Auch wenn beim Stramu-Ersatzprogramm unter Corona-Bedingungen keine echte Festival-Atmosphäre aufkommen konnte: Die Musiker waren happy, und das Publikum war es auch. Im Schnitt kamen über 100 Menschen zu den zehn Shows im Rathaus-Innenhof.
Normalerweise liegt beim Festival für Straßenkunst von Freitag bis Sonntag ein Klangteppich über der Innenstadt. Gaukler und Artisten scharen große Menschenmengen um sich, die Zuschauer genießen das abwechslungsreiche Programm und honorieren die Darbietungen, indem sie Geld in die Hüte und Gitarrenkoffer werfen.
In diesem Jahr ging es vor allem darum, trotz der Hygienevorschriften Livekonzerte zu ermöglichen und die Musiker aus der Region zu unterstützen. "Wenn man das Stramu in seiner normalen Form kennt, ist es schon ziemlich schräg", sagte Organisator Mike Sopp am ersten Abend, nachdem die "Strabande" und Andreas Kümmert ihr Publikum mit zwei starken Auftritten in Stimmung gebracht hatten.
Kinder tanzen und hüpfen bei "Zappalott"
Die Zuschauer hielten sich weitestgehend an die Regeln, was zwischendurch auch zu ungewöhnlichen Situationen führte. Beim Auftritt der Würzburger Rockband "Devil May Care" am Samstagnachmittag waren die Fans so diszipliniert, dass sie beim Mitsingen der Songs ihre Masken aufzogen oder in die Armbeuge sangen.
Tanzen und hüpfen war nur für die Kinder bei der Show des Kinderzauberers "Zappalott" erlaubt. Normalerweise geht Christian Perleth bei seinen Auftritten ins Publikum oder holt Kinder auf die Bühne, was derzeit nicht möglich ist. "Der Funke ist trotzdem übergesprungen, die Kinder waren gut dabei", meinte Perleth hinterher. Für ihn war es einer seiner ersten Auftritte nach fast vier Monaten ohne Einnahmen: "Das ist für mich ein Hoffnungsschimmer. Ich habe großen Respekt für alle Veranstalter, die nicht absagen, sondern weitermachen."
Ähnlich äußerte sich der junge Sänger und Songwriter Jakob, der zu den Musikern gehörte, die zwischen den Rathaus-Konzerten in der Fußgängerzone spielten. Stramu-Feeling kam zwar auch dabei nicht wirklich auf, "aber die Leute freuen sich, dass überhaupt etwas los ist", sagte der 19-Jährige. Er durfte bereits beim KulturPicknick am Hubland für Gage spielen und freut sich über die Unterstützung der Stadt für die lokale Kunst- und Musikszene: "Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so viel Mühe geben, dass wir entlohnt werden."
Komplette Eintrittsgelder gingen an Künstler
Auch bei den Stramu-Pflastertönen gingen die kompletten Eintrittsgelder an die Künstler. "Wir sind froh, dass wir eingeladen wurden. Die Gage können wir in der aktuellen Situation gut gebrauchen", sagte Tim Oberhauser von der "Strabande". Die Straßenmusik-Profis haben vor einigen Jahren auf der Alten Mainbrücke angefangen und am Freitag vor der Rathauskulisse zum ersten Mal ein Konzert gespielt, für das Eintrittskarten verkauft wurden, wie Gitarrist Erik Stenzel erzählte.
Am Ende gab es für das Trio stehende Ovationen, und auch bei den anderen Konzerten war die Stimmung richtig gut. Zum Beispiel am Samstagnachmittag bei Nilz Hübenbecker, der zusammen mit Drummer Julian Lepore nicht nur gute Laune verbreitete, sondern das Publikum auch mit sozialkritischen Texten forderte. "Ich hatte den Eindruck, die Leute haben gut zugehört. Es kam viel zurück", so Hübenbecker. Die elektronische Musik von "Not Machine" am Abend kam ebenfalls gut an, obwohl nicht getanzt werden durfte.
"Wir hatten eine Menge guter Shows, und ein Publikum, das Lust darauf hatte", sagte ein zufriedener Stramu-Chef Mike Sopp am Sonntag. Er und sein Team hoffen, dass das Stramu im kommenden Jahr wieder in gewohnter Form stattfinden kann – dann übrigens wieder am üblichen Termin Anfang September.