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Rottendorf
Misstöne zwischen Schmäh und menschlicher Wärme: Wolfgang Ambros hinterlässt in Rottendorf einige Fragezeichen
Der österreichische Liedermacher begeistert auf Gut Wöllried 1000 Fans mit seiner Musik und verwundert mit unkonzentrierten Ansagen zwischen den Liedern.
Ein herzlicher Auftritt mit kleinen Fehlern: Wolfgang Ambros wirkte nicht immer konzentriert, begeisterte die Fans auf Gut Wöllried trotzdem mit seinen Hits.
Foto: Silvia Gralla | Ein herzlicher Auftritt mit kleinen Fehlern: Wolfgang Ambros wirkte nicht immer konzentriert, begeisterte die Fans auf Gut Wöllried trotzdem mit seinen Hits.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.07.2024 02:35 Uhr

Du verstehst mi ned. Abseits dialektaler Übersetzungsholprigkeiten dürften nicht wenige im Publikum diesen Refrain abnicken. Wolfgang Ambros ist an diesem Abend tatsächlich nicht immer gut zu verstehen. Wenn er zwischendurch Geschichtchen erzählt, ist er unkonzentriert, verschluckt neben Silben ganze Gedanken. Der österreichische Liedermacher wirkt, sagen wir, etwas weinselig. Etwas arg. Sobald der 72-Jährige aber singt, und dafür ist er bei seinem Auftritt in Rottendorf (Lkr. Würzburg) schließlich da, ist seine Stimme klar, vergleichsweise fest und rotzig-charmant wie eh und je. Das macht Laune - auch wenn ein leiser Zweifel an der Verfassung des Künstlers bleibt.  

Im März war Ambros, dem in der Vergangenheit immer mal Alkohol-Probleme nachgesagt wurden, noch im Spital. Wegen einer Fußentzündung, wie es heißt. Seine Wien-Konzerte holte er im April nach. Jetzt ist er in Deutschland unterwegs. Mit kleinem Besteck. Ambros pur. Nicht ganz ohne Strom, aber lediglich begleitet von Pianist Günter Dzikowski und Gitarrist Roland Vogl. Die Minimalbesetzung lässt Raum für Wiener Schmäh. Diesen etwas anderen, "goscherten" Humor. Ambros ist gut gelaunt, als habe es die 1:2-EM-Niederlage des Teams Austria gegen die Türkei tags zuvor nie gegeben.

Geschichten aus dem Wiener Kaffeehaus

Über Fußball spricht Ambros eh nicht. Lieber über Herzschmerz oder gleich nur Schmerz. Oder über das Wiedersehen mit einer "sehr stattlichen Dame" namens Adele im legendären Wiener Kaffeehaus Hawelka. An eine Bettina erinnert er sich auch im gleichnamigen Song. Der Geist der Achtziger und Siebziger zieht durch das Gut Wöllried. "Du bist wia die Wintersun" war 1972 eines seiner ersten Stücke. Ob es viele seiner Gäste kennen, zweifelt der Künstler provokant an. Mutmaßt später bei "Zwickt's mi", viel mehr könne ihnen womöglich nicht geläufig sein.

Fotoserie

Dass das unhöflich sein könnte, grantelt er beiseite. Zugegeben: charmant. Herrlich, wie er seine Interpretation des Danzer-Klassikers "Weiße Pferde" beinahe rechtfertigt. Hübsch sein Kramen in der Bob-Dylan-Kiste: "Don't think twice, it's allright" - bei ihm heißt's "Denk ned noch". Wer wegen der Skistöcke, mit denen Ambros gebückt auf die Bühne tapst und nach einer knappen Stunde zu einer Pause wieder herunter, auf "Skifoan" wartet, wartet vergebens. Zunächst.

Nasskalter Abend auf Gut Wöllried in Rottendorf: Wolfgang Ambros hinterließ einen zwiespältigen Eindruck.
Foto: Silvia Gralla | Nasskalter Abend auf Gut Wöllried in Rottendorf: Wolfgang Ambros hinterließ einen zwiespältigen Eindruck.

Klarer wird Wolfgang Ambros nach 20 Minuten Luftholen im Plausch nicht. Im Gegenteil. Dass er über die versteckten, liebevollen Gehässigkeiten selbst am meisten lacht, dürfte daran liegen, das er noch weinseliger wirkt - und es folglich immer anstrengender wird, ihm zu folgen. Dazu passt ein verunglücktes Geburtstagsständchen: Nicht, weil "Geburtstag" seinen zwischenmenschlichen Textzauber verloren hätte, sondern die Kommunikation mit Dieter und Elke, den Jubilaren des Abends, verunglückt.     

Ein unerschöpfliches Repertoire an Gassenhauern

Wie auch der ein oder andere Ton auf seiner Akustikgitarre. Was Ambros stimmlich weiterhin überraschend souverän beiseite schmettert. Da helfen ihm seine beiden Mitmusikaten, die aus "Gezeichnet fürs Leben" einen ganz großen Moment machen. Und natürlich hilft ihm sein schier unerschöpfliches Repertoire an Gassenhauern.

Einen ganzen Sack voll davon gibt's als Zugaben, eingeleitet von seiner Premieren-Single "Da Hofa", über die "Blume aus dem Gemeinebau" und "Die Kinettn"  bis zu "Es lebe der Zentralfriedhof". Ja. Und das Warten auf "Skifoan" hat auch ein Ende. Die Fans haben Spaß. Und Wolfgang Ambros gibt diesem nasskalten Abend trotz alle Misstöne zwischenmenschliche Wärme. Nur gibt die Bühne auch ihm noch Spaß und Wärme? Seine Kunst ist für die Ewigkeit, doch seine Zeit wirkt vorbei.    

 
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  • Carola Pohensky
    Guten Morgen Frau Pohensky, vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Ich werde Ihre Anregung an die verantwortliche Redaktion weiterleiten.
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  • Martin Lang
    Wenn einer zwei Stunden lang seine Lieder singt, das Publikum erreicht und begeistert und nicht vom Stuhl fällt - wo ist das Problem?
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  • Wolfgang Seubert
    War ein tolles Konzert! Ambros hat geliefert! Sowohl musikalisch als auch von der Länge des Konzerts! (Fast 2 einhalb Stunden)!! Machen nicht mehr viele! Alles andere ist unnötiges Beiwerk und nicht erwähneswert!! Mir hats super gefallen!!
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  • Stefan Fuchs
    Hoffe unser Wolfer'l kommt noch öfters nach Franken.
    Auch nach diesem "Mainstream Kommentar".
    Kaum ein Musiker hat mich so inspiriert.
    Verwahrlost aber frei!
    Mach weiter!
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  • Carmen Holzheimer
    Hätte jemand so einen Lesebrief geschrieben, wäre er nicht gedruckt worden. Schade, dass keinFachmann vertreten war. Alle die beim Konzert dabei waren,
    finden bestimmt keinen Einklang mit diesem Artikel.
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  • Klaus Fiederling
    in einem gewissen Alter sollte man Abschied von der Bühne nehmen.
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  • Dietmar Eberth
    Das hat meist nichts mit dem Alter zu tun. Howard Carpendale, Amigos, Jürgen Drews, Udo Lindenberg, Rolling Stones, uvm.
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  • Carmen Holzheimer
    Wurdest du genötigt hin zu gehen, oder was soll das?
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