in Rastatt 2017 gezeigt. Von der 51-tägigen Sperrung waren ca. 8200 Güterzüge betroffen. Volkswirtschaflicher Schaden ca. 2 Mrd. Euro. Nur mit einem zuverlässigen und gut ausgebauten Schienennetz und pünklichen Güterzugleistungen werden sich auch wieder mehr Unternehmen dazu entscheiden Ihre Waren über die Bahn zu transportieren. Ein Ausbau der Strecke Stuttgart - Heilbronn - Lauda - Würzburg - Schweinfurt -Suhl ist deshalb überfällig!
Da wäre schon einiges an Zeit zu gewinnen, wenn alle anderen Halte, die der RE hat, wegfallen würden - und der Zug als IC durchfahren könnte, ohne ständig runterbremsen etc.
Gerade die Strecke Stuttgart-Würzburg-Schweinfurt-Erfurt-Leipzig-Berlin war bis zum Krieg eine der meistbefahrenen Strecken in Deutschland!
In den 90-ern gab es mal einen durchgehenden IR von Stuttgart bis Berlin, aber der war einfach zu langsam!
Stuttgart bis Schweinfurt elektrisch
Schweinfurt bis Artern mit Diesel-Lok
Artern bis Berlin dann wieder elektrisch
Das umspannen der Loks hat alleine zweimal fast ne Viertelstunde gedauert!
Auch wenn Sie es ständig wiederholen wird Ihr Kommentar nicht sinnvoller.
Der Transrapid ist eine völlig andere Technologie und brächte beim Ausbau des schienengebundenen Verkehrs überhaupt nichts.
Es wäre wahrscheinlich nicht einmal möglich in jeder größeren Stadt einen Umstieg von Schiene zu Magnetschwebebahn zu organisieren.
Daher würde auch ein ausgebautes Transrapid System die vorhandenen Probleme im Schienen Verkehr nicht entlasten.
Der Transrapid wäre allenfalls als Ersatz für den innerdeutschen Flugverkehr zu gebrauchen, allerdings unter Einsatz von vielen Milliarden. Das würden Sie und andere dann aber auch wieder kritisieren!