Im Dezember findet in Würzburg auf dem Marktplatz der Weihnachtsmarkt statt. Auffällig sind in diesem Jahr dort viele bettelnde Menschen - das berichten mehrere Besucherinnen und Besucher dieser Redaktion. Mit Pappschildern würden sich die vermeintlich Hilfsbedürftigen vor die Menschen stellen und diese um Geld bitten. Handelt es sich hierbei um organisierte Bettlerbanden? Was sagen Polizei, Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) und der Sprecher der Marktkaufleute?
Handelt es sich bei den Bettlern um organisierte Banden?
Die Stadt Würzburg berichtet auf Anfrage, dass der Kommunale Ordnungsdienst in der ersten Woche des Marktes festgestellt habe, dass es ein erhöhtes Bettleraufkommen in der Innenstadt gegeben habe, "namentlich durch bandenmäßiges Zusammenwirken von auch aggressiv
bettelnden Personen, die aktuell allesamt aus Rumänien stammen." Dies sei in der ersten Woche auch auf dem Weihnachtsmarkt bei Streifengängen und durch Hinweise der Marktbeschicker aufgefallen.
In der ersten Woche seien vom KOD elfmal aggressive Bettelweisen festgestellt worden. In der zweiten Woche habe dies etwas abgenommen, berichtet Uwe Zimmermann, Ordnungsamtsleiter, der mit seinem Team für die Durchführung des Weihnachtsmarktes verantwortlich ist. "Unserer Beobachtung nach liegt ein hoher Organisationsgrad der Bettlerbanden vor, da die Gruppen regelmäßig zeitgleich beginnen und enden sowie sogenannte Späher einsetzen, die Bandenmitglieder vor Kontrollen und Streifen warnen."
Die Polizei Würzburg erklärt auf Anfrage, dass sie über ein erhöhtes Bettleraufkommen informiert sei und die Situation auf dem Weihnachtsmarkt beobachte. Organisierte Bandenaktivität habe man bislang nicht feststellen können. Wöchentlich gebe es mit dem KOD und der Polizei einen gemeinsamen Jour fixe, um über aktuelle Brennpunkte zu sprechen. Da sei auch das Auftreten der Bettler ein Thema.
Wie gehen die Bettler dabei vor?
Diese haben meistens ein sehr "aggressives" Vorgehen, so Uwe Zimmermann. Das bestätigt auch Werner Baumeister, der Sprecher der Marktkaufleute. Er berichtet, dass es Fälle gebe, bei denen sich Bettler den Besucherinnen und Besuchern in den Weg stellen und nach Geld fragen, meistens mit Pappschildern in der Hand, auf denen "Ich habe Hunger" oder "Ich brauche Geld für mein krankes Kind" geschrieben steht. Zudem würden die Bettler den Besucherinnen und Besuchern aufdringlich nachlaufen und sie um Geld bitten.
Gab es in den letzten Jahren Vorfälle mit Bettelbanden?
Solche Banden habe es schon immer gegeben, auch außerhalb des Weihnachtsmarktes, weiß Werner Baumeister. Jedoch seien die Bettler noch nie so präsent gewesen, wie in diesem Jahr. Auch die Polizei bestätigt, dass sich das Bettleraufkommen während der Vorweihnachtszeit erhöht habe.
Was wird gegen die bettelnden Menschen unternommen?
Werner Baumeister hat alle Standbesitzer auf dem Weihnachtsmarkt informiert, erzählt er. "Beobachten sie etwas, dann sollen sie das Ordnungsamt informieren." Das KOD schicke dann eine Streife vorbei und verweise den Bettler vom Platz, informiert Zimmermann.
Das aggressive und bandenmäßige Betteln könne vom KOD mit einem Verwarngeld bis zu 55 Euro geahndet werden, wobei Täterinnen und Täter gelegentlich auch nur weniger Geld bei sich hätten oder vorgeben würden, bei sich zu haben. Regelmäßig werde dabei auch ein Platzverweis erteilt. Personen, die gegen einen Platzverweis verstoßen oder wiederholt durch aggressives Betteln auffallen, können laut Zimmermann in polizeilichen Gewahrsam genommen werden. In vergangenen Jahren sei in einigen Fällen sogar über das Ausländeramt geprüft worden, ob "freizügigkeitsberechtigte Unionsbürger" ihr Aufenthaltsrecht aus Gründen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung wieder verlieren. Dies sei in diesem Jahr aber noch nicht geschehen.
Was unterscheidet die Bettler von Hilfebedürftigen?
Für die Stadt Würzburg und den KOD sei es wichtig, dass zwischen unterschiedlichen Personengruppen unterschieden werde. "Bettelnde Personen gibt es in der Innenstadt schon immer", sagt Zimmermann und weist darauf hin, dass es sich dabei häufig um Menschen handele, die durch das "soziale Netz" gefallen seien, oftmals auch unverschuldet. Oft würden diese Menschen strukturelle Hilfsangebote kaum mehr annehmen und kaum mehr einen eigenen Weg sehen, um ihr Leben ohne das Betteln zu bestreiten.
"Wir wollen diese Menschen mit ihrer Würde wahrnehmen, daher ist und bleibt auch das sogenannte stille Betteln in der Innenstadt grundsätzlich geduldet. Diese Menschen wissen aber auch, dass der Weihnachtsmarkt eine Sonderveranstaltung im straßenrechtlichen Sinne und eine öffentliche Einrichtung ist, auf deren Fläche nicht gebettelt werden darf", so Zimmermann weiter.
Werner Baumeister stellt ein typisches Verhalten fest: Hilfsbedürftige Bettler würden nicht aktiv auf Besucherinnen und Besucher zugehen, Banden dagegen schon. Auch würden Mitglieder der Bettlerbanden kein Essen annehmen, sondern ihnen gehe es nur um Geld.
Der Würzburger Weihnachtsmarkt kann noch zum 23. Dezember auf dem Marktplatz und in -der Eichhornstraße besucht werden.
Einige Male habe ich solchen Jammergestalten ein paar belegte Brötchen in die Hand gedrückt, darüber haben sie sich offensichtlich gefreut. Das kann ihnen ihr Drücker ja nicht mehr abnehmen. Aber natürlich ist mir klar, dass sie abends bei ihren Bossen die Taschen umdrehen müssen, deshalb wollen sie natürlich eigentlich Geld, aus Angst vor den Drückern.
Sie können einem leid tun.
Aber man sollte das niemals mit Geld unterstützen.
"Echte" Bedürftige kann man normalerweise gut von solchen unterscheiden.